Kapitel 3

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Als ich gerade die Tasse auf mein Tablet stelle und mich von der Theke aus umdrehe Richtung Gäste, bemerke ich eine junge Frau, die sich ganz elegant gekleidet neben ihn setzt und seine Wangen küsst. War ja eigentlich klar, dass er vergeben ist. So ein Idiot! Warum lädt er mich dann gestern auf einen Kaffee ein? Habe ich irgendetwas fehl interpretiert? Wollte er nur höflich sein und mich aus Mitleid einladen weil ich verletzt war? Und ich dachte schon dass sein Funkeln in den Augen und die Art und Weise wie er mich angelächelt hat etwas bedeutet...
So im Nachhinein kann ich eigentlich nur über mich selbst lachen. Wie naiv bin ich denn eigentlich? Ich habe noch nicht einmal einen richtigen Dialog mit ihm geführt außerdem kenne ich seinen Namen auch nicht. Maaaaaaann, warum passiert soetwas immer mir? Nur weil er gut aussieht? Er wollte bestimmt nur höflich sein gestern und ich... Ich bin schon wieder einmal mit meiner rosaroten Brille unterwegs, wie lächerlich.

"Hier bitte, darf ich Ihnen auch etwas bringen?", frage ich die Dame ganz höflich mit meiner gewohnt optimistischen und fröhlichen Stimme während ich ihn keines Blickes würdige. Klingt bescheuert, ist es auch, aber ich sollte mich einfach nicht von seinem Aussehen täuschen lassen.

"Ich hätte gerne eine Himbeertorte und einen Cappuccino bitte.", bekomme ich nett als Antwort bevor ich den Tisch wieder verlasse.

"Na, alles gut bei dir?" Meine Chefin schleicht sich mal wieder an mich heran.
"Ja klar." Und aus irgendeinem Grund wird meine Stimme gebrechlich.
Man sieht mir an, dass ich enttäuscht bin, aber warum? Doch nicht etwa wegen dem No-Name-Typen?! Meine Gefühle sind gerade sehr am herumexperimentieren, keine Ahnung was mit mir los ist, aber es gefällt mir nicht.
Um mich abzulenken beginne ich die Bestellung herzurichten und lade wieder alles auf min Brettchen auf um es zum Tisch zu bringen.
"Ich würde gerne zahlen.", gibt er, während sie sich die Hälfte der zuckersüßen Torte in den Mund stopft, von sich und versucht dabei in meine Augen zu sehen, die ich aber gekonnt von ihm wegdrehe. Nagut, ich habe zu ihm rübergespäht aber nur kurz, ehrlich.

"Meine Chefin kommt gleich." Und dann gehe ich um Isabelle bescheid zu geben und laufe dann schnurstracks in die Küche um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu schütten. Das ist sicher das heiße Wetter, das bin ich ja nicht gewöhnt. Nach ein paar mal tief durchatmen, rücke ich meine Schürze zurecht, setze meinen fröhlichen Grinser auf und gehe wieder zu den Kunden.
Mir kommt es so vor als ob er mich beobachten würde, also checke ich unauffällig in der Glastüre ob mir irgendetwas am Rücken klebt oder ob meine Unterhose zu sehen ist. Irgendetwas muss es doch sein, aber ich finde nichts. Vielleicht ist er gerade mitten drinnen in einem Tagtraum, wer weiß das schon.
Nach einer kurzen Drehung um einen Tisch zu räumen, sehe ich die beiden gerade noch das Café verlassen, während er ihr die Türe aufhält und sich nochmals umblickt.

"Mila, kommst du bitte kurz!"
"Was gibt's Isabelle?"
"Also, dein Arbeitstag wäre jetzt zu Ende und wenn du Lust hast kannst du morgen gleich wieder kommen, 550€ monatlich, mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Achja, der junge Herr hat dir eine Nachricht hinterlassen, sieht aus wie eine Telefonnummer."
"Perfekt, danke! Also sehen wir uns morgen.", gehe ich der Mitteilung mit der Nummer gekonnt aus dem Weg.
"Bis morgen Liebes und überleg dir das lieber nochmal, ein Anruf schadet niemandem.", zwinkert sie mir zu bevor ich das kleine Gebäude verlasse.
Es ist erst 17:00, was genau soll ich also tun?
Ich setze mich zu der Busstation Richtung nach Hause und bin ziemlich überrascht als wieder der Busfahrer von heute Früh die Türe öffnet und wie ein Wasserfall zu erzählen beginnt.
"Ach, wie gerne hätte ich jetzt schon aus, wie du... Sag mal, arbeitest du hier?"
Er ist ja nett und gibt sich Mühe Smalltalk zu führen, aber mir isz gerade echt extrem unwohl, keine Ahnung an was das liegt. Mein Magen fühlt sich an wie nach einer einstündigen Achterbahnfahrt kopfüber und klar Denken kann ich auch kaum. Ich verstehe es einfach nicht. Warum gibt er mir seine Nummer? Ist ihm das nicht peinlich, seine Freundin war dabei? Oder will er sich mit mir anfreunden? Kann er vergessen! Ich könnte ihm ja nicht mal in die Augen sehen, geschweige denn ohne zu sabbern mit ihm reden. Am Liebsten würde ich mich jetzt in mein Bett legen, ganz laut herzzerreißende Shawn Mendes Lieder hören und Eis essen. Eis. Das wär's jetzt! 3 Kugel Schokolade und 1 Kugel Cookie...

"Mademoiselle?"
"Entschuldigung, ich war gerade abgelenkt. Was haben Sie gesagt?"
"Arbeitest du hier?"
"Ja, gleich dort.", deute ich ihm vorgebeugt um auf seiner Höhe zu sein.
"Und, heute noch etwas vor?"
"Sagen Sie, können Sie mir sagen wo ich gutes Eis her bekomme? Möglichst abgelegen?"
"Liebeskummer?"
"Bitte?", reiße ich meine Augen auf.
"Heute Morgen warst du doch so glücklich? Hat dir jemand den Kopf verdreht?", fragt er mit besorgter Stimme und einem herzlichen Grinser.
"Ach, nein. Bloß eine kleine Enttäuschung, nicht so schlimm. Ich kenne ihn ja kaum, weiß nicht einmal wie er heißt."
"Liebes, ich sag dir eines. Seelenverwandte merken sofort wenn sie ihr Gegenstück finden, es muss nichts stimmen außer die Spannung zwischen einander, Liebe spührt man, man muss ihren Namen nicht kennen. Es geht um Blicke, um ihre Intensität und wie sie einen betrachten. Sag niemals nie.", beginnt er sich zu mir drehend zu sagen während alle Fahrgäste nur darauf warten, dass er endlich losfährt.
"Ich bin Mila.", halte ich ihm mit Tränen in den Augen die Hand hin.
"Mathéo."

Ich sitze direkt neben dem Fahrersitz und quatsche die ganze Busfahrt mit ihm, er zeigt mir die Gegend die er täglich fährt und haut eine Lebensweisheit nach der anderen raus.

"Ach Liebes, wenn die Liebe einfach wäre, wäre sie doch nicht aufregend. Wer weiß, vielleicht war sie nur eine gute Freundin oder gar seine Schwester. Wenn es das Schicksal so will wirst du ihn wiedersehen aber lauf nicht vor deinen Gefühlen davon."

"Aber was soll ich deiner Meinung nach machen?", frage ich verzweifelt den Kopf an eine Stange neben mir angelehnt.
"Geh in der Stadt spazieren, mach etwas was dir Spaß macht, engagier dich in gemeinnützigen Organisationen, du bist nur einmal jung!"
"Danke Mathéo! Lässt du mich hier raus?"
Ich schleppe mich aus dem Bus und winke ihm noch zum Abschied, bevor ich mich durch Menschenmassen durchkämpfe, in der Hoffnung dass eine Idee vom Himmel fällt. Gemeinnützig arbeiten... Gar nicht mal so schlecht. Ich könnte meine Mutter bitten in einem Krankenhaus hier anzurufen um helfen zu können...
Oder ich probiere es einfach selbst. Ich brauche doch keine Hilfe von ihr, ich brauche meine Familie nicht. Kein bisschen. Naja, Krankenhaus ist vielleicht doch etwas blöd ohne Ausbildung...
Ganz vertieft in meine Gedanken merke ich erst gar nicht, dass mich jemand ruft und dann, als ich mich umdrehen möchte, knalle ich gegen einen muskulösen Körper.
"Mila, so sieht man sich wieder.", grinst er mich spitzbübisch, fast frech, an.
"Ehm, hallo.", bekomme ich erstaunlicherweise ziemlich gelassen aus meinem Mund.
"Na, was machst du so?"
"Weiß noch nicht, spazieren. Mir etwas suchen, ein Hobby, etwas wo ich helfen kann."
"Etwas dagegen wenn ich dir Gesellschaft leiste?"
Warum er schon wieder sein halbes Gesicht versteckt ist mir ein Rätsel. Es ist nicht so, dass es mich stört, wenigstens kann ich mich so etwas beherrschen.
"Nein, schon gut."
Ich beginne ohne auf ihn zu warten weiterzugehen. Wenn er will kann er mir ja folgen.
"Wie wäre es mit Eis?"
Soll ich jetzt nein sagen nur um ihn zu provozieren oder ja weil ich schon echt gerne eins hätte? So schwierig...
"Ich lade dich ein. Schoko und Cookie?" Jetzt wird es komisch. Woher kennt er meine Lieblingssorten?
"Gut, aber ich hab nicht lange Zeit ich muss noch..."
"Ja ich weiß schon. Hobby suchen und Menschen helfen. Aber sieh es so. Hobby: Menschen kennenlernen, helfen: mir meine Zeit verschönern und mich davon abhalten Unsinn zu machen. Komm, ich kenn da drüben etwas Schönes."
Irgendwie würde ich gerne lachen weil er echt süß ist, aber die Hand die er mir hinstreckt nehme ich sicher nicht. Das kann ich seiner Freundin nicht antun.

"Ich hoffe für dich, dass das Eis gut ist, sonst muss ich dir einen meiner berühmt berüchtigten 'dein Ernst' Blicken zuwerfen und die wirst du vor Schuldgefühl und Angst so schnell nicht mehr vergessen.", scherze ich einfach mal so drauf los. Vielleicht hat Mathéo ja recht mit dem was er mir vorhin alles erzählt hat.
"Keine Sorge, ich werde dich auch so nicht vergessen." Und dann gehen wir nebeneinander, ohne uns auch nur einmal anzusehen, zu einem der kleinsten Läden die ich je gesehen habe. Mit nur 2 Tischen und keinen Leuten außer einer Bedienung und erst als wir kurz vorm Bestellen sind enthüllt er wieder sein Gesicht.
"Sag mal, warum versteckst du dich eigentlich dauernd wenn du in den Straßen herumgehst?", frage ich stirnrunzelnd während wir eine kleine Treppe zu einem Tisch hochsteigen.
"Ehhhhhm, wegen einer Allergie. Ja, Sonne bekommt mir nicht so gut, also... Wollen wir nicht... Entschuldigen Sie, wir würden gerne 2 Eis haben! Jeweils eine Kugel Schokolade und eine Cookie!"
Was hat er denn plötzlich für ein Problem?

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Hey ihr Lieben! :)
Ich wollte mich nur fürs Lesen bedanken und wenn euch etwas nicht gefällt oder wenn ich etwas besser machen soll, lasst es mich einfach wissen und ich werde mein bestes geben um es umzusetzen!
eure Lena xxx

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt