Kapitel Siebenundzwanzig

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,,Und was wirst du jetzt tun?", fragte ich Lukas, als wir am Tisch saßen und zusammen zu Abend aßen. Die Stille die zwischen uns war, fühlte sich für mich ungewöhnlich an. Normalerweise würde er mich fragen, was ich getan habe oder noch vor habe zu machen. 
Heute fragte er mich diese Fragen nicht. 
Vielleicht lag es auch daran, dass ich nichts getan hatte, außer zu schlafen. 
Aus diesem Grund fühlte ich mich heute so ausgeschlafen und voller Power, wie die letzten Tage nicht mehr. 
Und diese Power gab mir auch die Kraft mit Lukas zu reden, obwohl er in einer komischen Stimmung war.
,,Was, mein kleiner Vogel, soll ich denn deiner Meinung nach tun? Ich kann nicht einfach in sein Haus einbrechen. Dann wäre Jule sofort tot, falls sie es nicht schon ist. Ich muss nachdenken.", sagte er mit einer süßer Stimme, bei der mir sofort kalt wurde.
,,Sie ist nicht tot. Er weiß, dass sie mir viel bedeutet. Es würde sie nicht umbringen.", sagte ich entschlossen fest.
Ich wollte erst gar nicht daran denken, dass Jule tot sein könnte.
Ich war dumm, als ich geglaubt hatte, dass sie ein normales Leben führen könnte.
Sie hätte niemals mehr ein normales Leben führen können. Dafür waren die Narben schon zu groß und Lukas hätte es niemals erlaubt. Er hätte sie zurück geholt. Allein um meinetwegen.

,,Du hast doch genug Männer. Geh doch einfach hin.", sagte ich verzweifelt.
Lukas lächelte mich an.
,,Allein eure Dummheit hat euch da rein gebracht. Also halte dich jetzt da raus. Ich habe dir gesagt, ich werde tun, was in meiner Macht steht. Nicht mehr und nicht weniger.", sagte er bestimmt und begann zu essen.
Ich schwitze. 
Ich wusste, dass er Recht hatte. Das ich es ihm hätte sagen müssen oder Jule davon abhalten musste. Aber wie sollte ich wissen, dass Dom es nicht auf mich sondern auf sie abgesehen hatte. 

Er wollte mich aus einem Grund, denn ich einfach nicht nachvollziehen konnte. 
Es gab noch so viele Mädchen und er hatte schon viele, aber er will nur mich. Was mir am Anfang gefallen hatte, machte mir jetzt Angst. 
,,Er wird nicht locker lassen, bis er mich hat.", flüsterte ich leise.
Lukas hörte nicht auf zu essen. Er nickte nur. 
,,Aber warum wollt ihr mich beide? Ich bin doch nur ein Mädchen.", murmelte ich leise. 

,,Nein. Du bist kein normales Mädchen. du bist jemand der schon seit klein auf weiß, was es heißt gefangen zu sein. Du bist dir den Regeln bewusst und den Grenzen. Du würdest keine Grenze überschreiten. Einfach weil es dir schon so beigebracht wurde. Und trotzdem hast du deinen eigenen Willen. Es ist faszinierend."
Ich lachte auf. 
,,Man kann jedes Mädchen so formen. Jeder würde so in meiner Situation handeln.", sagte ich abfällig. 

Lukas stieß die Luft aus, als würde er mir etwas kompliziertes nicht erklären können. 

,,Nein, süße. Jeder Mensch ist anders. Du bist die einzige, die so ist wie sie ist. Und ich kenne ein paar Entführungsopfer, die seit ihrer Kindheit gefangen genommen wurden."
Natürlich kannte er andere, die in der selben Lage waren wie ich.
,,Ich wusste nicht, dass du in den selben Kreisen bist, wie Dom.", sagte ich leise. 
Lukas erstarrte kurz. 
Dann schaute er hoch und seine Augen trafen die meine. 
Gänsehaut über zog meinen ganzen Körper. 
,,Vergleiche mich nie wieder mit meinem Vater. Ich entführe keine Frauen oder Mädchen und verkaufe diese dann weiter. Ich habe ein anderes Geschäft.", knurrte er. 
Er hielt seine Gabel so fest, dass es mich wunderte, dass er nicht schon längst aufgesprungen ist und mich geschlagen hat. 
,,Und warum bin ich dann bei dir und nicht bei Dom?"
,,Scheiße nochmal! Verschwinde. Geh nach oben!", sagte er mit einer lauten Stimme. Mein Überlebensinstinkt kam heraus und ich war schneller als ich denken konnte auf den Beinen. 
,,Du und Dom seid vielleicht im selben Geschäft tätig, aber ihr habt mehr gemeinsam, als du denkst. Ich kenne Dom und auch dich.", sagte ich.
Lukas funkelte mich wütend an und erhob sich dann.
,,Ich sagte, dass du nach oben gehen sollst. Nochmal wiederhole ich mich nicht, kleiner Vogel.", sagte er und dieses Mal klang er wieder fast normal. 
Obwohl man die Wut spüren konnte, die er ausstrahlte. 
Vielleicht war es nicht schlau ihn so zu ärgern, besonders wenn er mich sowieso noch schlagen wollte. 
Aber er würde mich so oder so schlagen, also konnte ich auch sagen, was ich dachte. 

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