Kapitel 14

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"Würdest du jetzt bitte rauskommen?", fragt er fast schon einfühlsam.

"Und was dann? Ich kann dich ja nichtmal ansehen ohne mir zu wünschen unsichtbar zu werden. Weißt du eigentlich wie peinlich mir das alles ist?", versuche ich ihm zu erklären und bewege dabei meine Hände in alle möglichen Richtungen, obwohl er das natürlich nicht sehen kann, hoffe ich zumindest, Kameras im Badezimmer wären nämlich doch etwas creepy.
"Es muss dir nicht peinlich sein, ich bin doch der, der alles falsch gemacht hat. Und es tut mir wirklich leid!"
Ganz leise höre ich ein winseln immer näher kommend. Nein, bitte nicht auch noch sie.
"Was sagst du Cindy? Ach deine Besitzerin. Ja genau. Sie will nicht raus, ich hab schon alles versucht. Mit essen anlocken? Wie kleine Goldfische? Glaubst du wirklich das funktioniert? Ach echt, so verfressen ist sie also?" Führt er jetzt etwas ein Gespräch von Hund zu Mensch, oder wie?
Soll ich oder soll ich nicht rausgehen?

Erinnert mich ein bisschen an die Spieleabende früher mit meinen Eltern, als ich bei jeder Niederlage schreiend in mein Zimmer gelaufen bin und durch mein lautes trampeln alle Nachbarn geweckt habe. Alles nur, weil meine Eltern mich mit 5 Jahren auf das spätere Leben vorbereiten wollten und deshalb jedes mal bei Monopoly Geld hinterzogen haben. Ich armes Kind konnte noch nicht einmal überprüfen was sie machen weil ich keine Ahnung von Zahlen hatte und nie wusste welcher Geldschein wieviel wert ist.
Jetzt bin ich statt laut zwar ganz leise, aber das herumschmollen hat sich kein bisschen geändert.
Der Boden ist aus Fließen, was dazu führt, dass mein ganzer Unterkörper bald vollständig unterkühlt ist und außerdem stinkt es hier eeetwas. Man kann sich vermutlich vorstellen warum.
Ich springe auf und schließe, nach ein paar mal tief durchatmen, das Schloss auf.
"Es tut mir leid und ich bin nicht verfressen", murmle ich ganz leise vor mich hin, den letzten Teil etwas lauter betonend und mit einem leichten Schmollmund.
"Gleichfalls.", werde ich von einer Umarmung in Empfang genommen.
"Lass uns bitte von vorne beginnen. Hallo, schön dich kennen zu lernen, ich bin Antoine.", stellt er sich wie ein grinsendes Honigkuchenpferdchen vor und streckt mir seine Hand entgegen.
"Mila.", meine ich nur während ich mir die Haare kurz richte, nachdem sie vom anlehnen an die Türe eher einem Vogelnest gleichen statt einer schön gemachten Frisur.
"Sag mal Mila, weißt du wo es hier Kuchen gibt, ich sterbe gleich vor Hunger und ich kann mir vorstellen, dass du jetzt auch einen kleinen Happen vertragen könntest. Traurig sein macht immer so hungrig.", beginnt er dann sich auf den Bauch greifend und verzieht sein Gesicht.
"Hmmmm, probieren wir es am besten dort vorne bei dem Schild 'Törtchenausgabe'.", klopfe ich ihm nach draußen deutend lachend auf die Schulter und ziehe an ihm vorbei.

"Zwei Stück bitte.", gebe ich schnell bei einem der geschätzt 10 Angestellten als Bestellung auf.
Mir werden daraufhin auf Knopfdruck zwei Teller in die Hand gedrückt, die deutlich schwerer sind als ich mir vorgestellt hatte. Sind da Steine dran befestigt? Neuer Deko-Trend, oder wie? Welcher Neandertaler hatte diese reizende Idee?
Wie auch immer, mir wäre einer der schweren Dinger runter gefallen, hätte Antoine nicht Pfitschipfeil ähnliche Reflexe. Er sprintet hinüber und kann gerade noch das Schlimmste verhindern. Uppsi.
"Da hat Jai wohl zu wenig Gewichte gestemmt, was?", lächelt er mich breit an.
"Das verstehe ich nicht. Er trainiert doch eh 4 Mal im Jahr, keine Ahnung was heute mit ihm los ist.", sage ich mit einem gespielt verwunderlichen Unterton und versuche dabei nicht vor Peinlichkeit rot anzulaufen.
"Tja, wenn man in den Oberarmen Muskeln aufbauen möchte, ist laufen gehen wohl nicht der effizienteste Sport."
"Wenn ich Cindy beim Laufen hinterherziehe und die Leine in der Hand halte...  du glaubst gar nicht was das für ein intensives Training ist! ihr Fett muss man mal in Bewegung bringen können.", klopfe ich mir stolz sagend auf die Schulter.

Daraufhin beginnt er nur zu lachen und stopft sich fast das ganze Stück samt Schlagsahnd auf einmal in den Mund. Ich bin da eher so der Genießer-Typ, die an einen Bissen 5 Minuten ihres Lebens opfert um alle möglichen Geschmacksknospen zu aktivieren und die maximale Geschmacksexplosion zu erleben. Niemand hat je behauptet ich sei normal.

"Hallo alle zusammen, ich bin Théo, was ihr hoffentlich alle schon wisst", ertönt es hinter uns auf einmal aus den Lautsprechern.
"Mein Bruder, Toni, und ich waren etwas kreativ und haben ein Video aus unserer Kindheit und eines von unserer New York Reise letztes Jahr als Geschenk für unsere liebe Schwester vorbereitet. Ich denke es ist nicht allzu schlimm geworden, ihr werdet unsere Videoschnitt-Skills überleben. Happy Birthday große Schwester, das ist für dich.", meint er sein Glas hebend und alle starren auf die riesige Kinoleinwand, die mitten im Garten aufgebaut ist.

Das erste Video ist von Théo, mit ganz vielen kurzen Zusammenschnitten aus alten Zeiten, die immer wieder einen Lacher erfordern, bis dann auf schwarzem Hintergrund mit weißer Schrift 'New York 2015' erscheint.
Gleich beim ersten Auftritt von 'Toni' muss ich so laut losbrüllen, dass mir die Torte nicht nur aus dem Mund, sondern auch fast aus meiner Nase hervorquillt und ich mich daran heftig verkutze. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie abnormal lustig dieses Video ist! Er tanzt, lacht und benimmt sich wie ein kleines Kind, das gerade bei Pokemon Go seinen ersten Pikatchu gefunden hat. Richtig niedlich könnte man meinen.
Am Schluss des Videos drehe ich mich schnell zu Antoine, halte mir dabei den Bauch vor lachen und ziehe meinen imaginären Hut vor ihm. Wie würde Barney Stinson so schön sagen? Legen, warte es kommt gleich..... DÄÄÄÄÄÄÄÄR!

"Hat es dir gefallen?", meint er mich leicht verarschend. Sogar ein blinder Affe, dessen Intelligenz man aber nicht unterschätzen darf, würde merken, dass ich kurz davor bin mich am Boden zu rollen und dabei mit meinen Fäusten Löcher in den schön gepflegten Rasen zu schlagen, weil ich mich nicht mehr einkriegen kann.
"Mhmmmm.", murmle ich nur und wische mir eine Träne aus dem Auge.
Ich sollte mich echt wieder zusammenreißen, meine nicht meinem Geschlecht entsprechenden Züge und mein schräger, und alles andere als süßer, Lacher könnte sonst noch ein paar Blicke auf mich ziehen. Männliche Züge im Sinn von, Beine hüftbreit und nicht so grazil bewegend wie man es von einer junge Frau in einem Kleid erwarten würde.

"Mila, Kleines! wo warst du?", werde ich nach der Vorstellung von Maud begrüßt.
"Ich, ehm, musste kurz...", deute ich zum Haus ohne einen vollständigen und grammatikalisch richtigen Satz herauszubekommen.
"Das war mein Schuld.", baut sich Antoine spontan in unser Gespräch ein.
"Oh. Ehm, dann kennt ihr euch ja schon. Gut. Ich wollte euch sowieso noch einander vorstellen, ihr hab so viel gemeinsam.", schwafelt sie ohne auch nur kurz Luft zu holen während wir einfach nur ihr zunickend danebenstehen.

"Du hast ihr also nichts von mir erzählt?", beginnt Antoine nachdem seine Schwester irgendwo in der Ferne des Gartens, nahe dem Horizont verschwindet.
"Doch, aber sie kennt dich nur unter Playboy und ein paar anderen netten Wörtern. Mach dir nichts draus, sie wird es schon noch erfahren.", gebe ich ihm schnell als Antwort auf seine gefaket schockierte Aussage.
"Puuuh. Und ich dachte schon...", meint er nur und setzt einen frechen Grinser auf.
"Also ich könnte dich entweder dort drüben beim Fußball mit den kleinen Kindern fertig machen oder auf der anderen Seite mit meinen Drake Karaokekünsten beeindrucken. Du hast freie Wahl."
"Freie Wahl? Echt? Wow, danke, sehr großzügig von dir.", meine ich mit meinem 'nicht schlecht'-Blick. Blöd nur, dass ich weder singen noch wirklich gut kicken kann. Auch wenn es bei dem Fußballzeug nur darum geht kleine Kinder auszutricksen, ist beim Singen die Wahrscheinlichkeit  geringer mich zu verletzen.

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An alle die das Video das ich hinzugefügt habe mit Ton sehen möchten:
https://vimeo.com/45059835

viel Spaß dabei❤️😍😄

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt