"Weil.."

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Die nächsten Tage verliefen ganz gut. Ich redete mehr mit den Ärzten und gab mich auch den dämlichen Tabletten hin... Sie gaben mir im Gegenzug Zeichenblätter und Stifte. Natürlich hatten sie erst Angst , dass ich mir einen Stift in den Hals rammen könnte, aber nach einer Weile vertrauten sie mir einfach. Meine Zeichnungen hingen jetzt an meinen Wänden und langsam gewöhnte ich mich ein. Ja ich konnte eigentlich ganz gut zeichnen, sogar die Ärzte kamen in mein Zimmer, nur um sich meine Zeichnungen anzusehen. Ich zeichnete mein Leben und auch die dunklen Seiten. Dunkelheit und Licht. Zwei Gegensätze die sich wohl nie einigen konnten. Ich selbst fand die Dunkelheit verlockend, aber das Licht hielt mich noch am Leben. Irgendwas gutes muss mein Leben doch mit sich bringen.

Tomman hieß der junge Mann, der mit mir die Zeit verbrachte. Ich bin ihm dankbar, er ist für mich wie ein großer Bruder geworden. Meine Vergangenheit vertraute ich ihm jedoch nur wenig an, da sie zu mir gehörte und ich sie beschütze, so auch meine Seele. Eigentlich wollte ich Niemanden mehr vertrauen, aber bei ihm ist es so als kenne er die Geschichte schon. Klar deswegen war ich ja hier und nicht jeder wird hier eingewiesen... ob das jetzt gut oder schlecht ist muss ich noch entscheiden. 6 Monate wohne ich bereits hier und ich merkte wie ich mich nach der Außenwelt sehnte. Nach Freiheit. Aber in der Anstalt bin ich sicher. Sicher vor James. Sicher vor mir selbst. James versuchte 2 mal mich zu besuchen, doch zweimal bekam ich einen hysterischen Anfall. Seitdem ließen sie ihn nicht mehr zu mir und ich war ihnen so dankbar. Hier kann er mir nichts antun. Jetzt kann ich anfangen wieder Sophia zu werden. Jetzt habe ich eine Chance. Endlich.

Ich ging durch die Flure und sehnte mich nach meiner Familie. Weinend sank ich zusammen. "Warum sie?" flüsterte ich unter meinen Tränen. "Sei nicht traurig." Ich blickte erschrocken auf und sah ein hübsches junges Mädchen. Sie war unnatürlich blass, hatte schwarze Augen und ihre dunklen gelockten Haare fielen leicht in ihr Gesicht. Sie trug ein komplett weißes Kleid, sie erinnerte mich damit an die 50er Jahre. "Ich bin nicht traurig" entgegnete ich ihr und stand wieder auf. "Warum weinst du dann?" fragte sie mich mit großen Augen. "Weil..." ich brach mitten im Satz ab, weil mir erneut Tränen in die Augen stiegen und ich einen Schluchzer verstecken wollte. "Deine Eltern sind tot stimmts?" ich hob meinen Kopf und sah ihr tief in ihre schwarzen Augen. "Woher weißt du das?" ich wartete gespannt auf ihre Antwort. "Ich hab sie gesehen, sie haben die  andere Seite überquert." Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an und antwortete " Welche andere Seite denn?" "Die Seite zum Jenseits." Ich fing an zu lachen und glaubte ihr kein Wort. "Deswegen bist du hier stimmts?" "Weswegen denn?" fragte sie und blickte mich forschend an. " Du behauptest Geister zu sehen! Ich meine du siehst Tote. Es ist besser, wenn du es lassen würdest. Vielleicht kommst du dann schneller hier raus." ich wollte mich bereits umdrehen und gehen, aber dann fing sie lauthals an zu lachen. "WAs ist denn jetzt so witzig?" fragte ich sie gereizt. Vielleicht hatte ich wirklich Probleme. So wie mir die Menschen sofort auf den Geist gingen... Haha Wortspiel. "Schätzchen, du bist von uns die Jenige die Tote sieht." Alles klar, die gehört wirklich eingesperrt. "Ach ja? Tja ich kann Niemanden erkennen." sagte ich genervt und sah mich in der Gegend um. Symbolisch natürlich für die Bekloppte vor mir... "Ich bin tot." ich zuckte bei ihren Worten zusammen und sah sie verwirrt an. "Haha lustig, ,mach deine dummen Späße mit wem anders." "Stopp." Ich hatte mich wieder zum gehen gewendet, doch plötzlich stand sie von der anderen Seite direkt vor mir und schnitt mir den Weg ab.  Wie konnte sie sich so schnell bewegen? Ich trat einen Schritt zurück und sie grinste mich an. "Glaubst du mir jetzt Sophia?" "Ich hab dir meinen Namen nie gesagt..." verdattert starrte ich sie an. Sie konnte unmöglich tot sein... nein ich konnte doch unmöglich Tote sehen! Ich ging auf sie zu und legte meine Hand auf ihre zarte Schulter. Eiskalt. Unnatürlich kalt. Plötzlich wurden ihre Augen weiß und an ihrem Hals konnte man die selben Striemen und blauen Flecke erkennen, wie bei meinem Vater damals. Sie hatte sich doch nicht erhängen wollen? Moment. Oder sie hatte sich erhängt und stand jetzt als Geist vor mir. DAS war doch alles Wahnsinn!! "Du warst auch für eine kurze Zeit tot Sophi." Nein, daran würde ich mich doch erinnern... oder?? "Nein war ich nicht", ich nahm meine Hand von ihrer weißen Schulter und ging zurück. Ich wollte nur noch weg. "Doch, glaube mir. Du wurdest dazu auserkoren." "Zu WAS?" " Die Geister zu sehen und ihre Geschichten zu erfahren." "Und was bringt mir das bitte?" " Alles." "Wow , ehrlich ich bin total begeistert." Kranker gehts wohl nicht mehr. Ich bilde mir das bestimmt alles nur ein... "Das wirst du sein, denn es ist eine besondere Gabe die dir der Meister gegeben hat." Meister.. Alles klar. "Ich glaub das alles aber nicht. Kannst labern was du willst, ich mach da nicht mit" Sie blieb stehn und zog mich , so das ich stehen bleiben musste. " Hör mir zu. Du kannst mit dieser Gabe deine Eltern kontaktieren." "Was?" "Ja, wenn du dich dem Jenseits öffnest, aknnst du sie sehen." Meine Beine konnten mich kaum noch halten. Ich konnte vielleicht meine Eltern wieder sehen? "Ich will meine Eltern sehen!" "Dann öffne dich meiner Welt." "Wie denn?" Sie nahm meine Hand und nahm sie in ihre. Sie schloss die Augen und eine Blitz durchfuhr meine Nerven. Kurz fühlte ich garnichts und driftete ins Schwarze, doch dann riss sie mich wieder raus und ich war wieder ich selbst. "Was war das?!" fragte ich sie erschöpft. "Du hast jetzt eine Verbindung zur Totenwelt." "Wunderbar. Wo sind meine Eltern." "Sie kommen zu dir, wenn sie können." Ich konnte also wirklich Tote sehen. Was bedeutete das jetzt für mich? Ich war nicht mehr normal. Abe rwar ich denn überhaupt mal normal? Eher nicht, also was solls. "Sophia? Bist du hier?" Tomman! Ich drehte mich ertappt um und sah ihn gerade um die Ecke kommen. "Du musst..." Ich drehte mich zu dem Mädchen um, doch sie war verschwunden. Wie zur Höhle? Egal, Geistersache undso...


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