Kapitel 9

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Nach 3 Stunden Kaffee und ein paar göttlichen Schokotörtchen sind wir jetzt auf dem Weg zu mir nach Hause. Cindy ist bereits eingepennt und ich beginne auch schon zu gähnen. Morgen ist Mittwoch, das bedeutet neben Sonntag mein freier Tag. Nicht dass ich eine Pause bräuchte, aber einmal morgens nicht hekitisch herumrennen weil ich zu lange geschlafen habe, wäre ziemlich angenehm.
"Gleich da vorne.", deute ich Maud die daraufhin nickend rechts zufährt.
"Dann bis morgen."
"Danke für alles, wir sehen uns." Ich winke ihr noch schnell bevor ich den 6 Kilo angeleinten Fettsack hinter mir auf der Straße radieren hinterherziehe. Da es alles andere als angenehm für sie zu sein scheint, bücke ich mich zu ihr und hebe sie in meine Arme. Sie hat heute sowieso schon genug gelitten...
Ich packe den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schaffe es kaum ihn zum Schloss zu bringen um aufzuschließen. Es ist einfach zu spät für mich um noch irgendetwas zu tun.
"Warte.", ertönt hinter mir eine Stimme, während ich leicht auf die Seite gestoßen werde und jemand die Handfläche aufhält.
"Du musst mir schon deinen Schlüssel geben, sonst kann ich dir nicht helfen."
Ich schaue auf und blicke ihn an. Ja es ist ein Mann und ja dieser Mann ist Antoine.
"Ich brauche deine Hilfe nicht.", fauche ich ihn an.
"Ach komm schon, ich sperre doch nur deine Türe auf..."
"Ich brauch dich nicht, okay?" Ich versuche nochmals das gottverdammte Tor zu öffnen, was mir mit meinen zitternden Händen jetzt aber noch weniger gelingt als vorhin.
Um mir gegen meinen Willen doch zu helfen weil ich anscheinend verzweifelt aussehe oder keine Ahnung was tue, was ihn dazu animiert das zu tun was er tut, greift er auf meine Hand und führt sie zum Schloss, was sich ohne Probleme entriegelt. Warum? Warum verhält er sich so? Warum greift er auf meine Hand? Merkt er nicht, dass er bei mir auf gut deutsch ausgeschissen hat?
Ich reiße mich los von ihm und betrete das Treppenhaus.
"Mila bitte!", ruft er mir hinterher und stößt die zufallene Metallplatte, alias die Türe, so weit auf, dass er noch hineinlaufen kann.
"Du sollst mich in Ruhe lassen! Wie oft soll ich dir das noch sagen?", stampfe ich wütend schreiend auf.
"Rede doch mit mir! Was hab ich getan? Sag es mir!"
"Verschwinde einfach.", entweicht es mir hysterisch.
"Mila. Bitte." Er kommt ein paar Schritte auf mich zu und streckt seine Arme so aus um mich umarmen zu können. Ist das sein Ernst? Merkt er nicht, dass ich das nicht will? So blind können auch nur Männer sein.
"Lass es einfach. Wir beide sind nämlich keine Freunde, kapiert? Wir beide sind keine Freunde.", wiederhole ich während ich eine Träne zurückhalte.
"Mila, sag mir bitte deutlich was passiert ist, warum du dich so verhältst. Bitte. Ich mache mir seit unserem Streit im Café durchgehend Gedanken, ich verstehe es einfach nicht. Bitte.", fleht er mich unbeholfen an.
"Weißt du was, ich dachte ich empfinde etwas für dich okay? Ich dachte du bist einer der Menschen der mich so akzeptiert wie ich bin, mit allen Macken und Eigenheiten, weil ich etwas gespührt habe, wovon ich nicht einmal wusste dass es existiert. Aber Gratulation an dich, du hast mir bewiesen, dass ich dumm und naiv bin. Du willst 'nur Freunde' sein? Fein, ich aber nicht. Ich will dich nie wieder sehen, verstanden? Ich brauche dich nicht. Ich brauche dich nicht um eine Türe aufzusperren, ich brauche dich nicht wenn ich mich verletze, ich brauche dich einfach bei keiner noch so kleinen Kleinigkeit. Wenn ich in Menschenmassen bedrängt werde kann ich mich wehren, wenn ich arbeiten bin brauche ich niemanden der seine Nummer hinterlässt, was übrigens nebenbei erwähnt ziemlich dumm von dir war. Ich meine was denkst du dir eigentlich wer du bist? Erscheinst überall mit einer anderen Frau, dann flirtest du mit mir... Oder waren das alles nur freundschaftliche Gespräche? Oder warte, antworte einfach gar nicht, es interessiert mich nämlich nicht.", schnauze ich ihn, fast schon wie eine Furie, an. Ob das zu viel war? Mein Herumgefuchtle und das eine mal als ich ihn dabei auch noch gestoßen habe lässt mich eher verzweifelt als selbstsicher wirken.
Ich hätte auf Maud hören sollen. Sie hatte recht. Ich hätte ihm nicht sagen sollen was ich empfinde. Nächstes mal werde ich alles stillschweigend hinnehmen und erst in meinem Zimmer lautstark in meinen Polster schreien...
"Mila ich..." Bevor er weiterreden kann drehe ich mich von ihm weg und laufe die unendlich vielen Stufen hinauf zu meiner Wohnung. Er hatte seine Hand auf seine Stirn gelegt und die andere in seine Hüft gestützt, so als ob er nicht wüsste was er antworten soll. DESHALB laufe ich weg. Ich habe Angst vor seiner Reaktion. Ich habe Angst, dass er mir wieder weh tut.
Die Frage die sich jetzt einige stellen werden ist sicher: warum reagiert sie so über?
Wart ihr schon mal verliebt? Ich nämlich nicht, bis jetzt zumindest. Ich habe mich auch noch nie so sehr in jemandem getäuscht. Das ist eigentlich das was mich so fertig macht. Es ist schon klar, dass nur weil ich jemanden gerne hab er nicht dasselbe empfinden muss, aber ich darf mir doch wohl erwarten, dass ich nicht von vorne bis hinten verarscht werde und mir eine Persönlichkeit vorgespielt wird.
Ich will doch einfach nur hier leben, aber wenn sich alle Menschen so verhalten... Wenigstens habe ich noch Maud und Mathéo, hoffen wir mal, dass die beiden wenigstens normal zu mir sind.
"Bleib stehen.", läuft er mir hinterher und bei dem Versuch deshalb schneller zu werden stolpere ich und falle hin. Auch das noch.
"Oh Gott, alles in Ordnung?", ruft er mir besorgt zu. Ich stehe nur auf, lasse Cindy selbst gehen, putze mir den Dreck ab und rufe ihm zurück.
"Siehst du, ich brauche dich nicht. Ich kann selbst aufstehen wenn ich falle."
Vor Schmerzen muss ich mir ein Lachen verkneifen, aber er beginnt zu grinsen.
"Sei doch nicht so blöd."
"Was ist aber wenn ich blöd sein möchte? Vielleicht werde ich dann nicht mehr von Menschen wie dir enttäuscht." Und dann gehe ich weiter.
"Du bist gleich bei deiner Türe, du kannst nicht ewig weglaufen, ich habe deinen Schlüssel!", gibt er alles nicht so ernst nehmend von sich.
Uuuuugh! War ja klar! Was mache ich jetzt? Irgendwie muss ich ja in meine Wohnung kommen.
"Können wir bitte wie zwei Erwachsene darüber reden? Benimm dich doch nicht wie ein Kind.", bermerkt er als er mir gegenübertritt während ich vor meiner Wohnung wie ein trotziges kleines Kind mit verschränkten Armen stehe.
"Tja, ich bin anscheinend noch ein Kind, also gib her.", greife ich nach seiner Hand, die er schnell hinter seinem Rücken versteckt.
"Das ist nicht lustig, hör auf.", schlage ich ihm auf den Oberarm.
"Lass uns reden.", meint er seelenruhig aber immer noch nett lächelnd.
"Du hattest jetzt genug Zeit um zu reden, Schlüssel." Ich halte meine Handfläche auf und schaue ihn erwartungsvoll an.
"Ich bin nicht so wie du vielleicht denkst.", fängt er plötzlich an.
"Ja, danke, das weiß ich auch schon. Schlüssel."
"Vergiss den blöden Schlüssel. Ich bin so wie du denkst aber nicht das was du glaubst gesehen zu haben.", versucht er mir zu erklären. Was er damit sagen möchte weiß er anscheinend nicht einmal selbst, was man daran merkt, weil er seine Augen schließt um darüber nachzudenken was er am besten sagen soll.
"Ich bin der der ich war als ich mit dir Zeit verbracht habe. Ich bin dieser Antoine. Glaub mir. Die Frau aus dem Café war eine Bekannte und die die mich geküsst hat meine Ex. Sie ist einfach so dort aufgetaucht. Ich schwöre es dir! Das was du gesagt hast, das habe ich auch gefühlt okay? Ich habe versucht es zu unterdrücken aber es ging nicht. Bitte glaub mir."
Ob das wohl stimmt?
"Ist schon okay, du brauchst das nicht zu sagen weil du dich schlecht fühlst und deine Ausreden kannst du dir auch sonstwohin stecken. Ich empfinde nichts mehr für dich, rein gar nichts." Ich reiße ihm den Schlüssel aus der Hand, öffne meine Türe die ich als ich drinnen bin gleich wieder schließe und lasse mich an ihr angelehnt auf den Boden plumpsen. Ich sollte Maud anrufen.

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt