Liebes Tagebuch
es ist alles so merkwürdig geworden. Ich weiß auch nicht. Alles ist anders! Ich habe das Gefühl keiner ist mehr für mich da. Alle haben mich verlassen. Alle haben mich aufgegeben. Wobei ich denke, dass ich mich selbst wohl am meisten aufgegeben habe.
Es tut so weh! Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Jedes Mal wenn ich versuche mit Nick, oder Papa oder Alex oder Jackson zu reden, schaffe ich es nicht! Ich weiß nicht woran das liegt. Ich weiß es einfach nicht. Es ist wie etwas, was mir die Kehle zuschnürt. Unfähig etwas zu sagen. Und immer wieder frage ich mich, warum ich sie noch mehr belasten soll. Wieso soll ich sie mit meine Sorgen, meine Ängste, meinem Kummer noch mehr belasten? Was wir durchgemacht haben, sie brauchen auch Zeit, das alles zu verarbeiten. Wieso soll ich es ihnen noch schwerer machen? Ihnen geht es auch nicht gut. Auch wenn alle versuchen normal weiter zu leben. Nichts in dieser Familie ist mehr normal! Nichts!
Ich hoffe nur, dass es besser wird. Und dieser Schmerz soll endlich verschwinden! Die Wade ist längst verheilt, aber ich habe das Gefühl, dass die Narbe jeden Tag von neuem aufgezogen wird. Dass ich jeden Tag von neuem diese Schmerzen fühlen muss.
Ich habe keine Kraft mehr. Ich habe keine Kraft mehr diesen Schmerz zu fühlen. Er macht mich kaputt! Und er verschwindet nicht. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich habe das Gefühl überhaupt nichts mehr zu wissen.
Kapitel E I N S
Er öffnet die Tür. Und tritt in das warme Gebäude ein. Es regnet und die Temperaturen liegen bei zehn Grad. Was für September sehr ungewöhnlich ist. Seine Haare hängen ihm nass ins Gesicht. Sein Blick wandert zu seinen Geschwistern. Jacksons Haare hängen ihm ebenso ins Gesicht. Auf seinem Gesicht sind kleine Regentropfen zu finden. Bei Alex hängen die Haare nicht ins Gesicht. Bei ihm kräuseln sie sich auf dem Kopf. Er verflucht seine Haare und wünscht sich auch glatte Haare zu haben. Die Jungs tragen alle ihren grauen Rucksack, sie ihre schwarze Tasche. Eine große Kapuze hängt ihr bis ins Gesicht. Ihre zierliche und abgemagerte Figur kann selbst der viel zu große Pulli nicht verbergen.
Der Riese seufzt. Schaut auf seine Schwester hinab. Sein Blick wird mitleidig. Dann wendet er seinen Blick ab. Straft seinen Rücken und geht Richtung Klassenraum. Ihm fallen die Blicke, die ihm die Mädchen zu werfen gar nicht mit. Gedanklich ist er wo anders. Wahrscheinlich hat der Blog Eintrag nur dazu geführt, dass Nick noch mehr im Rampenlicht steht. Jedoch weiß er nichts, von diesem Block.
Erst als die dunkle Stimme von Jackson erklingt, scheint Nick aus seinen Gedanken wieder in die richtige Welt zu kommen. „Meine Güte, noch nie einen Jungen gesehen?! Gafft doch einfach wo anders!"
Nick dreht sich zu seinem Bruder um. Dieser stöhnt nur genervt und geht weiter, an Nick vorbei, in der Klassenraum. „Was ist denn mit dem?",fragt Nick verwirrt und Alex zuckt nur unwissend die Schultern. Sie wissen nicht, dass Jackson auf Nick eifersüchtig ist. Jackson wird es wahrscheinlich auch nie wieder aussprechen. Es hat ihn vor Dr. Fritscher schon genug Überwindung gekostet. Michelle starrt ins Leere.
„Michelle?",sagt Alex um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie ist stehen geblieben, hat einfach den Boden angestarrt und schien den Tränen nahe. Sie erschreckt. Ihr Blick schnellt zu Alex. Sie hat begonnen zu zittern.
Alex wirft Nick einen kurzen Blick zu, der mehr als besorgt wirkt. Auch Nick sieht sie abwartend an. Sie beißt sich auf die Zunge und geht an ihren Brüdern vorbei in den Klassenraum. Jackson hat sich bereits auf seinen Platz niedergelassen. Neben ihm sitzt ein Mädchen, dass wie wild auf ihrem Handy herum tippt. Jackson wirkt genervt, als sie schon zu dritten Mal laut auf quiekt. Ein paar Augenpaare wandern zu Michelle und mustern sie flüchtig. Sie setzt sich neben Jackson. Auch Nick und Alex betreten den Raum. Und es herrscht für einen kurzen Augenblick Stille im Raum.
Das Mädchen neben Jackson quiekt erneut. Ihm platzt der Kragen , reißt ihr das Handy aus der Hand und knallt es auf den Tisch. „Hat man bei dir die Ölung vergessen, oder warum quiekst du so? Tablettenkind!"
Sieh sieht ihn fassungslos an. Ihr Mund ist leicht geöffnet. Doch ehe sie weiter protestieren kann, wandert ihr Blick zu Nick, der wiederum seinen Bruder verwirrt ansieht.
Michelle umklammert ihre angewinkelten Bein und legt ihren Kopf auf die Knie.
„Was ist denn heute los? Warum bist du so gereizt?", fragt Nick seinen Bruder, als er neben Michelle Platz nimmt. Doch Jackson gibt ihm keine Antwort. Starrt nur wie ein bockiges kleines Kind vor sich hin. Die Klasse, die das ganze Spektakel mit verfolgt hat, hat sich bereits wieder abgewandt.
„Meine Güte, dann benimm dich halt wie ein kleines Kind! Ist nicht mein Problem...",brummt Nick.
Der Lehrer kommt in die Klasse und so kann nicht weiter diskutiert werden. Herr Winter, ein hochgewachsener Lauch mit Brille und einem braunem Ledertäschchen. Seine schwarzen vollen Haare sind wohl das einzige, was an ihm gut aussieht.
„Guten Morgen meine Damen und Herren. Eine kleine Wiederholung. Damit sie alle an diesem Mittwochmorgen etwas wacher werden. Jenny, welche Formel hat die Normalparabel?"
Jenny, das Mädchen in der zweiten Reihe, überlegt. „Ich glaube y=x²+c"
„Glauben kannst du in der Kirche, aber ja, das ist richtig. Michelle, wie ist der Satz des Pythagoras?"
Michelle schreckt zusammen und verkrampft kurz.
Sie bleibt stumm. Auch wenn sie die Antwort weiß, so sagt sie dennoch nichts.
„Die ist doch stumm...die hat wahrscheinlich noch nie ihre eigene Stimme gehört!",kommt es aus der letzten Reihe von Tyler.
Nick verkrampft. Seine Hand ballt sich zu einer Faust. Er atmet tief ein und aus, ehe er etwas erwidert: „Keiner hat nach deiner Meinung gefragt! Also halt einfach deine scheiß Klappe, du hast eh keine Ahnung!"
„Hey, Jungs ruhig...",versucht der Lehrer zu schlichten und zu beruhigen.
Doch es ist genau das was Tyler will. Stress. Er weiß, dass Nick schnell ausrastet, wenn es um seine Familie geht. Tyler sein blaues Auge ist noch nicht ganz verschwunden. Nicht so wie bei Nick, bei ihm sieht man so gut wie nichts mehr.
Tyler beginnt zu lachen. „Ist klar, dass Babysitter Nick da was zu erwidern hat!"
Nick verkrampft immer mehr.
„Finn...beruhig dich...",flüstert Alex so leise, sodass es nur Nick mit bekommt. Sein alter Name lenkt Nick ab. Er entkrampft sich und sein Blick schweift ins Leere.
„Nenn. Mich. Nie. Wieder. So!",platzt es ihm heraus und schaut seinen Bruder finster an. Dann steht er auf und verlässt den Raum. Seine Mitschüler sehen ihm verwirrt nach. Und auch Tyler hat nicht mit so etwas gerechnet.
Michelle sinkt immer mehr in sich zusammen. Gedanklich ist sie abgeschweift. Sie muss an Kyle und Jack denken. Wie Kyle ausgerastet ist, als sein Vater gestorben ist. Vor Michelles Augen ist ein Mensch gestorben. Was wohl seine letzten Gedanken waren. Ob er das alles bereut hat. Sie wird ihn nie fragen können. Und beinahe wäre es für sie auch vorbei gewesen. Wie sie gebangt hatte, dass sie Finn nicht in die Finger bekommen. Und als er dann doch neben ihr lag. Sein Versprechen, dass alles gut werden würde. All diese Dinge gingen ihr durch den Kopf.
Jackson schaut seine Schwester an. Sieht wie sie mit den Tränen kämpft. Jedes Mal wenn er sie so sieht, dann kommt er sich so unnütz und unsicher vor. Hilflos. Er weiß nicht was er tun soll. Also lässt er sie meistens einfach in Ruhe.
Alex dreht sich zu Tyler um wirft ihm einen finsteren Blick zu, woraufhin dieser nur lachen muss.
„Also wer kann mir den Satz des Pythagoras sagen?",fährt der Lehrer mit dem Unterricht fort.
Alex meldet sich. „Ja Alex..."
„Ähm ich..ich...ich wollte eigentlich nur nach Nick schauen gehen."
Herr Winter seufzt und nickt dann Richtung Tür.
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Vierlinge Survival (2)
Teen Fiction!!komplette Geschichte wird überarbeitet. Dies wird nicht der zweite Teil der Vierlinge bleiben!! Michelle Schmitz hat die Hoffnung aufgegeben, dass sie das Vergangene ignorieren kann und einfach neu Starten kann. Sie und ihrer drei Brüder versuche...