Kapitel Zwei

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,,Räum auf und dann kommst du zu mir ins Büro.", sagte er, nachdem wir beide fertig gegessen hatte.
Ich aß nie viel. Zum einen weil mein Körper verwirrt war. Da ich nie regelmäßig essen bekam. Machte ich mal wieder etwas falsch.
Dann war er sauer auf mich und bestrafte mich. Und das endete fast immer mit Nahrungsmittelentzug, manchmal auch Schläge. 

Er wartete nicht auf meine Antwort, da er wusste, dass ich ihm nicht widersprechen würde. 

So schnell wie möglich räumte ich auf um ihn nicht wütend zu machen. Zitternd machte ich mich auf den Weg nach oben. Leise klopfte ich an die Tür. Es war eigentlich nicht nötig zu klopfen. Denn soweit ich mich erinnern konnte, war nie jemand hier gewesen. Natürlich gab es Tage an denen er nicht da war und das waren die schönsten Tage in meinem ganzen Leben. Den, wenn er nicht da war, hatte ich meine Ruhe. 
,,Komm rein, kleines."
Ich tat was er sagte und öffnete langsam die Tür. Ängstlich schaute ich durch die Tür.
Mit einem grinsen im Gesicht winkte er mich hinein. Erst als ich die Tür hinter mir schloss, bemerkte ich die junge Frau. Sie saß in der Ecke des Zimmers. 
Verängstigt hatte sie ihre Beine angezogen. 
Sie war hübsch. 
Aber er brachte nie Frauen mit, die nicht in sein Schema passten. 
,,Schließ die Tür. Wir wollen ja nicht, dass uns dieser kleine Vogel entwischt, nicht?", fragte er mich und stand auf. 
Stumm schloss ich die Augen und schaute auf den Boden, als ich mich wieder zu ihm umdrehte. 

,,Darf ich vorstellen, Hope. Das ist Veronika. Ist sie nicht wunderschön?"
Ich schluckte und schaute auf die Frau nieder. 

Wimmernd drückte sie sich in die Ecke. Zu gerne hätte ich ihr gesagt, dass sie nicht weinen soll. Er mag es, wenn sie weinen. 
Er mag es, sie leiden zu sehen. 
,,Ja.", flüsterte ich mit gebrochener Stimme. 
,,Willst du Veronika nicht erzählen, warum du Hope heißt?", fragte er mich und lächelte mich schon fast väterlich an. 
Ich hasste dieses Lächeln, weil es mich an die schöne Zeit mit ihm erinnerte. An eine Zeit, in der er mir noch Geschenke gemacht hatte und mich nicht geschlagen hatte. 
Ich musste mich drei Mal räuspern, ehe ich überhaupt meinen Mund öffnen konnte. 
,,Ich... heiße so, damit ich weiß..."
Tränen traten mir in die Augen und ich musste wieder schlucken. Die Frau schaute mich ängstlich an. Sie war älter. Definitiv. 
Bestimmt um die 20, während ich gerade mal 17 war. 
,,Komm schon, kleines. Ich will nicht den ganzen Tag hier warten.", drängte er mich. 

,,Ich... Ich soll wissen, dass ich keine Hoffnung mehr haben soll. Das ich hier frei komme. Das ich jemals meine Familie sehe oder Freunde habe. Das ich keine Hoffnung haben soll, dass ich jemals etwas alleine bestimmen kann. Es soll mich demütigen und mir meine Hoffnung auf Freiheit nehmen.", ratterte ich die ganzen Sätze runter, die er immer zu mir sagte. 

Während die Sätze meinen Mund verließen wurde meine Kehle trocken und ich begann zu schluchzen. 

,,Na also. Du kannst es ja doch, Kätzchen.", grinste er mich an und kam zu mir. 
Er küsste mich auf die Stirn und wischte mir meine Tränen weg. 
,,Nicht.", sagte er nur leise und sanft. 

Ich versuchte die Tränen zurück zu halten, aber ich konnte nicht. 

Als er sich zur Frau umdrehte wurde seine Miene kalt. 
Langsam ging er auf die Knie und hob ihr Kinn an. Dabei konnte ich sehen, wie sehr er ihr Kinn in seiner Hand zusammen drückte. 
,,Im Gegensatz zu ihr..." Er nickte in meine Richtung. ,,Werde ich dich nicht behalten. Und das heißt, dass wir dich hübsch machen müssen."
Mir war klar, dass die Frau noch nicht verstand, was er damit meinte. 

Er ließ sie los und stand wieder auf. 

Als er die Tür öffnete drehte er sich nochmal zu mir. 
,,Nicht weinen, kleines. Noch ist nichts passiert.", lächelte er mich aufmunternd an. 
,,Putzt du sie mir raus? Dann kann Tom gleich heute vorbei kommen und sie holen.", sagte er und hob nochmal mein Kinn an. 

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