Es waren vielleicht zwei Stunden vergangen, wenn überhaupt, als Lukas mich aus meinem Mittagsschlaf weckte.
Ich war so erledigt gewesen, dass ich nicht mal die Tür gehört hatte, die er erst öffnen musste.
,,Steh schon auf. Ich will nicht ewig warten.", brummte Lukas, als ich mich verwirrt in meinem Bett aufsetzte.Stimmt ja. Dom war weg und stattdessen war Lukas hier. Bis jetzt war mir Dom definitiv lieber. Er ließ mich nicht auf dem Boden liegen oder behandelte mich wie ein kleines Mädchen, dass einen Mittagsschlaf brauchte.
,,Hope. Ich werde keine zehn Minuten warten, bis du endlich das diesem verdammten Bett steigst!", schrie er nun und machte einen Schritt auf mich zu. Verängstigt wich ich weiter zurück.,,Ich... Ich stehe ja schon auf.", flüsterte ich panisch und sprang aus meinem Bett. Lukas nickte zufrieden und streckte mir seine Hand hin. Zuerst war ich unentschlossen. Ich wollte nicht seine Hand nehmen, gerade eben hatte er mir noch gedroht und nun wollte er, dass ich seine Hand nahm?
,,Hope.", warnte er mich wieder und seine Kiefermuskel spannten sich an.
Schnell nahm ich seine ausgestreckte Hand und er führte mich die Treppe runter in das Wohnzimmer.
,,Setz dich.", sagte er und ließ mich los.Ich steuerte auf das Sofa zu, aber ich hatte mich noch nicht mal hingesetzt, als Lukas mich an meinen Haaren auf den Boden schmiss. Ich schrie kurz auf. Verdammt. Es tat wirklich weh.
,,Ich sagte dir bereits beim Essen, du gehörst auf den Boden! Außer ich sage etwas anderes.", fuhr er mich an.Wimmernd rieb ich mir über meinen Kopf und schaute vom Boden zu ihm nach oben.
,,Also wie ich bereits vor deinem Schlaf gesagt hatte. Wir müssen kurz etwas besprechen.", sagte er und ließ sich auf das Sofa nieder ohne auf mein schmerzerfülltes Gesicht zu achten.
,,Vater wird nicht ewig sein, aber öfter in nächster Zeit und während er weg sein wird, werde ich hier sein. Hast du das verstanden?", fragte er mich, als rede er mit einem kleinen Mädchen. Ich nickte.
Ich wollte nicht, dass er hier war. Ich wollte meine einzig freie Zeit für mich nutzen ohne in Angst zu leben.
,,Und wenn Vater wieder hier sein wird. Wirst du nichts von meinen Besuchen erzählen, solltest du es doch wagen, werde ich es erfahren und dann wird es schlecht für dich ausgehen. Auch was wie hier machen, wird unter uns bleiben."
Wieder nickte ich nur.
Ich hatte auch keine Wahl. Immerhin würde er mir seinen Willen einfach aufzwingen, sowas wie meinen eigenen Willen oder freie Wahl hatte ich noch nie gehabt, also war es nichts neues für mich.
,,Aber Dom wird es sehen. Hier sind überall Kamaras.", murmelte ich leise, angst davor geschlagen zu werden.
,,Nein. Die Kamaras zeigen das, was ich will. Vater wird denken, du liegst nur rum oder isst. Also was das angeht, brauchst du dir keine Sorgen zu machen."Fast hätte ich aufgelacht. Natürlich. Er hatte an alles gedacht, selbst an die Kamaras.
,,Und was werde ich tun müssen?", fragte ich und schaute auf den Boden.
Ich hatte keine Lust in sein grinsendes Gesicht zu sehen. Nach der Begrüßung von heute morgen, war mir durchaus bewusst, was er mit mir machen würde.
,,Außer dem offensichtlichen wirst du nichts groß machen. Kochen und putzen. Dazu kommt, dass du nichts machen darfst ohne meine Erlaubnis. Weder schlafen gehen, noch essen, noch die Dusche benutzen oder auf das Klo gehen."Kurz runzelte ich meine Stirn.
Bei Dom hatte ich mehr Freiheit. Er ließ mich immerhin dann auf die Toilette gehen, wann ich musste.
,,Warum das mit der Toilette? Ich verstehe nicht...", murmelte ich und schaute doch hoch in sein Gesicht.
Aber zu meinem Erstaunen, schaute er mich nicht mal an. Er schaute seelenruhig in sein Handy, als wäre ich nie da gewesen.,,Du bist ja auch dumm. Ich habe nichts anderes erwartet.", meinte er nur.
Ich schluckte und schaute dann wieder auf den Boden.
,,Aber ich werde dir deine Frage trotzdem beantworten. Ich will, dass du abhängig von mir bist. Ich weiß, dass Vater dir viele Freiheiten gibt, aber die kannst du bei mir vergessen. Und wenn du dich wie ein Kind verhältst, werde ich dich auch wie eines behandeln."
Meine Mundwinkel zuckten. Es hatte nichts damit zu tun, dass ich es lustig fand. Obwohl es war lustig.
Immerhin sollte ich ihn in Zukunft fragen, ob ich auf das Klo darf. Das ist völlig absurd.
Ich fing an zu lachen, so sehr, dass mein Bauch anfing zu schmerzen, der sich noch immer nicht vom vielen Essen erholt hatte.
,,Du willst... das ich dich frage, wenn ich auf das Klo muss?", fragte ich ihn, nur um sicher zu sein.
Lukas hob bloß eine Augenbraue und wartete solange, bis ich nicht mehr lachte.
,,Ich kann verstehen, dass es dich in Hysterie verfallen lässt, wirklich Hope. Aber ich finde es trotzdem nicht schön, wenn jemand über mich lacht.", sagte er und klang sehr ernst.
Sofort hörte ich auf zu grinsen.
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Game of Life
HorrorHope, so wird das blonde Mädchen von ihrem Entführer genannt. Hope, damit ihr immer vor Augen bleibt, dass sie keine Chance auf Freiheit hat. Seit ihrem achten Lebensjahr lebt Hope bei ihrem Entführer. Anders als bei anderen Mädchen, hat der Entfü...