Kapitel 25

2.5K 114 11
                                    

Ganz langsam enfernt er sich von mir und zieht mich dann mit einem fetten Grinser im Gesicht zu dem Straßenmusiker, der immer noch voller Freude in seine Saiten haut. Nachdem wir ihm großzügig Geld in die Hand gelegt haben, was er es erst gar nicht annehmen wollte, laufen wir jetzt Hand in Hand die Straße entlang zu seinem Auto.
Die Straßen sind immer noch leer und es macht nicht den Anschein als ob sie sich heute noch füllen würden. Was ist mit den ganzen Fußball-Fans passiert? Liegen die alle im Alkohol-Koma?
"Also ich würde mal vorschlagen, du machst es dir bei meiner Familie gemütlich, ich muss arbeiten gehen, aber ich komm danach so schnell wie möglich wieder und dann lassen wir uns eine Pizza kommen. Hmmm?", meint er als er den Griff unserer Hände löst um den Arm um mich zu legen.
"Nur eine Pizza? Hast du etwa keinen Hunger?", frage ich mit einem erschrockenend Unterton.
"Pffffff. Als ob du eine ganze Pizza essen könntest.", macht er sich über mich lustig.
"Unterschätz mich mal nicht. Vor dir steht die Wettess-Gewinnerin der 3. Kindergartengruppe aus dem Jahr 2002. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber die anderen hatten keine Chance gegen mich. Ich habe sie alle den Erdboden gleich gemacht.", prahle ich stolz vor mich hin. Er kommentiert das ganze anfangs nur mit einem Lachen.
"Gut. Zwei Pizzen."
Als wir beim Auto ankommen, wird mir die Türe ganz gentlemanlike aufgehalten bevor er dann ebenfalls einsteigt.
Irgendwie komme ich mir schlecht vor. Das Auto sieht echt schweineteuer aus und was mache ich? Eine Innenreinugung dank meiner nassen Sachen. Wasser ist für diese Sitze bestimmt wie Gift, die sehen so aus als ob man sie mit 50 verschiedenen Mitteln täglich polieren muss.
Wir fahren durch den immer stärker werdenden Regen die dicht befahrenen Straßen entlang bis wir endlich in der Einfahrt der Villa parken.
"Bis später.",verabschiede ich mich mit einem Kuss auf die Wange von ihm und laufe dann schnurstracks zur Haustüre, wo ich hektisch klingle.
Antoine wartet noch bis mir diese von seiner Schwester geöffnet wird und fährt dann weg.
"Mila! Was hast du denn gemacht? Komm rein."
Maud geht einen Schritt zur Seite und nimmt mich schockiert in Empfang.
"Es regnet. Ein wenig.", gebe ich zitternd von mir während das Wasser nur so am Boden tropft.
"Ach echt. Merkt man kaum wenn man dich ansieht.", bemerkt sie sarkastisch.
"Gut, komm. Ich bring dich hoch zu deinem Zimmer und richte dir ein Handtuch her. Heiß duschen! Wir wollen ja nicht, dass du krank wirst."
Sie zieht mich hinter sich die Treppen hoch und legt mir alles her was ich brauche.
Diese Familie hat echt eine Neigung dazu mich am Handgelenk zu packen. Na hoffentlich bekomme ich keine blauen Flecken davon. Würde dann aussehen wie ein tätowiertes Armkettchen. Wäre nicht mein Wunschmotiv.
"Danke.", murmle ich und schnappe mir frische Kleidung die ich von zu Hause mitgenommen habe.
"Keine Ursache. Ich warte unten, ja?", lächelt sie mich an und verlässt den Raum im Hopserlauf.
Ich öffne die Türe zum Badezimmer und das erste was mir auffällt ist Cindy. Sie hat es sich mitten im Raum, auf dem einzigen Teppich weit und breit, gemütlich gemacht und zappelt mit ihren Händen in der Luft herum. Ihr Bauch ist so aufgebläht, dass er als perfekter Polster dient aber wegen ihren kurzen Beinchen kann sie kaum aufstehen. Fast so hilflos wie eine Schildkröte die am Panzer liegt. Nur dass bei ihr das Fett das Problem ist. Wenn sie nicht so gerne essen würde...
Ich begrüße sie schnell und nachdem sie mit ihrem wedelnden Schwanz den Boden gründlich gereinigt hat, springe ich schnell unter die Dusche.

Da ich hier nur zu Gast bin, überstrapaziere ich mal lieber nicht die Warmwasserkapazitäten dieses Hauses und beeile mich. So schnell wie heute habe ich die letzen 18 Jahre meines Lebens noch nicht geduscht. Okay. Früher vielleich, wie ich noch ein wutzi kleines Baby war, aber daran erinnern kann ich mich nicht.
Nachdem ich mir meine Haare frisiert habe und mal wieder darüber nachgedacht habe wie ich wohl aussehend würde wenn ich mal radikal mit einer Schere auf meinem Kopf eskalieren würde, ziehe ich mir meine Jogginghose und ein Shirt an bevor ich quietsch vergnügt die Treppen runter gallopiere. Ziel: Wohnzimmer.
"Na? Wie war's? Wo ist Antoine?", werde ich beim betreten des Raumes sofort mit Fragen zugelöchert. Wenn sie so weitermacht kann man mich auch gleich als schweizer Käse im nächsten Supermarkt verkaufen. Ich bin zwar etwas groß geraten für dieses Lebensmittel und da ich gerade mit Seife und Wasser gereinigt wurde, sollte ich auch nicht so stinken. Im besten Fall sollte mein Geruch einer Mango-Papaya-Kombination ähneln.
"War ganz nett. Er ist jetzt arbeiten.", meine ich nur achselzuckend ohne mir etwas anmerken zu lassen. Also ich hoffe zumindest, dass ich so rüberkomme. Sie soll nicht unbedingt mitbekommen, dass ihr Bruder und ich... Uns 'gerne haben'. Und wenn dann sollte sie es nicht von mir erfahren. Klingt fast so als ob es ein Staatsgeheimnis wäre.
"Ganz nett?", hakt sie mit einem 'ulala'-Blick nach.
"Ja. Ganz nett.", spiele ich die Situation herunter und lasse mich neben sie aufs Sofa plumpsen.
"Maud. Mach ihr keine Angst.", sagt Théo streng als er nur kurz an uns vorbei geht und gibt ihr dabei einen kleinen Hieb auf den Hinterkopf.
"Aaaaaauuu. Spinnst du? Ich unterhalte mich doch nur mit meiner Freundin, geht dich nichts an.", streckt sie ihm kindisch die Zunge raus.
"Du fragst sie über ihr Liebesleben aus und das beinhaltet nun mal unsern Bruder also psssssch.", meint er und dann kleben die Blicke von beiden an mir. Ja. Genau so eine Situation wollte ich vermeiden. Außerdem woher weiß er was passiert ist?
Ich könnte, um mich aus dieser Lage zu retten, versuchen in den Kasten gegenüber von mir zu kriechen, in der Hoffnung er transportiert mich schnurstracks und ohne Zwischenstopp  nach Narnia. Das wäre ja mal der Oberaffenhammer.
"Bitte was?", bekommt Maud ihre Kinnlade kaum zu und ihr beginnt der Sabber auszulaufen.
"Nichts.", lächle ich verzweifelt. Gut gemacht Mila, sei stolz auf dich, dass du so gut lügen kannst.
Ich war immer schon schlecht darin Geschichten zu erfinden.
Mein Vater hat mir als Kind einmal einen IQ-Test ausgedruckt und ich hätte ihn ausfüllen sollen. Als er dann wieder kam um ihn zu kontrollieren meinte ich, dass ein Vogel durch das Fenster kam, das nebenbei bemerkt geschlossen war und ich zu klein war um es selbst zu öffnen, und dieser Vogel hat den Zettel an sich gerissen und hat dann versucht mich damit umzubringen. Deshalb bin ich ins Wohnzimmer vor den Fernseher geflüchtet, das war der einzige Ort, den der Monster-Killer-Vogel verachtet hat.
Glaubwürdig ist etwas anderes.
"Mhmmm, genau. Nichts." Die Geschwister tauschen Blicke aus und grinsen sich dann nur an.

"Kinder, Kinder, Kinder, wer von euch kann mir helfen und den Fernseher aufdrehen?", kommt die Oma ins Zimmer geflitzt und starrt mit ihrer Brille falsch rum aufgesetzt auf ihr Handy.
"Was ist denn?", fragt Maud nach bevor sie einfach mal auf 'Power' drückt.
"Toni ist im Fernsehen, hier, Isabelle hat mir gerade ein Whatsi geschickt, oder wie ihr hippen Leute das nennt.", zwinkert sie uns an.

~Antoine Griezmann und seine neue Flamme? Ist sie der Grund warum er die letzten Tage unkonzentriert im Training erschienen ist? Und warum hält er sie so geheim vor uns allen? Insider verraten, die beiden seien sich nur Minuten nach diesen Aufnahmen näher gekommen, etwa bei einem romantischen Tänzchen mitten auf den Straßen Paris. Ihre Identität ist derzeit noch unbekannt, aber wir bleiben natürlich für Sie dran an der neuen Lovestory unseres Liegblings-Nationalteam-Heldens.~
Ja und genau ab diesem Zeitpunkt schnürt es mir die Kehle ab. Antoine wer?

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt