Kapitel Fünf

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Es war Abend, als Dom wieder in mein Zimmer kam.
Ich lag auf meinem Bett und hatte in ein Buch gestarrt, dass er mir mal geschenkt hatte.
,,Aufstehen.", befahl er mir leise.
Sofort legte ich das Buch zur Seite und sprang auf. Ich blieb vor ihm stehen und starrte auf den Boden. Ich war nicht mehr dumm. Nicht mehr das kleine Mädchen, dass naiv war. Mir war bewusst, wieso er hier war.
,,Ich bin noch immer sehr sauer.", fing er an und strich mir mein Haar zur Seite.
Ich unterdrückte ein Wimmern.
,,Aber ich werde auch ein paar Tage nicht mehr hier sein, also...", knurrte er und packte mein Haar. Er riss mein Kopf nach hinten, sodass ich ihm angsterfüllt in die Augen schauen musste.
,,Und da denkst du, dass du mich einfach so noch ficken kannst?", rutschte es mir aus.

Ich wusste nicht, wieso ich es sagte. Vielleicht, weil ich Angst hatte und ich es heute nicht ertragen könnte, wenn ich heute Nacht wieder mit ihm schlafen musste.
Dom ließ mein Haar los und dann spürte ich den Schlag auf meiner Wange.
,,Du hast dir heute schon so vieles geleistet, Schatz. Und du willst mich wirklich herausfordern?"

Ich ging einen Schritt zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust.
,,So ist das also.", nickte Dom und fing dann an zu grinsen.
Er leckte sich über seine Lippen.
,,Wollen wir also die ganzen Spielchen von vorne spielen? Du weißt, dass du verlierst, Kätzchen. Kannst du dich nicht an das erste Mal erinnern?"
Er streute mir Salz in die Wunden.
Natürlich erinnerte ich mich an das erste Mal.

Ich war damals 16 geworden. Er hatte mir eine Überraschung versprochen und mich in mein Zimmer gebracht. Ich sollte warten.
Dann war er gekommen und hatte mich ans Bett gefesselt. Es war das einzige Mal, dass er mich gefesselt hatte.

,,Ich war damals noch naiv. Habe dir vertraut. Wie...", schluchzte ich leise.
,,Wie was?", fragte er mich und lachte leise.
,,Sag es!", schrie er mich an, als ich immer noch nichts sagte und stumm den Boden anschaute.
,,Wie eine Tochter ihrem Vater vertraut! Du hast dich wie ein Vater verhalten! Hast mir Geschenke gemacht...", schrie ich und wurde immer leiser.

,,Ganz genau. Nur um das klar zu stellen, Schatz. Ich bin nicht dein Vater. Trotzallem solltest du mir gehorchen."
Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Nur schlimmer. Das hier tat nicht körperlich weh, sondern seelisch. Der Gedanke, dass ich nie wirklich einen Vater hatte oder eine Familie, tat weh.
Hatte meine richtige Familie nie versucht mich zu finden?
,,Wirst du mich wieder festbinden? So wie damals? Oder muss ich hungern?", fragte ich ihn spöttisch um meinen Schmerz zu verdrängen.
Dom grinste nur.
,,Vielleicht auch beides. Oder ich lass mir was neues einfallen.", spottete er.
Wieder streckte er seine Hand nach mir aus, dieses mal ließ ich es aber zu und machte nichts. Vielleicht hatte ich Angst. Angst davor, dass er mir wirklich weh tun würde, wenn ich nicht das tat was er wollte.

Egal was ich hier tat. Ich spielte immer mit dem Feuer. Denn ich wusste nie, wie er reagieren würde. Entweder er fand es lustig, dass ich widerstand leistete oder er wurde wütend.

,,Braves Kätzchen.", murmelte er und legte seine rechte Hand auf meinem Rücken, um mich näher an sich zu ziehen.
Er platzierte einen Kuss auf meine Stirn und ließ mich dann los.
,,Los. Ins Bett. Heute will ich nichts mehr hören. Wir werden morgen über dein unmögliches Verhalten sprechen.", sagte er und nickte Richtung Bett.
,,Ich...", murmelte ich und schaute hoch zu Dom.
,,Was ist? Los sag schon.", gab er genervt von sich.
,,Ich wollte duschen... ich fühle mich... naja...", stotterte ich vor mich hin und fing an mit einem Fuß auf dem anderen zu treten.
Wieder erschien ein grinsen auf seinem Gesicht. Er mochte es, dass ich von ihm und seinen Launen abhängig war.
,,Eigentlich würde ich nein sagen. Du hast es dir nicht verdient, aber da du wirklich voller Blut bist und ich nicht wieder ein dreckiges Bett haben will, erlaube ich es dir.", sagte er und spielte auf Großmütig.
,,Danke.", sagte ich noch und drückte mich an ihm vorbei um ins Badezimmer zu gehen.

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