Kapitel Drei

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Es war bereits Morgen, als ich endlich hörte, dass er mir meine Tür aufschloss. Schnell zog ich mir meine Unterwäsche an und ein Hemd. 
Das gleiche nahm ich für Veronika mit. 
Immerhin sollte ich sie hübsch machen, aber es hieß ja nicht, dass sie nackt sein musste. Zumindest nicht den ganzen Tag. 

Er wartete vor der Tür und als ich raus kam zog er mich in seine Arme, wobei ich zusammen zuckte und schmerzvoll die Augen schloss. 
,,Lass mich los, bitte.", flüsterte ich und wollte mich von ihm los machen, aber er hielt mich fest in den Armen. 
Er tat es mit Absicht.

,,Gestern hast du dich noch gefreut in meinen Armen zu sein.", grinste er und ließ mich endlich los. Ich machte ein paar Schritte zurück und hielt die Sachen für Veronika vor mich. Ich wollte ihm nicht näher kommen, als unbedingt nötig.
,,Was ist das?", fragte er und nickte auf die Sachen in meinen Armen. 
,,Die sind für Veronika. Ich soll sie hübsch machen.", murmelte ich leise und schaute durch in durch. 
,,Hübsch, ja. Aber nicht deine Sachen. Bring sie zurück. Ich bringe euch etwas anderes.", befahl er mir. 

Irritiert schaute ich ihn an. Tat aber was er wollte. Dann folgte ich ihm den Gang runter. Alle Mädchen waren in dieser Etage untergebracht. 
Er wollte sie alle in der Nähe haben, falls etwas passieren sollte. 

Einmal hatte ein Mädchen versucht sich selbst umzubringen. Er war sofort da gewesen und am Ende hatte er ihr die Aufgabe übernommen. 
Ich hörte bis heute noch manchmal ihre Schreie. Laut ihm durfte keiner sich das Leben nehmen, außer er. 

Er selbst entschied, was passierte. 
Vor der letzten Tür blieb er endlich stehen.Ich hörte das Wimmern bis nach draußen. Veronika tat mir leid. Sie wusste nicht, dass sie bisher noch eine gute Behandlung hatte. 

,,Sag ihr, dass sie ihre Fresse halten soll. Sie ist mir zu laut.", sagte er noch, als er mir dir Tür für Veronika öffnete.
Schüchtern ging ich in das Zimmer rein. Es war leise geworden, als er die Tür geöffnet hatte. 
Erst als ich das Licht anschaltete sah ich die Frau. 
Ihre rote Haare fielen ihr wellig über die Schultern und sie starrte mich mit großen Augen an. Er schloss die Tür hinter uns, als ich ein paar Schritte in den Raum trat. 
,,Ich werde hier nicht raus kommen, oder?", fragte sie mich leise und biss sich auf die Lippen, während sie die Decke, die sie wahrscheinlich vom Bett genommen hatte, fest um ihre Schulter hielt. 
,,Nein.", murmelte ich leise und ging langsam auf sie zu. 

,,Kannst du die Decke weglegen? Ich muss schauen, was für Wunden du hast.", flüsterte ich.
Sie schnaubte nur. Tat aber was ich gesagt hatte und ließ die Decke auf den Boden fallen.
,,Warum? Damit du sie versorgen kannst? Und dann werde ich wieder geschlagen.", ihre Stimme brach. 
Ich schüttelte den Kopf. 
,,Nein. Du wirst nicht hier bleiben. Tom wird dich holen. Er wird dich entweder behalten oder weiter verkaufen.", klärte ich sie leise auf und fing an ihren Körper abzutasten. 
Sie zischte auf, als ich ihren Hinterkopf berührte. 

Er war nicht gerade sanft mit ihr umgegangen. 

,,Und was dann?", fragte sie mich. 
Ich konnte ihre Panik raushören. Es war nicht schön zu wissen, was mit einem passierte. Ich konnte es ihr auch nicht sagen. Hier hätte ich sie vielleicht ein bisschen aufklären können, sodass sie nicht alles abbekam, aber bei Tom wusste ich nichts. Weder was er mit dem Mädchen tat, die er von hier mitnahm, oder wie lange die Mädchen überlebten.

Hilflos zuckte ich mit den Schultern und schaute mir ihren Kopf näher an. In den Jahren hatte ich gelernt, wie ich Verletzungen behandeln musste. Zum einen, weil ich selber sehr tollpatschig war, oder die anderen Mädchen von ihm immer geschlagen worden waren.
,,Warum bist du hier?", fragte sie mich leise. 
Ich war ihr dankbar, dass sie mit mir sprach. Mit der Zeit fühlte man sich hier einsam und er sprach nicht gerne über normale Dinge. 
,,Er mag mich, denke ich. Ich wehre mich, wann er es will. Auch wenn ich versuche nicht das zu machen, was er will. Am Ende mach ich es doch."
Ihre grünen Augen schauten mich verletzt an. 

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