Kapitel 34

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Plötzlich stehe ich wieder. Yuki steht mir gegenüber und lächelt mich unschuldig an. Jetzt verstehe ich. Das ist Yukis Gabe. Kein Wunder, dass Aro sie haben wollte und sie nun als Foltermethode benutzt. Ich werde wütend. Sehr wütend. Es war nur ein Spiel. Sie hat mit meinen Gefühlen und Ängsten gespielt! Ihre Gabe ähnelt meiner ein wenig. So müssen sich meine Opfer fühlen.

Ich renne auf sie zu und will sie töten. So, wie sie Demetri hat töten lassen. Als ich sie fast erreicht habe, umschlingen mich starke Arme.,, Nicht, sie ist es nicht wert", höre ich Cara sagen. Ich kämpfe gegen sie gegen an, doch es bringt nichts. Sie ist stärker als ich.,, Ich weiß, dass du wütend bist. Beherrsch dich!", befiehlt sie nun ungehalten. Unwillkürlich schluchze ich auf.,, Sie hat... Demetri war... Ich meine, Cara, er..." Ich schaffte es irgendwie nicht, einen ganzen Satz zu formulieren.,, Ich weiß, aber es war nun einmal deine Strafe." Sie hat leider recht.,, Geh erstmal in dein Zimmer und erhole dich. Die Meister erwarten dich erst morgen früh wieder." Ich nicke automatisch.,, Gut. Geh jetzt!" Obwohl ich sonst nicht gerne auf andere höre, befolge ich ihren Rat. Auf dem Weg zum Zimmer treffe ich Jane. Sie nickt mir zu. In meinem Zimmer angekommen nehme ich erstmal meine Geige von meinem Bett. Sie liegt wieder da, wie als hätte niemand sie berührt. Ich schlage das Notenheft auf und suche nach einem Lied, dass ich kenne. Mein Blick bleibt bei der 9. Sinfonie von Beethoven stehen. Es ist nur ein Ausschnitt von der Komposition, aber ich kenne es schon. Zwar nicht auswendig, aber relativ sicher. Ich setze an und streiche über die Saiten. Die Töne sind so rein und wohlklingend, dass mir ein Schauer über den Rücken läuft. Wie sehr ich das doch liebe! Als ich das Lied zu Ende gespielt habe, packe ich die Violine wieder weg. Ich fühle mich sogar ein wenig ausgeruht. Die ganze Zeit war ich so darauf konzentriert, die Griffe und Töne hinzubekommen, dass ich gar nicht mehr an Yuki gedacht hatte. Mit Gewalt verdränge ich es auch jetzt wieder aus meinem Kopf. Ich mache mich noch einmal frisch und gehe dann in den Saal.

Dort stelle ich mich hinter Aros Thron in den Schatten und warte. Aro und Caius unterhalten sich, leider so leise, dass ich es nicht verstehen kann. Markus ist bestimmt wieder in seiner Bibliothek. Santiago hat ebenfalls Dienst. Er steht an der Tür gegenüber von mir. Sein Mund verzieht sich zu einem vorsichtigen Lächeln. Ich lächel zurück, ohne groß darüber nachzudenken. Zwar hat er mir dieses verdammte Leben beschert, aber ohne ihn hätte ich auch nie Demetri kennengelernt. Die Tür öffnet sich und Kathleen kommt herein. Sie stellt sich an die Wand rechts neben mir und grinst mir zu. Ich grinse zurück. Die Empfangsdame kommt durch die Tür. Sofort verstummen die Meister. Sie verbeugt sich tief. In ihren Händen hält sie ein silbernes Tablett mit einem Brief. Aro nimmt ihn und schickt sie wieder zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Vorsichtig öffnet er ihn und liest die Karte. Freudig klatscht er in die Hände und dreht sich zu Caius um.,, Edward und Bella heiraten! Sie haben uns eine Einladung geschickt. Wollen wir vielleicht vorbeischauen?" Sein letzter Satz trieft vor Hohn. Caius lacht laut. Die Tür wird hart aufgestoßen. Alle verstummen und starren zur Tür. Ein Mann um die vierzig stürmt herein.,, Aro, ich muss sofort mit dir sprechen.",, Willes? Ich habe dich noch nicht abgezogen.",, Ich weiß, Aro. Aber es ist wichtig. Ich muss mit dir persönlich sprechen.",, Gut, wir ziehen uns im meine Gemächer zurück." Aro verlässt mit dem dunkelhaarigen Mann den Saal. Verwirrt sehe ich Kathleen an, doch sie zuckt nur mit den Schultern. Natürlich weiß sie auch nichts, sie ist ja noch kürzere Zeit hier als ich. Ich sollte vielleicht jemand anderen fragen. Cara vielleicht.

Kurze Zeit später kommt Aro wieder hereingestürmt. Aufgeregt redet er mit Caius. Markus stellt sich dazu. Caius unterbricht die Unterhaltung, indem er wütend aus dem Saal läuft. Aro seufzt und setzt sich wieder auf den Thron.
,,Sina, Kathleen, Santiago, Karlotta, lasst uns allein." Verwirrt gehen wir aus dem Trohnsaal. Meine Schicht hat doch gerade erst begonnen, warum ist sie denn jetzt schon wieder vorbei? Wir warten eine Ewigkeit vor der Tür und wechseln kein Wort, dafür sind wir zu überrascht.,, Was ist?", frage ich Santiago. Er kennt die Volturi besser als ich, weil er schon länger hier ist.,, Ich weiß nicht. Willes wurde im Außendienst stationiert. Wo, weiß ich aber nicht. Aro setzt große Stücke auf ihn. Sie kennen sich schon sehr lange." Als die Saaltüren sich öffnen, kommt Demetri heraus. Er schnaubt nur wütend und verschwindet im Aufzug.,, Sina, Santiago, kommt herein. Kathleen, Karlotta, ihr seid für heute vom Dienst befreit."
Santiago und ich gehen zurück in den Saal. Wir nehmen wieder unsere Plätze ein, trotzdem wirken die Meister verwirrt. Während dem Rest meiner Schicht passiert nichts. Dann gehe ich wieder in mein Zimmer.

Das EngelsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt