Kapitel 18

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,, Bist du eigentlich religiös?'' Wir haben gerade genug Zeit, um uns zu unterhalten. Eine Gruppe Wanderer kommt uns entgegen.,, Nein'', antworte ich Demetri kühl.,, Warum nicht? Du kommst doch aus der Zeit, oder nicht? Deiner Sprache zu entnehmen, bist du auf jeden Fall älter als ein paar Jahre." Ich seufze.,, Ich habe aufgehört, an Gott zu glauben, als ich das erste Mal getötet habe. Ich habe gemerkt, dass Gott uns nicht helfen kann. Wenn es ein allmächtiges Wesen gibt, warum lässt er dann Leid zu? Warum tut er mir soetwas an?",, Wann war das? Ich bezweifle nämlich, dass du erst als Vampir getötet hast. Dafür bist du zu routiniert. '',, Das wäre ich auch, wenn ich erst als Vampir getötet hätte. Aber du hast recht. Dann musst du mir erzählen, wie alt du bist.'',, 2816 Jahre, jetzt Du.'' Demetri sieht mich neugierig an. Wir wechseln langsam wieder in die Vampirgeschwindigkeit.,, Mit acht.'' Die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben.,, Wieso?'' Ich antworte ihm nicht. Es geht ihn nichts an. Auch nicht als mein Seelenverwandter. Vielleicht kann ich ihm das irgendwann einmal sagen, aber noch nicht jetzt. Das weiß eigentlich niemand. Ich bezweifle sogar, dass Santiago oder Maggie es wissen.
In der Ferne sehe ich schon die Stadt, in der Sara lebt. Schnell laufen wir durch die Stadt. Als wir in einer Sackgasse angekommen sind, stoppt Demetri plötzlich.,, Was ist?'', frage ich.

Doch bevor er antworten kann, sitzt er auf dem Boden. Auch meine Beine geben nach. Das ist mir bisher nur einmal passiert und nur in der Anwesenheit einer Person.,, Sara, du hast geübt. Damals konntest du noch keine zwei Vampire auf einmal ausschalten.'' Ich bin mir todsicher, dass sie mich hört. Sie muss eigentlich in Sichtweite bleiben. Demetri sieht mich irritiert an.,, Du hast Recht, Sina. Ich bin froh, dich wieder zu sehen'', sagt eine Stimme hinter mir. Sie erlaubt mir, wieder aufzustehen. Dann drehe ich mich um. Dort steht Sara in all ihrer Pracht. Ihre langen, braunen Locken sind unverkennbar. Hinter ihr stehen noch fünf andere Vampire.,, Wer ist das?'', frage ich neugierig,,, Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich nicht mit Abschaum abgeben?'' Abschaum ist für mich alles, dass verwandelt werden will. So etwas kann man nicht freiwillig wollen und noch schlimmer ist der Vampir, der es macht.,, Wer bist, dass du mir sagen kannst, was ich zu tun habe?'' Sie ist so unnachgiebig wie früher.,, Dir ist schon klar, dass wir eine Patt Situation haben? Unsere Gaben bringen uns gegenseitig nichts. Außerdem habe ich dich erschaffen. Ich bin für dich verantwortlich.'',, Stimmt, lass uns lieber Frieden schließen.'',, Na, gut.'' Wir gehen auf einander zu und umarmen uns zögerlich. Sie riecht genauso wie früher nach einer Mischung aus Vanille und Kirsche.,, Lässt du bitte meinen Freund aufstehen?'',, Du und ein Freund? Seit wann das denn? Ich dachte, du wolltest aufhören Leute abzuschleppen. Nach deinem letzten Date. Aber diesmal scheint er ja wenigstens, ein Vampir zu sein.'',, Stimmt, was ist mit dir?'', versuche ich vom Thema abzulenken.,, Das ist mein Freund'', sagt sie und legt die Hand auf den Arm des Mannes, der neben ihr steht. Er hebt eine Augenbraue und ich merke, dass sie lügt. Warum lügt sie nur? Ich bin ehrlich zu ihr. Demetri steht auf und klopft sich den Staub von seiner dunklen Robe. Dies hat Sara genau gesehen. Sie verengt ihre Augen.,, Dein Freund ist ein Volturi?'', fragt sie misstrauisch.,, Ja, genauso wie ich.'' Es ist sehr riskant in Saras Gegenwart, die Volturi zu erwähnen. Besonders, da ich jetzt zu ihnen gehöre. Demetri hebt die Faust.,, Tu es nicht, Demetri. Tu. es. nicht.''

Doch es ist zu spät. Er will Sara schlagen. Bevor ich richtig reagieren kann, ist Sara bereit. Sofort bricht Demetri zusammen. Jeder seiner Muskeln versagt.,, Sara?! Hör auf.'',, Er wollte mich schlagen. Ich habe mich nur gewehrt'', sagt sie empört,,, Wenn du meinst.'' Sie wendet den Blick von ihm ab und entlässt ihn aus ihrer Macht.,, Danke'', höhne ich.,, So wer sind deine Freunde?'',, Das sind Liam, James, Julia, Melly." Ich hebe eine Augenbraue.,, Aha." Mich wundert es, dass du überhaupt jemanden verwandelt hast. Das hast du doch oder nicht?" Sie lächelt.,, Natürlich. Du unterschätzt mich." Auch als wir noch zusammen gelebt haben, wollte sie einmal jemanden verwandeln, aber es ging schief. Sie konnte sich nicht zurückhalten und hat ihn getötet. Verwandeln ist auch nicht einfach, das gebe ich zu. Man braucht extrem ausgeprägte Selbstbeherrschung und Willensstärke. Auch ich habe das trotz meines Alters und meiner Erfahrung noch nicht oft geschafft. Der Durst ist einfach zu berauschend. Alles andere wird in dem Moment egal, nur die Befriedigung zählt.

Das EngelsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt