Kapitel 21

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Andrejs und Saschas Blick wanderte unaufhörlich und skeptisch von ihrer Mutter, zu mir und zu dem jeweils anderen.

Sie fing an zu lächeln. Es war aber kein >ich-werde-dich-bald-umbringen-Lächeln<, wie ich es erwartet hätte, sondern ein echtes und aufrichtiges Lächeln, das auch bis zu ihren Augen reichte.

Ich war verwirrt. Zuerst war sie totall abstossend mir gegenüber und dann lächlte sie mich an.

>>Ich verstehe nicht, warum Sie jetzt lächeln müssen.<< sagte ich schroff, dennoch merkte ich, wie sich meine Miene verwundert verzog, während sie redete.

>>Ich wollte dich nur auf die Probe stellen.<<

>>Und erfahre ich auch, was das für eine Probe ist?<<

>>Ein Test für deinen Charakter.<< Sie war ganz locker, als sie mir das erklärte. Für sie war der Satz logisch, sie wusste ja, was sie damit meinte – ich allerdings nicht. Und das einzige, was ich sagte war: >>Hä?<<

>>Du kannst anderen die Stirn bieten, wenn du willst und dass du es in der Situation getan hast beweist, dass du es wahrscheinlich nicht immer machst, sonderen nur dann, wenn dir etwas sehr wichtig  ist. Deswegen weiß ich schon jetzt, wie sehr ich dich mag.<< Ihr Lächeln verzog sich zu einem riesiegen Grinsen.

>>Machen Sie das immer so?<<

Sie zuckte mit den Achseln. >>So ziemlich bei jedem, ja.<< Mrs. Petrow rückte endlich von mir ab, sodass ich wieder genug Platz hatte, um mich zu bewegen.

Ich schaute zu Andrej und Sascha rüber, die genauso geschockt wirkten, wie ich mich fühlte – wobei ich hoffte, dass man es bei mir nicht sah.

Es herrschte für eine gefühlte Ewigkeit Stille, bis Andrej endlich die Stille mit einer Frage durchbrach. >>Und, wenn wir Direktorin Kirova, dass der Flug vorverlegt wurde und uns nicht bescheidgesagt wurde, sodass wir einen neuen Flug buchen müssen?<<

Mrs. Petrow schüttelte den Kopf. >>Sie würden prüfen, ob es auch wirklich stimmt und wir würden auf das selbe her rauskommen.<<

>>Und, wenn wir zu spät für den Flug kommen?<< versuchte Andrej immer noch verzweifelt seine Mutter umzustimmen.

>>Ich weiß, dass du wirklich gerne bei deinem Bruder bleiben würdest – und wahrscheinlich auch bei ihr,<< Sie drehte sich zu mir um und deutete auf mich, ich starrte sie immer noch an. >>Aber wir müssen heute los, wir können daran nichts ändern, egal, wie sehr wir uns das auch wünschen.<<

>>Es soll heute noch einen Sturm geben, es kann doch sein, dass der Flug gekänzelt wird, oder nicht?<< Er konnte es einfach nicht ignorieren, wenn es auch nur den kleinste Hauch von Hoffung gab, er würde noch Tage lang mit seiner Mutter diskutieren, wenn er der Meinung war, er könne sie irgendwie doch noch überreden.

>>Das kann schon passieren, aber es muss nicht unbedingt eintreffen.<< Sie wollte natürlich, dass Andrej glücklich war, aber sie war auch, so wie es aussah, Realist.

>>Können wir bitte trotzdem schon darüber reden, wie wir das machen, wenn der Flug gekänzelt wird?<<

Mrs. Petrow verstand nicht genau, worauf ihr Sohn hinaus wollte. >>Wie meinst du das?<< Sie sah ihn verwirrt an.

Allerdings antwortete ihr nicht Andrej, sondern Sascha. >>Wo wirst du zum Beispiel schlafen, wenn du wirklich hier bleiben würdest. Er möchte Antworten auf so ähnliche Fragen jetzt schon klären.<<

>>Sie kann bei mir im Zimmer schlafen, ich hätte kein Problem damit.<< wand ich sofort ein, ohne wirklich darüber nachzudenken.

Machte es mir wirklich nichts aus, wenn sie in meinem Zimmer schlief? Sie, die mich am Anfang unseres Kennerlernens auf die Probe gestellt hatte? Ich fing Sekunden, nachdem mir die Fragen durch den Kopf gingen, zu zweifeln, ob ich meine Worte wirklich so meinte, wie ich sie gesagt hatte. Ich meine, dass sie mich jetzt mag, hieß nicht, dass ich sie mochte.

Aber alle Zweifel kamen zu spät, denn gerade als ich meinen Vorschlag zurücknehmen wollte, antwortete Mrs. Petrow schon. >>Ja? Das wäre sehr nett von dir.<< Und die Art, wie sie es sagte, lies darauf schließen, dass sie schon beschlossen hat, dass sie in meinem Zimmer schlafen würde.

Verdammt! Ich war mir jetzt sicher, dass ich sie nicht in meinem Zimmer haben wollte, wenn ich schlief. Daran würde ich jetzt aber nichts mehr ändern können, also hielt ich die Klappe und lies mir nicht anmerken, wie sehr ich mich innerlich sträubte und windete.

>>Ich weiß aber nicht wo genau in meinem Zimmer. Bei mir steht nur ein Bett.<< gab ich zu bedenken, in der Hoffnung, sie würde dann doch aus irgendeinem Grund dagegen sein.

>>Wie kommt es, dass nur ein einzelnes Bett in deinem Zimmer hast?<< Sie wüsste natürlich, dass Moroi meist zweier Zimmer hatten.

>>Ich muss mein Zimmer normalerweise mit niemandem teilen, deswegen habe ich nur ein Bett darin.<<

>>Mir würde es nichts ausmachen, wenn wir es uns teilen, was ist mit dir?<<

>>Mir ist das dann doch etwas unangenehm.<< Das stimmte sogar. Ich mochte es nicht mein Bett mit jemanden zu teilen – und erstrecht nicht, wenn ich die Person gerade einmal eine halbe Stunde kannte.

>>Ich bin mir sicher die Schule würde uns noch ein Klappbett leihen.<< Für diesen Einwand hätte ich Sascha küssen können. Und ich glaubte, das er es auch an meinem Blick, den ich ihm zu warf, merkte, er sah mich nämlich mit einem wissenden Grinsen an.

>>Das hoffe ich.<< meine Mrs. Petrow. >>Wie viel Uhr ist jetzt schon?<< Ich schaute mich im Raum um, fand aber nirgends eine Uhr und an meinem Handgelenk hatte ich noch nie eine Armbanduhr getragen. Mein Handy hatte ich auch nicht dabei, also sah ich keine Möglichkeit die Uhrzeit festzustellen. Sascha allerdings schon. Er meinte, es wäre noch eine Stunde zeit, bis Andrej und ihre Mutter am Flughafen sein müssen.

>>Dann, müssen wir langsam los. Verabschiede dich schon mal von deinem Bruder und Irina.<< Andrej ging erst auf seinen Bruder zu, umarmte ihn du die beiden sagten gleichzeitig: >>Bis zum nächsten Mal.<<

Dann kam er auf mich zu. Bevor er die Arme um mich schlingen konnte, drückte ich ihm mein Geschenk in die Hand. Als er mich dann doch umarmte, erwiderte ich seine Umarmung und flüsterte in sein Ohr: >>Tut mir leid, dass es kein besseres Geschenk ist. Und komm bald wieder.<< Ich drückte kurz fester zu und lies ihn dann wieder los. Sobald auch er sich aus der Umarmung entwand schaute er in seine Hände, um zu sehen, was ich ihm gegeben hatte.

Er grinste mich an. >>Es ist ein verdammt gutes Geschenk! Danke.<< Dann verabschiedete sich Mrs. Petrow von Sascha und kam dann auf mich zu. >>Es tut mir leid, dass ich dich getestet habe, aber es musste einfach sein. Ich hoffe, wenn wir uns das nächste mal sehen – und ich hoffe sehr, dass es ein nächstes Mal geben wird -, dass es dann besser mit uns wird.<<

Ich streckte mir ihre Hand hin, die ich daraufhin ergriff und kurz schüttelte. >>Das hoffe ich auch.<< gab ich aufrichtig zurück.

Sobald wir uns von den beiden verabschiedet haben und Andrej sich seine Sachen schnappte gingen die beiden raus und ließen Sascha und mich somit in seinem Zimmer zurück – alleine.

Vampire Academy (wenn ich dabei wäre)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt