Kapitel 11

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,, So viel dazu'', sagt Jane, die auf einmal hinter uns steht. Sie ist eindeutig wütend.
,, Schmerz.''
Ich merke, wie ich anfange, zu brennen, doch ich antworte ihr auf meine Weise. Sie erstarrt und sackt langsam zu Boden. Mit Genugtuung beobachte ich sie, bis Alec hart sagt:,, Lass sie.''
Sofort höre ich auf. Jane erholt sich relativ schnell.
,, Kann mich mal einer aufklären?'', fragt sie immer noch wütend.
Ich breche in Lachen aus.
,, Ich dachte, du bist aufgeklärt.''
,, Haha. Du bist so lustig, Sina. Du weißt genau, was ich meine.''
,, Ich will jemanden eifersüchtig machen'', gebe ich zu.
,, Demetri?'', fragt Jane grinsend.
,, Man, woher wisst ihr das denn alle? Was tut das überhaupt zur Sache?"
Jane grinst nur und ignoriert mich.
,, Eigentlich will ich euch nur abholen. Heute ist unser Abend.''
Alec stöhnt auf.
,, Unser Abend?'', frage ich unwissend nach.
,, Ja. Jane zwingt uns einmal im Monat, einen Spieleabend zu machen. Sie sucht das Spiel aus. Was ist es denn heute?'', fragt Alec genervt.
,, Wahrheit oder Pflicht.''
,, Och, nö.''
Alec klingt ja total begeistert (man bedenke die Ironie).
,, Es ist Pflicht. Wer nicht kommt, den hole ich'', trällert Jane.

Unterwürfig gehen wir ihr hinterher. Wir folgen ihr in Demetris Zimmer. Es ist nicht so schlicht eingerichtet wie meins und wesentlich größer. Das Bett ist ein Doppelbett. Er hat sogar Fenster. Wie ist das nur möglich, wenn unsere Zimmer nebeneinander liegen. Das meins nicht so luxuriös ist, muss daran liegen, dass meine Stellung unter den Wachen nicht so hoch ist. Noch nicht. Ein Bett wird er wohl für andere Dinge brauchen. Ich will gar nicht daran denken, was er mit Heidi darin schon gemacht hat.

,, Vielleicht solltest du dich vorher fertig machen. Du siehst ganz ehrlich grauenhaft aus.''
Jane lächelt und mir wird bewusst, dass ich tatsächlich schrecklich aussehen muss.
Ich hasse es, ihr recht geben zu müssen.

Schnell flitze ich nebenan in mein Zimmer und kämme meine Haare, die in alle Richtungen abstehen. Noch ein bisschen Make up und ich sehe wieder normal aus. Da ich weiß, dass Jane mir die Hölle heiß machen wird (im wahrsten Sinne des Wortes), wenn ich nicht komme, laufe ich schnell wieder in Demetris Zimmer. Wir sitzen alle in einem Halbkreis auf einem flauschigen, weißen Teppich. Demetri hat Geschmack. Heidi, die ich, wie ich jetzt beschließe, ,,rotes Monster" nenne, einfach weil sie immer rot trägt, sitzt neben Demetri und hat eine Hand auf seinen Oberschenkel gelegt. Also setze ich mich provokant neben Alec, der sofort einen Arm um mich legt und mir einen Kuss an die Schläfe drückt. Demetri spannt sich zu meiner Genugtuung an.
,, Dann können wir ja anfangen. Wahrheit oder Pflicht an Alec'', sagt Jane freudig.

,, Pflicht.''
,, Du musst ein Kleid von Heidi anziehen und mit diesem in den Saal gehen und die Meister fragen, wann du Schicht hast.''
Alec keucht entgeistert aus.
,, Das kannst du mir doch nicht antun!'', sagt Alec verzweifelt zu Jane.
,, Oh, doch. So geht das Spiel nun mal.''
Jane widersetzt man sich nicht. Sie lächelt ihn provokant an. Alec seufzt geschlagen auf.

Also zieht Alec gezwungenermaßen ein Kleid von Heidi an und wir begleiten ihn zu den Meistern, um zu überprüfen, dass er es auch wirklich durchzieht. Die Meister sind nicht wirklich schockiert. Sie kennen Jane wohl schon. Wahrscheinlich haben sie schon schlimmeres gesehen.
Zurück in Demetris Zimmer angekommen, fragt Alec:,, Wahrheit oder Pflicht an Sina?''
Er blickt mich erwartungsvoll an und ich weiß nicht, was ich nehmen soll. Beides könnte ziemlich fies werden, da er ja weiß, dass ich in Demetri verknallt bin. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, liege ich nicht falsch. Es ist eigentlich egal, was ich nehme. Es wird wohl unangenehm. Nun ist es an ihm, mich provokant anzugrinsen. Man kann die Familienähnlichkeit nicht leugnen.

Das EngelsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt