Vor mir steht ein haargenaues Abbild meiner Schwester. Nein, es ist kein Abbild. Ich hätte sie überall erkannt. Nur ihre Augen sind rot.
,, Wie hast du all die Jahre überlebt, ohne entdeckt zu werden?'', frage ich entgeistert.
,, Immer wieder reisen. Wie konntest du mich nur alleine lassen? Du ranntest weg wie ein Feigling.''
Aro wird sie töten. Sie wurde mit acht Jahren verwandelt. Sie ist ein unsterbliches Kind!
,, Doch ich bin nicht mehr klein und schmächtig. Ich habe gelernt, mich zu wehren. Sieh, was du mir angetan hast. Wärst du geblieben, wäre das alles nie passiert. Es ist alles deine Schuld.''
Sie hat recht. Ich habe mich wegzerren lassen.
,, Wer hat dich verwandelt?'', frage ich.
,, Eine Frau namens Maya. Ich tat ihr leid. Sie kam des Weges und ich war noch nicht ganz tot.''
Felix kommt von hinten.
,, Nein!'', schreie ich verzweifelt, doch ich bin zu spät.
Felix hat sich bereits auf Vasilissa gestürzt und drückt sie zu Boden.
,, Hilf mir'', ruft er Santiago zu, doch dieser bewegt sich kein Stück. Er scheint, ebenfalls schockiert zu sein. Offenbar erinnert er sich noch an sie. Dabei war er noch so jung.Afton kommt ihm zur Hilfe und köpft meine Schwester.
,, Du hättest mich retten können'', flüstert sie noch einmal.
Dann zündet Felix sie an. Das ist zu viel für mich. Ich breche förmlich auseinander. Der Kummer um Demetris Abweisung, der zweite Tod meiner Schwester und meine Gabe nagen an mir. Ich muss hier raus. Schnell, und bevor mich jemand aufhalten kann, laufe ich aus dem Saal und aus dem Schloss hinein in Volterra. Die Sonne scheint, doch mein dicker schwarzer Umhang schützt mich vor den Strahlen.Dann laufe ich weiter bis zu einer kleinen Küstenstadt namens Cicina. Dort springe ich ins Mittelmeer. Und schwimme eine Zeit lang auf dem Grund des Meeres. Es muss langsam Nacht geworden sein, aber da ich durch einige Zeitzonen geschwommen bin, kenne ich nicht mal annähernd die Uhrzeit. Ich bin wohl in New York. Die Stadt kenne ich bisher nur von Bildern. Jetzt werde ich wohl erstmal untertauchen. Wie es wohl Demetri geht und Santiago? Wie hat er Vasilissas Tod verkraftet? Ich gehe in den nächstbesten Laden und kaufe mir eine schwarze Nerdy Brille ohne Sehstärke, Make up und noch einige Klamotten. Im nächsten Laden kaufe ich mir ein schwarzes Haarfärbemittel. Ach ja und braune Kontaktlinsen. Dann miete ich mich in ein Hotel ein, dass relativ in der Nähe ist. Ein großes Apartment mit Balkon. Es kostet ziemlich viel, doch ich kann es mir leisten.
Gedankenverloren beobachte ich die hellleuchtenden Lichter der Skyline und beschließe, noch einmal raus in einen Club zu gehen. Der Durst ist wieder da, obwohl ich gerade erst etwas getrunken habe. Unten an der Ecke ist ein anscheinend gut besuchter Club. Grelle Neonplakate werben für ihn. Eigentlich meide ich Menschenmassen so gut, wie es geht, doch ich habe höllischen Durst.
Es ist nicht schwierig, ein Opfer zu finden.Doch eines zu finden, dass nicht betrunken ist, ist ganz schön kompliziert. Dann kommt da eine Frau. Sie ist relativ hübsch und es tut mir leid für sie, dass sie als erstes bei mir ist. Ich kann mich kaum noch beherrschen und habe das Gefühl, noch nie etwas Leckeres gerochen zu haben. Es ist ungewöhnlich für mich, mit einer Frau nach draußen zu gehen, da ich keine Lesbe bin. Also beiße ich sie schnell und genieße ihr heißes Blut. Danach werfe ich sie in einen Müllcontainer.
Später setze ich mich dann auf die Couch in meinem Hotelzimmer und sehe fern, weil ich nichts anderes zu tun habe. Ein paar Dokumentationen über den Nordpol, Brasilien und Guatemala. Schade, dass ich nicht schlafen kann. Als Kind habe ich schlafen immer geliebt. Einfach mal abschalten und in eine Traumwelt abdriften, in der alles möglich ist.
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Das Engelsmädchen
FanfictionSina sieht genauso aus, wie man sich einen Engel vorstellt. Hellblond mit Korkenzieherlöckchen, makelose Haut, weiblichen Kurven, rote volle Lippen und lange Wimpern. Doch sie ist keinesfalls ein Engel. Sie wurde in einer der härtesten Attentäters...