Kapitel 35

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Wie >besprochen< sahen Sascha und ich uns am nächsten Tag wieder, was nicht anders zu erwarten war – immerhin aßen wir fast jeden Tag zusammen zu Mittag.

Mittlerweile haben alle anderen Schüler an der Schule auch schon mitbekommen, dass etwas mit Lissa und Rose passiert ist – schließlich sind die beiden in der Schule nicht sehr unbekannt. Da merkt schon der ein oder andere, dass sie nicht im  Unterricht zu sehen sind.

Mason ist es natürlich auch nicht entgangen, dass Rose nicht zum Kampftraining erschienen ist. Und obwohl Sascha fast schon mehr darüber wusste, was mit Rose passiert ist und die beiden im gleichen Kurs waren, kam er trotzdem in der Mittagspause zu uns an den Tisch, um mich zu fragen, was mit ihr los war.

>>Wirklich gut geht es ihr nicht.<< informierte ich ihn. >>Nach der Rettungsaktion ist sie zusammengebrochen und seitdem nicht mehr wirklich zu sich gekommen. Aber Doktor Olendzki meinte in ein paar Tagen sollte sie wieder die Alte sein. Okay vielleicht wird sie noch nicht hundertprozentig zu Kräften kommen, aber ihr sollte nichts fehlen. Bei Lissa sieht es ähnlich aus, es könnte sein, dass sie länger zum Erholen braucht.<<

Er sah schon nach dem dritten Satz sehr viel entspannter und erleichterter aus. Ich hatte das Gefühl, als würde er danach nur noch mit halbem Ohr zuhören – wenn überhaupt.

>>Was denkst du wie lange es dauert, bis sie wieder auf die Beine kommen?<< Während er das fragte, zog er einen Stuhl vom Tisch weg, um sich hinzusetzten.

Das verwunderte mich leicht. Um ehrlich zu sein dachte ich, er würde nur noch kurz meine Antwort abwarten, um nicht nur für ein paar Sekunden hier zu sein und dann wieder gehen – so würde ich zumindest denken – aber anscheinend wollte er tatsächlich noch etwas plaudern.

So kam es schließlich, dass Mason und Sascha Smalltalk betrieben. Dabei kamen sie auf den Unterrichtssoff des Kampftrainings zu sprechen. Da ich auch noch am Tisch saß, war ich zwar die meiste Zeit leise, aber es würde sich für mich irgendwie komisch anfühlen nichts zu sagen und trotzdem alles mitzuhören. Sobald ich also nicht verstand, wovon sie sprachen, warf ich ein paar Fragen in ihre Unterhaltung. Aber irgendwann hörte ich auch damit auf – einfach, weil ich die beiden sonst bei jedem zweiten Wort unterbrechen musste. Dabei konnte ich mir ein paar Begriffe selbst durch den Kontext erklären. Davon war ich zumindest überzeugt.

Anscheinend fällt ihnen das Angreifen leichter, als das Verteidigen, schließlich sind die beiden der Meinung, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Wobei ihr Lehrer ihnen dabei widerspricht. Ihr Kampftrainer ist der Meinung, es sei schon unverletzt schwer genug einen Strigoi anzugreifen und noch viel schwieriger auf jemand anderen aufzupassen, wenn man verletzt ist. Da war ich definitiv der gleichen Meinung, wie ihr Lehrer.

Mir gefiel es noch immer nicht, wenn Dhampire davon redeten wie wichtig es wäre uns Moroi zu beschützten, immerhin bedeutete das, ihr Leben wäre nicht genauso wichtig, wie das eines Morois.

Mein Kopfschütteln blieb nicht unbemerkt, beide drehten ihre Köpfe zu mir und schauten mich fragend an.

>>Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ihr so leichtfertig davon reden könnt euer Leben für jemanden anderen, denn ihr vielleicht nicht einmal kennt – geschweige den mögt – aufs Spiel zu setzten.<< Ihre Blicke auf mir ließen mich fast zusammenzucken, da mich beide missbilligend ansahen, weshalb ich eine beruhigende Geste machte und schnell fortfuhr. >>Versteht mich nicht falsch, ich finde das sehr mutig, aber immer noch unfair euch gegenüber. Euer ganzes Leben widmet ihr dem Kampftraining und dann eurem Schutzbefohlenem und wann ist für euch die Zeit zum Leben? Warum ist es okay, dass ihr euch für uns aufopfert, anders rum aber nicht?<<

Vampire Academy (wenn ich dabei wäre)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt