Kapitel 17

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"Ich weiß nicht wie's dir geht, aber mir ist vielleicht eine Spur zu kalt um noch länge hier mit dir herumzuliegen. Versteh mich nicht falsch, gegen deine Gegenwart ist nichts einzuwerfen, dennoch bevorzuge ich sie lieber in einer gemütlicheren Atmosphäre.", werde ich mit einem Lächeln aus meiner noch immer andauernden Schlafphase gerissen.
Nachdem ich schnell ein Stück auf die Seite gerutscht bin, als ich mitbekommen habe wie ich heute mal wieder genächtigt habe, nicke ich Antoine schnell zu, bevor wir uns auf den Weg ins Haus machen.
"Maud!! Aufmachen!", hämmert er bis auf die Knochen durchnässt neben mir auf die Terrassenfenster ein, während sie nur drinnen genüsslich auf dem Sofa ihren heißen Kaffee schlürft. Dass uns eventuell der Arsch abfriert oder ich vielleicht in die Arbeit muss, dürfte ihr momentan nicht in den Sinn kommen. Ganz langsam rappelt sie sich auf und stapft in ihren Einhornpantoffeln zu uns rüber.
"Hmmmm.", meint sie nur frech lächelnd.
"Nicht lustig.", antwortet ihr ihr Bruder und wischt sich dabei die klatschnassen Haaren aus dem Gesicht.
"Doch, also du siehst schon ziemlich amüsant aus.", kichert sie kindlich vor sich hin. Ich will mich ja nicht aufregen, aber es gab schon angenehmere Situationen für mich.
"Komm jetzt. Milas Zähne klappern schon wie die Knochen eines Skeletts."
"Upps, ach Gottchen. Ich hab dich gar nicht gesehen Kleine.", reißt sie plötzlich die Türe auf und wird von ihrem Bruder gehässig angelächelt.
"Moment, ich hol euch Decken. Welche Farben bevorzugt ihr?", dreht sie sich noch schnell um.
"Farbe? Dein Ernst? Wir sterben hier..."
"Ehm ja, dich fragt eigentlich niemand.", deutet sie Antoine und neigt sich dann zu mir "Grün würde dir gut stehen."
"Maud. Es ist eine fucking Decke. Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du dich einfach beeilen würdest.", lächle ich ihr ganz freundlich zu.
"Gut.", meint sie nur hastig nickend und stolziert dann in ihrem kuschlig warmen Jumpsuit davon.

Während wir nur im Wohnzimmer stehen und nichts besseres zu tun haben als den Boden vollzutropfen, scheinen die restlichen Partygäste auch schön langsam aufzustehen. Als erstes werden wir von Théo lachend in Empfang genommen, der uns daraufhin Handtücher zuwirft. Wenigstens einer der hier mitdenkt.
"Soll ich euch etwas zum anziehen bringen?", schlägt er dann noch ziemlich verschlafen vor und läuft im Schneckentempo die Treppen hoch. Also mit der Geschwindigkeit hat es hier echt niemand. Vielleicht sollten sie auch mal von einer Biene in den Allerwertesten gestochen werden. Das hat zumindest mal dazu beigetragen, dass Cindy sich erhoben hat und weggelaufen ist. Wisst ihr noch? An meinem ersten Tag im Park. Apropos Cindy. Ich hätte jetzt richtig Bock auf Speck.
"So. Ich habe euch einfach mal alle Farben mitgenommen die ich hatte.", plaziert Maud stolz ihre Sammlung auf dem Sofa.
"Aber wehe einer von euch beiden macht eine davon nass. Die dürfen nur mit bestimmten Mitteln gereinigt werden, Wasser macht sie nur ungeschmeidig.", schmeißt sie sich quietschvergnügt in einen Couchsessel. Wow. Wozu hat sie sie dann eigentlich gebracht? Gratulation Intelligenzbestie, klopf dir auf die Schulter Maud. Man kann kaum glauben, dass sie wirklich 25 ist. Ihr Aussehen und Verhalten gleicht eher dem einer 15 Jährigen. Aber jeder wie er, indem Fall eher sie, will.
"Ich wusste nicht ob ich in dein Zimmer gehen darf Mila, ich hab dir einfach ein altes Shirt von Antoine mitgebracht und eine seiner Fußballhosen.", wurde mir schnell ein Stapel in die Hand gedrückt mit dem ich dankend im Bad verschwinde.
Um ehrlich zu sein, ja ich habe schon mal besser ausgesehen. Gestern zum Beispiel. Aber dann können jetzt alle wenigstens den Kontrast von gestylter Mila zu naturbelassener Ghettotusse sehen. Ja genau. So schaue ich nämlich aus. Hat noch jemand zufällig eine fette goldene Bling Bling Kette? Silber würde auch gehen. Mit einer schräg aufgesetzten Kappe dazu und ich könnte im nächsten Kay One oder Bushido Video auftreten.
Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel entscheide ich mich dazu meine Haare zu einem Knoten zusammenzugeben, um dann schlussendlich doch nicht allzublöd auszusehen.
Ich gehe wieder zu den anderen, wo sich Antoine gerade eine passende Decke zu seiner grauen Jogginghose und seinem weißen Kurzarmshirt aussucht.
"Mila, jetzt hätte ich schon fast vergessen dir bescheid zu geben. Dein Handy hat geklingelt und irgendeine Isabelle hat gemeint, dass das Café unter Wasser steht und du deshalb vorläufig Urlaub hast. Sie meldet sich nochmal oder so ähnlich.", meldet sich Maud aufgeweckt zu Wort. Besser kann es eigentlich gar nicht laufen. Oder bringt mir jemand noch etwas zu essen?
"Oh okay.", gebe ich ganz gelassen von mir. Von Hunger geplagt mache ich mich schnell auf dem Weg zu Küche, wo ich mir dann aus der halb vollen Kaffeekanne ein großes Häferl einschenke und es mit Milch verfeinere. Bei einem kurzen Blick nach draußen wird mir erst richtig bewusst, was hier eigentlich vor sich geht. Überall fette Wasserlacken und die Äste der großen Bäume hängen träge vom darauf gesammelten Wasser in der Gegend herum.
Hie und da erkenne ich kleine Tiere die sich und ihre Familien versuchen zu retten, aber es sieht eher danach aus als ob ihr letztes Insektenstündlein geschlagen hätte. Ihre 'Häuser' gleichen eher einem Ozean und die besten Schwimmer werden sie auch nicht sein. Die Armen.
"Na, siehst du ihnen beim Sterben zu?", werde ich sarkastisch erschreckt, als ich in die Hocke gegangen bin um besser sehen zu können.
"Vielleicht überleben sie ja. Siehst du. Die da drüber versuchen sich gerade zu retten.", deute ich begeistert auf ein schwimmendes Blatt. Genau in diesem Moment pratzt eine gigantische Pfote von oben auf die wehrlosen Lebewesen und werden in einen tragischen Tod gerissen. Wer so ein Trampeltier ist? Cindy, wer sonst. Ihre Speckröllchen streifen beim gehen am Boden und für alle kleinen Erdbewohner dürfte eine kleine Sonnenfinsternis entstehen. Ich hätte sie nicht so viel füttern dürfen.
"Sie ist ja richtig einfühlsam, so grazil wie ein Elefant.", lacht Antoine laut los während ich den Ameisen nachtrauere. Sie haben sich ein schöneres Ende verdient.
"Haha. Gut gelaunt oder wie?", meine ich nur und nippe an meiner Tasse.
"Bestens. Man hat ja nicht jeden Tag jemanden an seiner Schulter schlafend in der Früh neben sich."
"Okay. Es tut mir leid. Das nächste mal werde ich mich im Tiefschlaf an die andere Seite legen. Dann darfst du aber auch nicht eifersüchtig werden wenn ich angelehnt an deinen fetten schwitzenden Cousin liege und dann seinen Geruch an dich weiterleite.", lache ich nur und merke wie er sein Gesicht verzehrt. Ja sein Cousin ist schon eine Sache für sich und als er sich gestern neben mich gesetzt hat, musste ich echt kurz mal das Heraufgewürgte schlucken.
"Meine Sachen stehen dir ja fast besser als mir.", sagt er lächelnd und hängt mir seine Decke um, weil ich eventuell leicht zitter.
"Findest du? Ich wollte schon Fotos damit an die nächste Modelagentur schicken. Credits an dich natürlich für die wundervolle Kleidung.", murmle ich mich schnell in das flauschige Teil ein.
Warum genau Maud so heilig auf ihre Decken ist, ist mir zwar ein Rätsel, aber wahrscheinlich hat jeder so seine Macken. Bei mir ist genau dasselbe wenn es um meine Steinsammlung geht. Sie ist zwar nicht besonderes aber ich hatte sogar mal eine Zeit, als ich allein und verlassen von jeglichen Lebewesen in meinem Zimmer war, da habe ich meinen Steinen Namen gegeben. Eine hat Valerie geheißen und sie war ein Kieselstein. Maurice war ein Vulkanstein und Berta war dunkelbraun mit weißen Flecken. Wir waren echt die besten Freunde, bis meine Mutter entschieden hat, dass ich lieber wieder normal werden sollte. Dann hat sie meine Freunde in der Wildniss ausgesetzt und mir verboten den Wald zu betreten, in dem sie jetzt leben. Traurige Geschichte meiner Kindheit.
"Wie wär's mit Frühstück?"

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt