Kapitel Sechs

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Ich weiß nicht mehr, wie lange ich draußen war. 
Die Sonne war schon lange untergegangen und es war schon lange nicht mehr so warm, wie es noch am Mittag war. 
Ich saß auf dem Boden, die Beine an meine Brust gezogen, um mich so ein bisschen wärmen zu können. Mir war bewusst, dass Dom nur darauf wartete das ich ihn rief. 
Lieber würde ich hier erfrieren. 
Seufzend schaute ich hoch zu den Sternen und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Auch wenn mir kalt war und ich wahrscheinlich eine Erkältung bekommen würde, so war die Nacht doch schön und ich hatte meinen Willen bekommen. 

Er hatte mich raus gelassen. 

Wieder zerrte ich an der Kette, doch mit jedem Zug schien es, als würde sie noch enger werden. 

Ich gab es auf und ließ die Kette einfach liegen. 

Ein Licht, im Haus, ging an. 

Sofort wanderte mein Blick zu dem Fenster. Eine Silhouette erschien und sie schaute raus. 
Provokant drehte ich mich zitternd weg. 
Von der Statur konnte ich mit Gewissheit sagen, dass es Dom war. 
Und mir war auch klar, dass er jetzt in diesem Moment auch grinste. 

Er wusste, dass ich am Ende sowieso das tat, was er von mir wollte. Doch ich wollte nur noch ein bisschen durchhalten. Beweisen, dass ich nicht alles tun würde, was er von mir verlangte.
Ich hörte seine Schritte, aber ich schaute nicht hoch.
Versuchte meine Blöße zu bedecken und schaute auf den Boden.
,,Hast du deine Lektion gelernt?", fragte er mich.
Noch immer schaute ich nicht hoch.
,,Du willst nicht reden, gut. Dann kannst du die nächsten Tage auch hier verbringen. Ich habe da nichts dagegen.", meinte er und wollte sich schon umdrehen.
Doch ich krallte mich an seinem Fuß fest. 
,,Hast du dich nun anders entschieden?", fragte er mich und ich konnte die Arroganz raus hören. Er versuchte sie nicht mal zu verstecken. 
,,Bitte... es ist kalt, Dom.", flüsterte ich leise und wie als Beweiß klapperten meine Zähne wieder. 

,,Ob du deine Lektion gelernt hast, Kätzchen.", fragte er mich wieder, dieses mal mit mehr Nachdruck.

,,Ja... Ja, ich habe es gelernt. Bitte, nimm mich wieder rein. Ich will nicht alleine sein. Nicht hier in der Kälte.", flüsterte ich und nieste einmal. 

,,Und was genau hast du gelernt?"
Er quälte mich. 
,,Ich... Ich werde nichts mehr machen, was du davor nicht erlaubt hast.", murmelte ich leise und starrte noch immer den Boden an.
,,Schau mich an, wenn du mit mir redest. Ich habe gedacht, dass ich dir wenigstens das richtig bei gebracht habe."
,,Tut mir leid."
Noch einmal schluckte ich und bereitete mich innerlich für die Wut in seinen Augen auf, oder zumindest auf Spott. 
Doch als ich hoch sah, sah ich nur ein freundliches und sanftes lächeln. 
,,Ist schon gut.", meinte er nur und kniete sich vor mich hin. 
,,Also, was genau hast du jetzt gelernt?", wiederholte er die Frage. 

,,Ich werde nie wieder etwas tun, zu was du nicht vorher dein Ok gegeben hast.", sagte ich wieder und schluckte. 
Einen Moment tat Dom nichts, sondern starrte mich nur an. 
Dann endlich nickte er und begann mich los zu binden, sofort rieb ich mir meine abgebunden und schmerzenden Stellen. 
Dom hatte mich nicht sanft gefesselt. 
Ich schaffte es nicht alleine aufzustehen. Meine Beine gaben nach und ich fühlte mich so kraftlos, wie schon lange nicht mehr.
Seufzend zog er mich hoch und stützte mich auf dem Weg nach drinnen. Meine Beine schmerzten und ich fühlte mich auch seelisch nicht mehr gut. 

Das alles war au den Fugen geraten. Für irgendein Mädchen hatte ich mich in Gefahr gebracht und für was? Das sie mich am Ende sowieso vergaß. Hier musste egoistisch denken. So wie früher.

Es war Nacht. Ich hörte Schreie. 
Meine Schritte waren leise und ich schlich mich aus meinem Zimmer. Es waren keine Lichter an. Ich hatte Angst. 

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