Kapitel 23

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Kurze Zeit nachdem Alaska und die anderen abgehauen waren, stürmte die Polizei in die Wohnung des Journalisten.
"Held oder Feindin? Das fragen wir uns alle. Das Mädchen im roten Anzug, das vom Internet als Heldin gefeiert wurde, hat gestern gegen Mittag den Journalisten Chris Thompson angegriffen. Die Polizei und die Rettung sind zwar rechtzeitig gekommen, um den Mann zu retten, aber nicht um das Mädchen zu fassen. Thompson, der vor einigen Stunden aufgewacht und außer Lebensgefahr ist, gibt verwirrenderweise an, dass das Mädchen zuerst ihre Hand von alleine in Brand gesetzt hat, bevor sie ihn anschoss.", sprach die Nachrichtensprecherin in die Kamera, "Deswegen vermuten viele, dass es sich um eine sogenannte Copycat handelt und nicht um die Echte-"
Agent Barton schaltete den Fernseher aus und seufzte einmal laut. Den Anderen ging es nicht besser. Die Stimmung war bis zum Erdboden gesunken und alle versuchten im Kopf einen Plan zu fassen.
"Das bedeutet wohl, dass wir gegen sie kämpfen müssen.", fasste Fury zusammen, "Letztes Mal konnten wir wenigstens die Presse da raus halten."
Clint bekam einen Text, unauffällig sah er unter dem Tisch nach von wem diese war, als er Alaskas Namen las, setzte sein Herz vor Erleichterung ein, zwei Schläge aus. "Hey, sorry mein Handy funktioniert nicht gut, ich schick's in die Reparatur. Ich kann dich also ab jetzt nicht anrufen oder dir schreiben. xoxo Alaska." Doch beruhigte den Mann der Text nicht.

~

"Er hat überlebt.", schrie Greene erbost, "Überlebt hat er! Wie kannst du dir nur solche Fehler erlauben?"
Alaska schrumpfte in ihrem Sessel zusammen, während sie nervös hin und her rutschte.
"Angeschossen hast du ihn. Angeschossen.", schrie der Mann weiter, "Wieso hast du nicht dein Feuer eingesetzt, du dummes Kind?"
"Colonel, beruhig dich bitte! Dadurch, dass er überlebt hat, wissen wenigstens alle, dass sie es war, sie muss sowieso den alten Ruf los werden.", versuchte Kyle seinen Freund zu besänftigen.
Ein wenig hoffnungsvoll sah die 22-Jährige auf, doch schon fing Greene wieder an: "Wir können keine Überlebenden hinterlassen. Wie wirkt das? Was ist nur mit dir los, Kleine?"
'Kleine', dachte Archer sich, 'Kleine. Wer hat mich so genannt?' Doch sie konnte sich bei besten Willen nicht erinnern.
"Früher hast du dir nie solche Fehler erlaubt. Bist du verweichlicht? Erhängen sollte ich di-"
"Colonel! Lass sie ihn Ruhe! Sofort! Langsam reicht's!", rief Malvado dazwischen.
Daraufhin wandte sich der Mann ihm zu. "Wag es nicht mich zu unterbrechen! Du wärst nichts ohne mich!"
'Ich hab es ja immer gesagt.', dachte sich das Mädchen, war jedoch kurz darauf verwirrt. Hatte sie? Sie war sich nicht mehr sicher.

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"Alexis? Alexis?", rief die 17-Jährige durch die Gänge des verwinkelten Verstecks, "Alexis, wo bist du?"
Beinahe lief sie in Kyle und fragte diesen: "Hast du Alexis gesehen?"
Etwas nervös sah der Mann zur Seite. "Nein, aber hat sie doch gemeint, dass sie nicht für immer hier bleiben würde. Vielleicht ist sie ja gegangen, zu ihrer Familie oder so." Auch wenn er am Besten wissen sollte, dass das nicht stimmte.
"Ich bin die einzige Familie die sie hat.", rief Alaska verzweifelt, "Zu diesen schrecklichen Menschen, die sich ihre Eltern nannten, kann sie auf keinen Fall zurück! Sie würde mich nie hier zurücklassen, erst Recht nicht ohne sich zu verabschieden!"
Sie rutschte an der Wand entlang auf den Boden, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und begann zu schluchzten. "Sie kann doch nicht gehen, ohne sich zu verabschieden."

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Sobald der Mann aus dem Raum verschwunden war, setzte Kyle sich neben Alaska und legte eine Hand auf ihre Schulter. "Er meint es nicht so, das weißt du doch."
Das Mädchen schnaubte: "Er ist ein Arsch. Er behandelt dich wie Dreck."
"Nein, er ist nur - gestresst und versteht nicht, dass du eben aus der Übung bist. Fehler passieren."
"Es war kein Fehler.", murmelte die 22-Jährige, "Ich kann zielen, Kyle."
"Wieso hast du ihn dann leben lassen?"
"Warum muss ich dann diesen ganzen Menschen das Leben nehmen, seit ich ein Kind war?"
Darauf wusste Malvado keine Antwort. Er starrte Alaska einfach nur schockiert an. Nie hatte sie Befehle in Frage gestellt. Er begann daran zu zweifeln, dass die Gehirnwäsche wirklich so gut geklappt hatte wie sie dachten.
"Warum?", hackte das Mädchen nach, "Ich kann darüber nicht mit Colonel reden, er würde sauer werden."
Malvado wandte seinen Blick nun zu Boden. Er rief sich die Ausrede wieder ins Gedächtnis. "Diese Menschen haben unschöne Dinge getan und du bist sozusagen da um sie zu bestrafen. Wie ein Erzengel."
"Wie Luzifer.", murmelte sie mehr zu sich selbst, als zu dem Mann.
Greenes Freund schüttelte den Kopf. "Nein. Luzifer hat die Menschen gehasst. Deswegen ist er gefallen. Deswegen ist er nicht mehr im Himmel."
"Das sind doch alles nur Geschichten! Ich bin kein Kind mehr.", nun wurde Archer lauter.
Auch Kyle hatte keine Geduld mehr: "Hör auf mit den Fragen, Alaska! Akzeptiere wie es ist! Diese Menschen haben es verdient. Sieh es ein."
Das Mädchen nickte nur enttäuscht als Antwort. 

~

"Laski, bleib stehen!"
Lachend lief die 19-Jährige weiter. "Fang mich doch, alter Mann!"
"Oh, das hast du nicht gesagt!", rief dieser, warf den Picknickkorb ins Gras und rannte grinsend auf sie zu, "Na warte!"
Die Brünette quickte kurz auf, bevor sie kichernd vor Clint floh. Doch dieser hatte sie bald eingeholt. "Alter Mann, also?", murmelte er lächelnd, bevor er Alaska an der Taille von hinten hoch hob und an sich drückte. Immer noch breit grinsend antwortete diese: "Jap, alter Mann!"
Daraufhin legte Barton Archer auf seiner Schulter ab, trug sie zu dem Picknickkorb und setze sie vor sich ab, ohne seine Hände von ihrer Taille zu nehmen. "Du hast schon viel mehr Farbe im Gesicht.", meinte der Mann, während er ihr eine Strähne hinters Ohr strich.
"Du bist zu ernst.", antwortete das Mädchen, "Und ich hab Hunger."
Diesen Tag hatte sich Alaska Archer als einen der schönsten Tage, als einen Tag, in dem sie einfach kindisch und sorglos sein konnte, ohne Folgen, in Erinnerung, nur wie lange?

Lil' Warrior [Marvel|Hawkeye] || 1 ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt