Kapitel 23

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>>Gut, dass ihr eure Zeit so schön vertrieben habt.<< Bevor Mrs. Petrow noch etwas in der Art sagen konnte löste ich mich von Sascha. >>Was habt ihr den gemacht?<<

Ich entschied mich dafür die Frage einfach zu ignorieren und sie selbst etwas zu fragen. >>Also ist der Flug wirklich ausgefallen. Wist ihr auch, wann ihr das nächste mal zum Flughafen müsst?<<

>>Voraussichtlich in einer Woche. Das schlechte Wetter wird uns wohl noch etwas länger belästigen.<<

>>Also kann ich noch mit euch auf den Ball.<< Andrej schien froh – sogar sehr froh – darüber zu sein. Deswegen tat es mir zum ersten mal leid zu sagen, ich würde nicht mit auf den Ball gehen.

>>Was? Wieso nicht?<< Er sah mich aus großen, flehenden und fragenden Hundeaugen an.

Ich zuckte mit den Achseln. >>Ich will einfach nicht hin gehen, das ist alles.<<

>>Du meinst, es hat dich niemand gefragt, ob du mit ihm hingehst, stimmt's oder hab' ich recht?<<

Sascha grinste von einem Ohr zum anderen und ich mit ihm, seine Mutter starrte ihn erst anklagend an und wandte ihren Blick dann mir zu. Sie sah mich mit einer Mischung aus Entschuldigung und Mitleid an, dann sah sie mein Lächeln und aus der Entschuldigung und dem Mitleid wurde Verwirrung.

>>Doch natürlich. Jeder Junge der auch nur meinen Namen kannte hat mich schon an meinem ersten Tag auf dieser Schule war gefragt, ob ich mit ihm auf den Ball will. Ich konnte ihnen aber nicht ihre Herzen brechen, indem ich zu einem ja und zu allen anderen nein sage, deswegen habe ich eben allen abgesagt.<<

Ich versuchte so überheblich wie nur möglich zu klingen, während ich das sagte und warf meine Haare – genau so überheblich – über meine Schulter. Schließlich fing ich an zu lachen.

>>Nein es hat mich niemand gefragt, ob ich mit ihm auf den Ball gehe – zu mindest von keinem Jungen – aber, ich würde sowieso nein sagen. Ich hätte nämlich keine Lust darauf mich schick zu machen und dann zu tanzen,<< Beim Wort tanzen zeichnete ich Anführungszeichen in die Luft. >>Ich würde nicht tanzen und Spaß hätte ich erstrecht nicht.<<

Jetzt ruhten schon drei verwirrt schauende Augenpaare auf mir. >>Was ist den? So bin ich halt.<< Da ich wusste, dass es ruhig bleiben würde, überlegte ich krampfhaft, was ich sagen könnte, um die Stille zu überwinden – tja so viel hat mir der Small-Talk-Unterricht dann doch nicht gebracht.

>>Also,<< begann ich nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit überlegt hatte und angestarrt wurde, als wäre ich ein Alien. >>Mit wem geht ihr hin?<<

Endlich lösten sich die Blicke der anderen von mir. >>Ähm ...<< versuchte Sascha zu antworten. >>Wir gehen zu zweit, würde ich mal sagen. Es sei denn, ihr beide<< Er deutete auf mich und Mrs. Petrow. >>Möchtet mitkommen.<<

>>Wenn Irina nicht geht, dann werde ich auch nicht gehen. Was soll sie denn machen, wenn sie nicht ein mal mit jemandem reden kann?<< Weil wir zuvor noch darüber gesprochen haben, dass ich bei einem Gespräch eher der Zuhörer bin, als der Redner, fing Sascha zu grinsen und ich zu lachen an.

>>Nicht, das Sie das falsch verstehen, aber ich hatte schon eine Ahnung, wie ich den Abend – so ganz allein – verbringen wollte. Also bin ich mir sicher, dass ich keinen zum reden brauchen werde, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich's nicht so mit dem Reden habe.<< Ich tat mein Bestes, um nicht abweisend zu klingen.

Und wieder sah mich Mrs. Petrow verwirrt an – ich hätte vielleicht lieber die Klappe halten sollen. Am heutigen Tag hat sie wohl möglich mehr über mich in Erfahrung gebracht, als sonst jemand es in einem Monat schaffen würde.

Nachdem sie sich wieder halbwegs gefasst hatte, antwortete sie ihrem Sohn wieder. >>Na, wenn das so ist, dann würde ich gerne mit euch auf den Ball.<< Dann wandte sie sich aber wieder mir zu. >>Bist du dir ganz sicher, dass du nicht mit willst?<<

>>Ja, ich bin mir sicher, machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich komme gut allein zu recht.<< Ich schenkte ihr noch ein versicherndes Lächeln und machte dann mit dem nächsten Thema weiter, von dem ich hoffte, dass Sascha es in der kurzen Zeit noch nicht vergessen hatte. >>Also, wer kommt jetzt mit mir in mein Zimmer, oder eben später nach – je nachdem, wie ihr das machen wollt.<< Ich versuchte mit bloßem Blickkontakt zu Sascha ihn dazu zu bringen auch wirklich das zu machen, was er mir angeboten hatte.

>>Mom, kannst du nicht bei mir schlafen und Andrej bei Irina? Ich hab dich anscheinend mehr vermisst, als ich es zugeben wollte.<< Sascha war ein ziemlich guter Schauspieler musste ich – zu meiner Überraschung – zugeben. Ich konnte nicht sagen, ob er wirklich das meinte, was er gesagt hatte, oder ob er log.

>>Aw, ich habe dich auch vermisst, aber wäre es nicht etwas unfair, wenn ich in deinem Zimmer schlafe, während dein kleiner Bruder bei eurer Freundin schläft? Außerdem bin ich mir sicher, dass es Irina gegenüber unhöflich ist.<<

>>Ach was, das ist kein Problem für mich. Ich würde das wahrscheinlich auch fragen, wenn ich in dieser Situation wäre.<< sagte ich und hoffte angespannt, dass ich wenigstens halb so gut schauspielern konnte wie Sascha. Allerdings verflog meine Anspannung wieder, als Mrs. Petrow antwortete: >>Wenn es Andrej nichts ausmacht, dann können wir das gerne so machen.<<

Wir schauten alle Andrej an, wobei ich versuchte meine Hoffnung darauf, dass er sagen würde, es sei für ihn in Ordnung, nicht zu sehr anmerken zu lassen.

>>Würde mir gefallen.<< gestand Andrej und mir fiel ein Stein vom Herzen.

Nachdem Andrej schließlich all seine Sachen zusammen gepackt hatte, verabschiedeten wir uns von seiner Mutter und Sascha, wobei ich Sascha umarmte und ihm ein >Danke< ins Ohr flüsterte.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer fragte mich Andrej, ob es okay wäre, wenn wir beide in meinem Bett schliefen.

>>Natürlich ist es okay.<< war die Antwort.

In meinem Zimmer redeten wir dann noch etwas, bis Andrej meinte er wäre zu müde um noch länger wach zu bleiben und legte sich schlafen und da ich nichts zu tun hatte, tat ich es ihm nach.

Vampire Academy (wenn ich dabei wäre)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt