Kapitel 1

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Einer meiner besten Klienten hat mich mal wieder zu sich bestellt. Wahrscheinlich soll ich wieder einen Kerl aus einem Rivalenclan ausschalten. Oder einen Lover von seiner Frau. Das kam in der Vergangenheit schon öfter vor. Ich habe schon lange auf einen neuen Auftrag gewartet. Langsam geht mir das Geld aus und gerade dieser Klient bezahlt mich immer gut.

,, Sie haben nach mir verlangt?'', frage ich den Mafiaboss, der vor mir sitzt. Nicht so klischeehaft in einem dunklen Büro. Nein, es ist hell wegen der großen Fenster, die die schöne Aussicht auf die Stadt ermöglichen. Allein wegen der Lage muss das Büro ein Vermögen gekostet haben. Alles schreit förmlich nach Geld. Die Ledermöbel, das Parkett, die Mahagoni Möbel.
,, Ja, ich bin wieder meiner Frau auf die Schliche gekommen. Sie müssen jemanden für mich eliminieren'', sagt er ruhig,,, Natürlich verlange ich Diskretion. Kein Wort zu niemandem.''
Er beugt sich vor und lehnt sich auf den Tisch. Seine Augen mustern mich. Es ist mir aber nicht unangenehm. Ich weiß, dass ich von ihm nichts zu befürchten habe, denn er liebt seine Frau. Sie scheint, das allerdings nicht so genau zu nehmen.
Vielleicht will er einschüchternd wirken und vielleicht funktioniert das bei anderen auch. Bei mir kann er das lange versuchen.
,, Habe ich je geplappert?'', frage ich beleidigt nach.
,, Sie erfüllten immer meine Wünsche.''
Er lehnt sich wieder zurück. Sichtlich entspannter.
,, Wo lebt er und wie heißt er?''
Der Boss, dessen Name mir nie verraten wurde, kramt in einer Schublade des Schreibtisches und zieht einen Stapel Papiere heraus.
,, Mario José García. Er lebt in Rom.''
Klischeehafter kann der Name auch nicht sein. Bei dem Namen musste er ja der Lover einer Mafiabraut werden.
,, Rom? Das wird Sie einiges Kosten. Eine große Stadt mit vielen Menschen, die zusehen könnten oder schlimmer noch, eingreifen. Dazu kommen noch die Fahrtkosten..."
Ich besehe mir beiläufig meine Fingernägel. Ich muss lediglich ein bisschen nachverhandeln. Jahrelange Erfahrung kommt mir da natürlich zugute.
Er runzelt die Stirn.
,, Kann er irgendetwas, dass mir die Ausführung erschweren könnte?''
Mir kann ohnehin keiner etwas antun, außer derjenige ist ein Vampir. Das ist eine reine Routinefrage, damit die Klienten keinen Verdacht schöpfen. Jetzt muss ich mich beeilen. Ich merke schon, wie sich die Kontaktlinsen in meinen Augen auflösen. Wenn jemand meine roten Augen sehen sollte, bin ich geliefert.

Beim Töten muss ich immer besonders aufpassen, dass keiner auf mich aufmerksam wird. Vor allem kein Vampir, sonst bekomme ich womöglich noch Probleme mit den Volturi. Deshalb ist mein Job nicht ungefährlich. Aber es geht schon sehr lange gut und es ist leicht verdientes Geld. Ich bin viel stärker als ein Mensch und meine Opfer haben mir nichts entgegen zu setzen.
,, Nein, er kann gar nichts. Ich verstehe nicht, was meine Frau an ihm findet. Wie viel schwebt Ihnen denn vor?''
Ich nenne ihm den Preis. Ich weiß, dass er an seiner absoluten Schmerzgrenze ist. Aber er weiß auch, dass er auf mich zählen kann.
,, Dann müssen Sie allerdings besonders gut sein.''
,, Wie immer bestehe ich darauf, dass Sie im Voraus bezahlen.''
Er winkt einen seiner Leute heran, die im Hintergrund gewartet haben. Er vertraut mir nicht genug, als dass er sich mit mir allein treffen würde. Es verletzt mich ein wenig. Schließlich ist er einer meiner längsten Klienten. Ohne mich wäre sein Imperium wesentlich kleiner.

Ich mag käuflich sein, aber ich bin nicht so dumm, dass ich nach der Hand schnappe, die mich füttert. Auch wenn er und alle anderen hier nichts ausrichten könnten, wenn ich es so wollte. Der Mann drückt mir das Geld in die Hand. Beim ersten Blick merke ich schon, dass es mehr ist, als ich verlangt habe.
Ich nenne es immer Trinkgeld, da mir die meisten bewusst mehr geben. Sie wissen einfach, dass ich meinen Job gut mache.
Durch Geld garantiert man, dass ich nicht die Seiten wechsel, was ich durchaus schon mehrfach getan habe. Ich arbeite für den Meistbietenden und auch mein Tag hat nur 24 Stunden. Aber ich bin nicht so lebensmüde, auffällig große Jobs anzunehmen, wenn der Klient merkt, dass ich gut bin. Grundsätzlich gilt es immer kein Aufsehen zu erregen und ich lebe lange genug, um zu wissen, wie weit ich gehen darf.

Ich stecke das Geld ein und verlasse das Büro, nicht ohne Geleitschutz. Als würde ich auf die Idee kommen, in den Kontrollraum einzubrechen oder ähnliches. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich das schon längst getan und zwar wesentlich unaufälliger. Sie haben offenbar absolut kein Vertrauen in mich.

Das ist meine Geschichte, aber die Rechte an den Figuren aus Twillight gehören Stephanie Meyer.

Das EngelsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt