Kapitel 13

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Ich wende meinen Blick von ihm ab. Heilige Mutter Gottes. Was macht er hier??
Die Verzweiflung ist mir praktisch mit Edding ins Gesicht geschrieben, sodass jeder Depp mitbekommt, dass etwas nicht stimmt. Mein Gesicht wird kreidebleich vor Angst mit ihm reden zu müssen und ich spühre wie sich die Torte von vorhin bei mir meldet.
"Cindy, komm her.", bücke ich mich während ich vergeblich versuche sie mit ruhiger Stimme zu rufen.
Was für ein Wunder, das Speckröllchen dreht sich sofort um und galoppiert quietschvergnügt zu mir rüber. Blöd nur, dass er sich spontan dazu entschließt mitzukommen.
Gut, welche Möglichkeiten habe ich zu fliehen? Über die Gartenhecke? Eher nicht so, bei dem kurzen Kleid möchte ich niemandem den Anblick meines Allerwertesten und dem dazupassenden Oma-Schlüpfer mit Arschbetonung antun.
Welche Möglichkeiten habe ich noch? Ins Haus? Und dann? Ich könnte mich von der Großmutter wieder für eine Arbeit einspannen lassen.
Um eine Pro und Kontra Liste darüber zu erstellen was wohl das geringere Übel sein würde fehlt mir nur leider die notwendige Zeit oder kann man hier irgendwo mal kurz auf Pause drücken? Slow Motion würde mir auch reichen! Es soll ihn nur bitte irgendetwas davon aufhalten so schnell so nahe zu kommen. Irgendwas! Schnell! Kann keiner ein Klavier von oben runterwerfen? Also nicht auf ihn, zwischen uns, es soll nur möglichst schnell ein Hindernis entstehen.
Schlussendlich bleibe ich wie angewurzelt stehen und schaue mit verschränkten Armen zu Maud rüber, die mit kleinen Kindern in der Hüpfburg herumtobt.
"Sie ist innerlich immer noch ein kleines Kind.", ertönt es neben mir ganz leise und so nahe, dass ich einen warmen Atem in meinem Nacken spühren kann der mir eine fettere Gänsehaut bereitet als mir lieb ist.
Antoine. Wisst ihr wahrscheinlich sowieso schon alle.
Ich nicke auf seine Aussage nur und schließe kurz meine Augen um mich zu fangen. Warum zur Hölle muss er hier sein? Kann er sich nicht verpissen? Das hier war eigentlich als Ablenkung gedacht, funktioniert ja nicht ganz so wie geplant.
"Können wir drinnen kurz reden?", fragt er noch immer ganz nahe bei mir stehend mit den Händen in seiner Anzughose. Die Ärmel seines Sakkos sind aufgekrämpelt, sodass man sein Unterarmtattoo 'bewundern' kann.
"Eigentlich nicht, nein.", schüttel ich mit gesenkten Mundwinkeln den Kopf bevor ich mich von ihm abwende.
Das mit dem dramatischen Abgang sollte ich vielleicht lieber nochmal üben, denn letztes Mal war der viel impulsiver, aggressiver, ... einfach viel besser.
Cindy platziert sich wieder mal neben mein Bein und ich laufe, in der Hoffnung ein mir bekanntes Gesicht zu treffen, sinnlos in der Gegend herum. Scheint mir momentan das Beste zu sein, ist ehrlich gesagt auch das einzige was mir gerade einfällt. Wahrscheinlich sieht das aber leider eher so aus als ob ich versuchen würde mit meinem Hund als Wischmop den Boden, also eigentlich das Gras, zu reinigen. Sinnlos eben. Wieder mal so ein Tag an dem es sich nicht gelohnt hat morgens aufzustehen.

"Mila!", winkt mich Max zu sich. Ich könnte ihn dafür abknutschen.
"Du bist meine Rettung.", falle ich ihm glücklich in die Arme.
"Was ist denn los Mädchen?", fragt er mich besorgt und drückt mich so fest an sich, dass mein Herz wegen einer unzureichenden Blutzufuhr bald zu schlagen aufhören könnte.

"Er ist hier.", löse ich mich von ihm und richte meine Haare, die mir im Gesicht kleben geblieben sind.
"Was? Wie kann das sein? Sag nicht, dass er ein Freund von Maud ist! Weiß sie davon?", hält er schockiert meine Hand.
"Nein, natürlich nicht und ihren Geburtstag kann ich ihr doch nicht versauen.", erkläre ich ihm schnell.
"Ich bleibe einfach bei dir und halte ihn von dir fern.", sagt er selbstsicher und legt seinen Arm um mich.

"Max, hallo, kann ich kurz mit Mila reden?", erscheint Antoine auf einmal neben uns. Bitte was? Sie kennen sich? Und verfolgt er mich jetzt oder was?
"Natürlich.", grinst er mich mit einem Rempler ganz entzückt an. "Ich lasse dich kurz mit dem Schnuckelchen allein, ich schaue von weiter weg, dass dir niemand zu nahe kommt." Ist das sein ernst? Nach einem
Zwinkern und ein paar Handbewegungen, was Antoine Gott sei Dank nicht mehr mitbekommt, enfernt sich Max von uns. Versteht er denn nicht, dass DAS Antoine ist? Und warum wirft er mir die ganze Zeit diese Blicke á la 'reiß dir den Typen auf' oder 'also wenn er auch schwul wäre, würde ich nichts anbrennen lassen' zu? Warum merkt er nicht was hier abgeht? Warum?
"Mila", beginnt Antoine ganz leise und starrt dabei ganz fixiert auf seine Füße.
"Ich weiß was du sagen willst, es tut dir leid blablabla lass uns doch alles vergessen blabla und hey, können wir nicht Freunde sein?", äffe ich ihn fast schon beleidigend nach.
"Bist du etwa immer noch böse auf mich? Als ob ich der einzige von uns beiden gewesen wäre der unehrlich war.", faucht er mich an. Die Raubkatze kann er gerne für sich behalten und die Krallen wieder einziehen, damit macht er mir eher Angst als irgendetwas anderes.
"Was habe ICH denn gemacht? Jemand anderen geküsst wie eine gewissere andere Person hier?", gebe ich ihm patzig als Antwort.
"Ich habe dir doch gesagt, dass ich das nicht wollte, okay? Ich wollte das nicht.", verteidigt er sich.

"Ist das Mikro an?", ertönt es gefolgt von einem lauten Quietschen und Maud bekommt die Aufmerksamkeit von allen.
"Vielen Dank an alle fürs Kommen! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich mich freue, dass ihr alle hier seid.", schluchzt sie richtig laut vor sich hin "Vor allem freut es mich, dass mein Bruder die Zeit gefunden hat um herzukommen, danke Antoine, ich hab dich liebe mein Kleiner.", wischt sie sich die Tränen aus den Augen.
Moment mal. Antoine. Ihr Bruder Toni. Toni - Antoine. Hä?
Gibt es hier noch einen anderen Antoine? Ich drehe mich einmal mit meinem Scanner-Blick im Kreis in der Hoffnung jemanden zu finden der gerade genauso gerührt ist wie sie. Also einen Antoine. Nachdem ich wirklich niemanden finden kann, der herzerwärmend das Taschentuch zückt,  bis auf die Leute die ich schon kenne, fallen mir fast die Augen aus als ich bemerke wen sie meint. Meinen Antoine. Also nicht meinen, ich besitze ihn ja nicht. Ihr wisst schon was ich meine. Die beiden schauen sich doch nichtmal ähnlich. Wie kann das...? Aber er...? Sie...?
"DU bist Mauds Bruder?", stammle ich Schnellcheckerin vor mich hin und deute immer noch verwirrt auf ihn.
"Ändert das etwas?", fragt er verblüfft und zuckt mit den Achseln.
Ändert das etwas? Sein ernst?
Nein natüüürlich nicht, wie kommt er dann darauf? Ich werde einfach weiterhin mit seiner Schwester best friends sein und halt jedes mal wenn ich sie dann besuche und er zuuuuufällig auch da ist kurz mal mit einer Schaufel ein Loch graben und mich dann schön im Garten einbuddeln bis er wieder geht. Macht doch jeder so, oder?
Wenn Maud erfährt, dass der Typ, von dem ich ihr die Ohren vollgeschwärmt habe ihr fucking Bruder ist... Sie wird mir nicht einmal mehr in die Augen schauen. Meine einzigen Freunde werden dann ein Busfahrer und ein Hund sein. Wow, so weit habe ich es also gebracht. Applaus Applaus, mein Ende naht.

"Okay, ich muss gehen.", laufe ich schnell sagend ins Haus und sperre mich in einem der Badezimmer ein. Ist es normal, dass ich mich fühle als ob Törtchen Hand in Hand mit Sahnehäufchen gemeinsam wieder das Licht der Welt erblicken möchten um dann den Whirlpool, auch genannt die Toilettenspülung, zu genießen?

"Mila?", klopft es von draußen an die Türe. ER SOLL VERDAMMT NOCHMAL VERSCHWINDEN!Braucht er immer eine schriftliche Anweisung um ihn daran zu erinnern oder wie oft muss ich das eigentlich noch wiederholen?
"Kannst du dich nicht einfach zu deiner Familie stellen, mich alleine lassen und meine Existenz ignorieren?", rufe ich so laut ich kann vom bequemen Boden aus. Diesmal aber nicht hysterisch, sondern ohne große Emotionen und ich rufe auch nur so laut, dass nuf er mich   klar und deutlich versteht. Es kann natürlich auch sein, dass ich möglicherweise irgendein Wort falsch ausspreche und er deshalb nicht auf mich hört, aber mit Sprachen hatte ich bis jetzt eigentlich nie so meine Probleme. Ich habe sogar meinen besten Freund Number one, Mr.Google, gefragt und er hat mir gleich 20 Websiten gezeigt die mir bestätigen, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich will ja nichts sagen, aber laut ihm liegt der Fehler nicht bei mir, zumindest vom Sprachlichen her.

"Ich will aber mit dir reden." Ich höre nur einen Bumperer an der Wand. Was war das?
"Wenn du nicht raus kommst, dann bleibe ich eben hier, weißt du, von der anderen Seite der Tür kann man sich nämlich auch anlehnen.", versucht er lachend die Stimmung aufzuheitern.
Woher weiß er, dass ich mich angelehnt habe? Hat der Spanner hier Kameras drinnen oder wie?
"Man sieht deinen Schatten bei der Türspalte, keine Sorge, du wirst nicht überwacht da drinnen."
Gedankenlesen kann er jetzt auch oder wie?
"Gut, dann fange ich eben an, wenn du nicht willst.", redet er einfach weiter.
"Ich habe es dir letztens schon gesagt und ich werde es dir jetzt nochmal sagen. Da war nichts. Mit keiner anderen. Die Frau die mich geküsst hat, war meine Ex. Ex. Geschichte. Vergangenheit. Woher hätte ich außerdem wissen sollen, dass du auch etwas für mich empfindest?", wird er immer leiser und nachdenklicher... Auch etwas für ihn empfinden? Empfinde ich denn etwas für einen anderen und weiß es nicht oder meint er, dass er wirklich etwas für mich empfindet?

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DANKE für eure lieben Kommentare!!! 😍❤️
Ich kann leider nicht auf alle antworten, weil sonst immer das Standard "danke" kommt, das Wort ist bei mir glaube ich Nummer 1 der meistgeschriebensten Wörtern seit 5 Tagen 😂

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt