KAPITEL N E U N Z E H N
Ein monotones Piepen ist das erste, was ich höre. Wenn auch nur leise. Dann sind da noch leise Stimmen. Mir brummt der Kopf. Ich habe höllische Schmerzen. Was ist passiert? Bin ich tot?
„Ihm fehlt soweit nichts. Nur ein paar Prellungen und blaue Flecken. Er wird sich schlapp fühlen, mehr aber auch nicht. Er hat noch mal Glück im Unglück gehabt."
„Und Michelle?",ich kenne diese Stimme doch. Aber ich komme nicht darauf, wem sie gehört.
„Tja...so genau lässt sich das nicht sagen. Sie hat ein Schädel-Hirn-Trauma. Ein sehr starkes sogar. Und, es ist nicht ausgeschlossen, dass sie davon keine bleibenden Schäden trägt-" „Was für Schäden?!" „Naja", der Mann seufzt, „möglicherweise kann sie davon leichten bis schweren Gedächtnisschwund haben. Schlimmsten falls ist sie aber auch gelähmt. Es ist ganz unterschiedlich. Jedoch muss sie dafür erst einmal aufwachen! Wir konnten ihren Zustand stabilisieren, aber dennoch besteht weiterhin das Risiko, dass..." „Dass sie stirbt!" „Bei einem leichtem Schädel-Hirn-Trauma wäre sie nach spätestens fünfzehn Minuten wieder aufgewacht. Aber sie ist jetzt schon fast fünf Stunden in diesem Zustand. Bei einem mittelschwerem Schädel-Hirn-Trauma wäre sie spätestens nach einer Stunde aufgewacht. Ab eineinhalb Stunden gehen wir davon aus, das der Patient Folgen davon tragen wird. Wenn er es denn überhaupt übersteht!"
Es ist einen Moment still. „Das Baby hat übrigens überlebt. Die sechste Schwangerschaftswoche. War sie schon beim Frauenarzt? Möchten Sie vielleicht den Vater anrufen?"
„Nein, soweit ich weiß nicht." „Möchten Sie, dass ich den Vater für Sie kontaktiere?" „Nein!", die junge Männerstimme klingt wütend. „Okay, wie Sie meinen. Ich lasse sie jetzt mal alleine. Dann können sie zwei bei ihren Geschwistern in Ruhe sein."„Danke."
Tür öffnen. Tür schließen. Fußschritte.
„Scheiße!" „Meint ihr sie wird wieder?", eine weitere Stimme die mir bekannt vor kommt.
„Keine Ahnung..." „Wenn sie vergessen haben sollte, was alles passiert ist, dann erzählen wir ihr nichts, verstanden!" „Und wenn sie es doch irgendwie rausbekommt? Ich meine, wie willst du ihr das mit dem Baby erklären?" „Sie hatte einen Freund, der sich aber als Arschloch entpuppt hat! Ich glaube, alles andere würde sie nur noch mehr kaputt machen. Ich will sie nicht mehr so sehen, so traurig. Vielleicht ist das die Möglichkeit damit abzuschließen..."
Ich fühle mich schwach. Und irgendwie kaputt. Nicht das erschöpfte kaputt, sondern das kaputt wie zerbrochen oder zerstört. Und ich kann mir nicht erklären wieso das so ist. Ich kann mir nicht mal erklären wie ich hierhergekommen bin.
»Ich werde dich finden! Dich und unser Kind! Und dann werde ich dich töten!« Und je mehr ich mich anstrenge, je mehr kommt von meinen Erinnerungen wieder und je mehr ich mich daran erinnere, je mehr tut es weh. Nicht mein Kopf. Nicht meine Wade. Sondern dieses erdrückende Gefühl, dass sich anfühlt als würde es mir die Luft abschnüren. »Ich liebe dich! Ich mache das hier für dich! Und wenn ich dabei sterbe!« Ein Stich in meinem Herzen. Mein Mund fühlt sich trocken an. Auf meiner Haut bilden sich Schweißperlen. Das spüre ich.
„Hat sie sich bewegt?", das ist Alex Stimme. Der Unfall! Oh mein Gott. Wie geht es den anderen? Wieso bleibe ich hier einfach liegen? „Bleib liegen. Der Doktor hat gemeint, dass du dich ausruhen sollst!" „Wie soll ich mich ausruhen, wenn diese Mondegos oder Del Rios uns versuchen zu killen?!" „Wir wissen nicht, ob sie es waren! Außerdem wären die doch sonst schneller gefahren..." „Nick! Hör auf! Nimm diese Arschlöcher nicht noch in Schutz! Paul wäre ohne sie jetzt nicht tot! Mama würde leben! Und wir müssten nicht von vorne anfangen! Wieso sollen sie nicht auch noch den Rest von uns zerstören?! Das was wir noch haben! Was hält sie davon ab uns nicht auch noch das zu nehmen!", schreit Alex.
„Nick meint doch nur, dass du ihnen nicht für den Unfall die Schuld geben kannst, solange du nicht weißt ob sie es wirklich waren. Es kann auch ein ganz normaler Verkehrsunfall gewesen sein. Mondego sitzt größtenteils hinter Gittern..." „Vergiss es..." „Auch wenn ich sie für alles verantwortlich machen will. Für unsere Taten sind immer noch wir selbst verantwortlich." Nick klingt ruhig.
„Ihr versteht es nicht, oder? Die sind verantwortlich, dass wir überhaupt hier sind!" „Das hätte auch überall wo anders passieren können! Wir können sie nicht dafür verantwortlich machen!"
Ich öffne die Augen. Mich blendet das Licht. Ich versuche etwas zu fixieren, doch es gelingt mir nicht. Es bleibt weiterhin grell. Meine Hand hebt sich ohne, dass ich es will. Was passiert hier?
„Michelle...", Jacksons Stimme. „Wie geht es dir?" Ich sehe zu ihm. Starre ihn einfach nur an. Wie er auf mich hinab sieht. Wie geht es mir? Ich öffne den Mund um ihm zu antworten. Doch es kommt kein Wort aus meinem Mund. Schnell schließe ich ihn wieder. „Ruh dich ruhig noch aus." Er lächelt matt. Dann taucht Nick neben ihm auf. Neben Jackson sieht er irgendwie schlecht aus. Jackson sieht schon nicht sonderlich gut aus. Aber Nick ist ganz blass und er hat tiefe Augenringe unter seinen Augen. Seine Augen sind fast nur noch ein Schlitz, so müde scheint er zu sein. Das grün seiner Augen sieht irgendwie nicht wie sonst aus. Irgendwie schlapp. Glasige.
Er scheint allerdings erleichtert.
„Ich geh die Ärztin holen." Mit diesen Worten verlässt Nick den Raum. Wieso geht er noch mal? Mein Kopf brummt. Ich bin müde. Würde am liebsten einfach wieder einschlafen. Doch habe das Gefühl, wach bleiben zu müssen.
„Okay, vielleicht ist es besser, wenn ihr zwei jetzt den Raum verlasst." „Wieso?" „Die Situation soll Michelle nicht überfordern. Wir wissen nicht, was für Folgen dieser Unfall hat. Es kann sein, dass sie sich auch an gar nichts mehr oder sehr wenig erinnert." Ich atme schnell. Ich bin müde. Alles was ich will ist schlafen. Mein Kopf tut schrecklich weh.
„Michelle, bleib jetzt bitte wach. Ich möchte dich einiges fragen. Ich frage dich Ja und Nein Fragen. Bei Ja nickst du mit dem Kopf. Bei Nein schüttelst du ihn. Verstanden?" Ich nicke. „Sehr gut. Hast du starke Kopfschmerzen?" Ich nicke. „Kannst du dich an den Unfall erinnern?" Ich nicke artig. „Kannst du dich an das Jahr vor dem Unfall erinnern?" Leider! Ich wünschte ich hätte es vergessen. „Kannst du dich daran erinnern? Ja oder Nein?!" An was? „Kannst du dich an das Jahr vor dem Unfall erinnern?" Ich nicke. „Fällt es dir schwer dich zu konzentrieren?" Wieder nicke ich. „Merke dir jetzt dieses Wort: Krankenhaus. Kannst du dich an den Unfall erinnern?" Ich nicke. „ Weißt du wie du heißt?" Ich nicke. „Hast du das Gefühl, dass dir etwas fehlt?" Ich überlege. Was soll mir fehlen? „Hast du das Gefühl irgendetwas verlernt zu haben?" Wieder nicke ich. „Kannst du nicht mehr reden?" Ich nicke. „War das Wort, welches du dir merken solltest Polizei?" Wann sollte ich mir ein Wort merken? Die Frau erwartet von mir Sachen. „Kannst du dich daran erinnern, dass ich dir ein Wort zu merken gegeben habe?" Ich schüttel den Kopf.
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Vierlinge Survival (2)
Teen Fiction!!komplette Geschichte wird überarbeitet. Dies wird nicht der zweite Teil der Vierlinge bleiben!! Michelle Schmitz hat die Hoffnung aufgegeben, dass sie das Vergangene ignorieren kann und einfach neu Starten kann. Sie und ihrer drei Brüder versuche...