Kapitel 5

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Die Tür verschloss sie zur Sicherheit, bevor sie den Anzug hervorkramte und danach den Sender zu suchen begann. In der Hektik fand sie ihn natürlich nicht.
'Wann hatte er den befestigen können? Wann hatte ich nicht aufgepasst? Vielleicht war er hinter mir?', nach diesen Gedanken inspizierte sie die Rückseite genauer, wurde jedoch immer noch nicht fündig.
"Verdammt!", fluchte das Mädchen etwas zu laut.
"Alaska? Alles okay bei dir?"
"Jaja, klar!", rief die Angesprochene, "Findest du, dass meine Figur merkwürdig aussieht?" 'Das sollte ihn erstmal irritieren.', dachte sie sich.
"W-Was?"
Alaskas Erwartung entsprechend, stammelte der Agent konfus vor sich hin, während sie weiter suchte.
"Nein?"
"Lüg nicht!"
"Ja?"
"Was?"
"Alaska, ich habe keine Ahnung, was du von mir willst! Wieso fragst du sowas?"
Der sonst so selbstsichere Hawkeye schien jetzt verzweifelt. So, so.
"Weil ich scheiße aussehe!", rief das Mädchen.
Clint seufzte. "Alaska, an deiner Figur hat sich nichts geändert!"
"Ich sah schon immer so aus? Wieso hast du mir nichts gesagt?"
Ein dumpfer, leiser Knall ertönte. Er hat sich mit der Hand auf die Stirn geschlagen und stand kurz darauf unter Schmerzen auf.
"Alaska, hast du deine Tage oder was ist heute los?"
"Clint! Meine Zickigkeit hat nichts mit meiner Menstruation zu tun, du Arschloch!"
Von diesem kam wieder einmal nur ein Lachen. Alaska hatte den Sender immer noch nicht gefunden. Kurzerhand fasste sie jedoch einen Beschluss. Die junge Frau stand auf und lief in das Bad, das direkt an ihr Zimmer anschloss. Sie steckte den Anzug in die Waschmaschine und drückte auf volle Pulle. Hoffentlich klappte dieser Plan auch.
"Ich mein ja nur.", ertönte Bartons Murmeln leise hinter der Tür.
'Wenn der wüsste, was ich hier mache, wäre ich dermaßen tot.' Grinsend ging das Mädchen wieder in ihr Zimmer, schminkte sich schnell ab. Das Bad schloss sie ab. Zehn Minuten später, öffnete sich die Tür, die sie von Hawkeye trennte.
"Du solltest doch liegen bleiben! Du bist verletzt.", meckerte Archer sofort, als sie sah, dass der Agent vor ihr stand. Der Angesprochene sah sie erstmal von Kopf bis Fuß an, bevor er seine Hand auf ihre Taille legte.
"Alaska, bitte sag oder denk so etwas nicht mehr. Du bist wunderschön, wie du bist. Du bist perfekt.", flüsterte Clint vorsichtig.
Kurzerhand umarmte das Mädchen ihn. "Danke, du bist ein toller bester Freund.", murmelte sie in seine Brust.
Etwas enttäuscht streichelte er über ihren Rücken. Hawkeye ließ sofort ein Kommentar los: "Auch wenn ich mitten in der Nacht hier aufkreuz und mich dann auch noch deinen Chihuahua Befehlen widersetzte?"
Gerade als Alaska etwas erwiedern wollte, klingelte sein Handy. "Sie konnten das Signal sicher verfolgen!", freute Clint sich und ging ran.
"Barton." Pause "Ok. Danke!" Pause "Bin am Weg."
"Was ist passiert?", fragte Alaska.
"Natasha ist unten und bringt mich zum Hauptquatier."
"Ich komm noch mit runter, ok? Du siehst immer noch aus, als würdest du jeden Moment ohnmächtig werden."
Wenig später trug Alaska auf der einen Seite den Bogen und auf der anderen Seite stützte sie ihren Freund auf dem Weg nach unten. Dort stand Natasha, die Alaska kannte, schon, die ihr den Mann und den Bogen mit dem Kommentar. "Ich soll den Müll abholen." abnahm. Dann wurde sie jedoch wieder Ernst und sah kurz zu der Brünetten, beschloss auch vor ihr sprechen zu können und wandte sich anschließend aber Hawkeye zu.
"Haben sie es dir schon gesagt?", fragte Black Widow.
"Was gesagt?"
Panik machte sich in Alaska breit. Wussten sie es? War der Sender wasserdicht? Hatte sie ihn zu spät zu zerstören versucht?
Die Rothaarige atmete etwas deprimiert durch. "Das Signal ist abhanden gekommen. Entweder ist sie in einem Funkloch, was ich bezweifle, oder wir haben sie unterschätzt und sie hat den Sender entdeckt. Aber dieses Ding war so klein und bei der Farbe ihres Anzuges sah man ihn kaum. Wie ist das möglich?"
Archer musste sich ein erleichtertes Seufzen unterdrücken. Das war nochmal gut gegangen.

~

Es gab Tage an denen sich Alaska schuldig fühlte, dafür ihren Freund so ins Gesicht lügen zu müssen. Heute war einer dieser Tage, das hielt sie jedoch nicht ab wiedereinmal von einem Dach zum anderen zu springen um nach Hilfebedürftigen zu suchen. Jedoch war es eine ruhige Nacht, zumindest dachte das Mädchen das. Auf einem Flachdach rastete sie kurz.
Gerade als Alaska, von Erschöpfung geplagt, sich auf den Heimweg machen wollte, landete ein Pfeil direkt neben ihrem Kopf, auf der Wand des Schornsteines. 'Ein Fehltreffer?', dachte sie sich, 'Bei Clint?' Jedoch bemerkte Archer schnell, das kleine, rote, blinkende Licht an dem Pfeil und sprang zur Seite, ging in Deckung.
"Jetzt auch noch explodierende Pfeile?", rief das Mädchen, nachdem das Gemeinte hochgegangen war, "Nennst du das Sicherheit, Agent Barton? Zeig dich!"
"Selbst das sehe ich als sicherer an, als einen maskierten Freak frei herumlaufen zu lassen.", Hawkeye kam hinter dem Schornstein des Nachbarhauses hervor und sah seinen Gegenüber emotionslos an.
"Das sehe ich als Kompliment. Dir ist klar, dass wir für dieselbe Seite kämpfen?", fragte Alaska, "Naja, theoretisch zumindest. Denn das gerade hat nicht viel zur Sicherheit beigetragen. Eher zum Gegenteil."
"Das bezweifle ich! Besonder wenn man bedenkt für wen du jahrelang gearbeitet hast.", meinte er, spannte schnell seinen Bogen und schoss.
Geschickt wich die Brünette dem Pfeil aus und holte sich aus den Wasserrohren ein Schild aus Eis.
"Ich versuche Menschen zu helfen. Was macht S.H.I.E.L.D. denn so? Außer der üblichen Waffenherstellung natürlich.", höhnte das Mädchen, "Mehr Waffen, mehr Sicherheit. Klar, so funktioniert die Welt, Agent."
Geschockt rief Clint aus: "Du hast dich in unsere Systeme gehackt!"
"Hey, vielleicht bin ich ja auch eingebrochen!", lachte Alaska, "Ich muss schließlich wissen mit wem ich es zu tun habe. Ich habe mir sogar überlegt, mich euch anzuschließen."
Das Mädchen sprang auf das Dach ihres besten Freundes.
"S.H.I.E.L.D. würde dir niemals vertrauen."
Archer lächelte. "Ich weiß, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich habe keine Lust auf einen Kampf mit dir, Barton. Also sag was du willst, oder ich verschwinde!"
Clint erhob seinen Bogen. "Ich könnte dir einfach einen Pfeil in den Schädel jagen."
"Wieso machst du es dann nicht?"
Inzwischen standen die Beiden sich mit zunehmend geringer-werdenden Abstand gegenüber. Bis sich Hawkeye mit einem Satz abwandte und gehen wollte.
"Barton? Du lässt mich laufen? Schlechter Agent."
Nun riss dem Mann der Geduldsfaden. Er drehte sich um und schoss einen Pfeil. Dieser blieb in Alaskas Schild stecken, erreichte jedoch mit der Spitze ihre Haut und durchbohrte diese schmerzhaft. Als Archer wieder von dem Geschoss, das nun ein bisschen Blut trug, aufsah, war Clint bereits weg. Schnell zog das Mädchen die Pfeilspitze aus ihrem Bauch, keuchte auf und warf sowohl das Eis als auch den Pfeil auf den Boden. Kurz setzte sie sich, um sich auszuruhen und ihre Kräfte auf die Wunde zu konzentrieren. Sie musste dringend mehr trainieren. Das war ganz schön knapp und wenn sie erstmal verwundet genug war, müsste nur noch ein S.H.I.E.L.D. Trupp kommen und sie mitnehmen. Mit einem Pfeil im Bauch konnte man sich schließlich nicht besonders gut wehren.
Seufzend rappelte sich das Mädchen auf, jammerte in Gedanken über das Loch in ihrem Anzug, welches sie wohl oder übel flicken musste und machte sich anschließend auf den Weg Heim, um sich in eine heiße Badewanne mit Tonnen von Schaum zu legen. Doch dieser Plan wurde vereitelt, als sie Schreie hörte. Als sie diesen näher kam sah sie ein Flammenmeer. Aus einem Mehrfamilienhaus stieg dichter, dunkler Rauch in den Himmel und helle Flammen waren überall zu sehen. Ein hektisch telefonierender Mann mit einem kleinen Kind stand in einer Entfernung von einigen Metern und außer Reichweite von der Gefahr. So schnell Alaska konnte, nachdem sie kurz starr und in Erinnerungen vertieft in das Feuer gestarrt hatte, sprang sie von dem Dach auf dem sie stand und rannte direkt auf das Haus zu.
Über die Straße entdeckte sie einen Hydranten. Schnell bändigte sie das Wasser, zerstörte den Hydranten, und versuchte alles um die Flammen mit diesem unter Kontrolle zu bringen. Archer entdeckte eine panisch um Hilfe schreiende Frau im dritten Stockwerk, zu welcher sie eine Eisrutsche auf dem Boden entstehen ließ, bevor sie in das Gebäude hetzte, da sie von außen nicht viel anrichten konnte. Ihre Maske beschützte sie vor dem Qualm.
Immer tiefer und höher befand sich Alaska in dem Haus, löschte so gut es ging alle Flammen auf ihrem Weg, trat möglichst viele Türen ein und schrie den Menschen in diesen Wohnungen zu: "Raus hier! Passt auf den Rauch auf und haltet euch geduckt!"
Als Archer dabei war die Hoffnung aufzugeben und den Rest der Feuerwehr zu überlassen, entdeckte sie ein kleines Mädchen in den Armen einer Frau, die verzweifelt hustend versuchte sich durch den Qualm zu kämpfen. Sie rannte auf die Beiden zu schnappte sie sich und hetzte zum nächsten Fenster. Panisch sah die Frau die vermummte Gestalt an. Sie waren schließlich im fünften Stockwerk, doch sie baute sich erneut eine Rutsche aus Eis, auf die sie die Mutter mitsamt ihrer Tochter zog.

Lil' Warrior [Marvel|Hawkeye] || 1 ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt