Kapitel 22

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"Ich würde es sehr appreciaten wenn du mir zumindest ansatzweise sagen würdest wo wir hingehen, es müffelt hier drinnen ziemlich und ich muss wissen ob ich mich jetzt an diesen Geruch von morschen Holz gewöhnen muss oder ob ich hier schnell lebend herauskomme.", gebe ich von mir als ich immer noch herumgezogen werde.
"Lass uns hier raus.", deutet er auf eine kleine Hintertüre die er dann gentlemanlike aufhält. Er verhält sich echt seltsam. Was war das für ein Geräusch? Als ob ein Glas zu Bruch gegangen wäre, ein lautes hohes Irgendwas. Ich wäre auch zufrieden wenn ich es bei einer Partie Hangmann erraten könnte, aber wenn ich ihm das jetzt vorschlage. Wäre wohl nicht das Intelligenteste im Moment. Er sieht ziemlich gestresst aus. Wenn es um das Glas geht, von mir aus räume ich es gerne weg, da muss man doch nicht so ein Theater aufführen. Oder doch? War es kein Glas?
"Antoine.", bleibe ich laut sagend einfach so stehen. Es soll dramatisch sein, hoffentlich klappt es.
"Mila bitte. Komm mit." Wie amüsant. Dass er gleich umdreht und mich anfleht weiterzugehen hätte ich mir nicht gedacht.
"Was ist los? Warum muss ich dieses Ding aufsetzen?", deute ich auf die Kaputze und gaffe sie in die Höh schielend an.
"Da waren Leute, die dich besser nicht sehen sollten.", meint er nur und kommt wieder näher zu mir.
"Ja ich weiß schon, Augenweide bin ich keine, aber dass ich so hässlich bin kannst du mir auch anders sagen. Mir ist klar, dass ich kein Supermodel bin..."
"Was? So meine ich das nicht! Die Leute dort, wir sind nicht gut aufeinander zu sprechen und du sollst da nicht mit reingezogen werden.", meint er nur hastig und hält mir seine Hand hin.
Soll ich auf beleidigte Leberwurst tun um dann bei einem Abgang wie in einem Hollywoodfilm kurz beim Schaufenster vorbeizuschauen ob eventuell noch diese Leute die das Glas zerstört haben hier sind? Oder soll ich ihm ohne Widerrede folgen?
Er denkt wahrscheinlich sowieso schon, dass ich eine verzogene Göre bin, so oft wie ich schon einfach so aus heiterem Himmel überreagiert habe. Er meint es ja nur gut, denke ich zumindest.
"Gut, aber ich möchte dafür einen Kaffee haben. Meiner steht noch da draußen.", fordere ich bevor ich im Hopserlauf Richtung Hintertüre hüpfe.
"So schnell kann man dich aufheitern. Kannst du das auch Maud beibringen?", lacht er nur vor sich hin und wir betreten eine verlassene Straße.
Er dürfte eine Schwäche für düstere, verlassene Eckchen haben.
"Na, kommst du?", lächelt er mir zu während ich nur die Gegend bestaune. Mistsäcke wohin das Auge reicht, auf den Mauern hässliches Graffiti und ich könnte schwören, dass da gerade Ratten an mir vorbeigezischt sind. Ich hoffe mal, dass es Ratten waren.
"Wenn mich etwas beißt, gib dem Notarzt bescheid, dass ich nicht gegen die Krankheiten dieser Tiere hier geimpft bin und ich noch nicht so früh sterben möchte.", meine ich bevor ich schnell neben ihn laufe, der ohne auf mich zu warten weitergegangen ist. Kann ich verstehen, ich will hier auch nicht länger als notwendig bleiben.
Mit gesenkten Kopf und vorsichtigen Schritten, weil ich immer aufpassen muss wo ich hinsteige, schlendere ich so grazil wie ein laufendes Nilpferd neben Antoine her, bis dieser einfach so aus dem Nichts nach meiner Hand greift. Ja. Okay. Also wehren werde ich mich nicht dagegen, das ist klar. Aber was will er damit sagen? Kann er bitte aufhören in Zeichensprache mit mir zu kommunizieren? Wenn er sagen würde was er damit andeuten will... Oder verarscht er mich nur?
"Kaffee. Gut. Lass mich überlegen.", beginnt er einfach so ein Gespräch.
"Wenn möglich mit Schaum oben drauf und ich hätte gerne einen kleinen Keks dabei, oder noch besser. Schokolade. Es muss Schokolade dabei sein. Aber keine mit irgendetwas drinnen. Ich mag diese Überraschungen nicht auf die ich dann beißen muss. Ganz normale Schokolade. Mit Kaffe. Und Schaum. Gibt es hier einen Laden wo sie auch kleine Kunstwerke mit Kakao auf den Schaum machen? Also das, woah, das wär's jetzt.", schwärme ich gut gelaunt vor mich hin, was ihn anscheinend zum lachen bringt. War ich gerade lustig? Ich meinte das toternst. Wirklich. Ich liebe diese kleinen Kleinigkeiten die einem manchmal neben die Tassen gelegt werden. Meine Oma hat früher immer alles in ihre Handtasche geschmuggelt um dann den Kellnern klar zu machen, sie hätten vergessen ihre Süßigkeiten beizulegen. Nur um mir dann jeden Samstag wenn ich bei ihr übernachtet habe ein Betthupferl auf mein Kissen zu legen. Ach meine Omi. Sie war eine gute Frau. Vielleicht ein wenig kleptomatisch veranlagt, aber immerhin meine kleinkriminelle Lieblingsomi. Sie war auch die einzige die ich je hatte.

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt