Kapitel 27

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"Mila, bitte! Versuch mich zu verstehen."' murmelt er ganz leise und scheint nicht mehr zu wissen, wie er mich beruhigen könnte.
"Schon gut. Du hast ein kleines, unerfahrenes, naives und dummes Opfer gesucht, zufrieden? Das hast du doch gefunden, was willst du jetzt also noch von mir? Ich werde die nächsten Tage hier in diesem Land nicht mehr mein Haus verlassen und dann wenn ich mich wieder auf die Straßen trauen kann, werde ich zurück in meine Heimat gehen. Franzosen können echt scheiße und assozial sein, Gratulation. Vorurteil on point ausgeführt."
"Mila...",
"Ja genau. So heiße ich. Wird sich auch nicht ändern nur weil du es immer öfter und theatralischer sagst.", schnaufe ich genervt.
"Bleibt doch bitte stehen und sieh mich an!" ruft er mir hinterher als ich die Beine verschränkende Cindy von ihrer Qual des 'Zurückhaltens' erlösen möchte.
"Wozu soll ich dich ansehen? Wenn ich den Fernseher aufdrehe sehe ich dich doch sowieso ununterbrochen. Ach ja genau, ich habe ja keinen Fernseher. Fataler Fehler meinerseits. Obwohl, dann hättest du nicht so viel Spaß gehabt mich zu verarschen. Es ist okay, ich hoffe, dass du dich prächtig amüsiert hast. Das Kabarett Mila alias mein Leben hat aber ab sofort geschlossen beziehungsweise du Hausverbot.", hebe ich nur meine Hand um ein 'Tschüss' zu winken.
"Ja ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe es verstanden."
"Sehr gut, du hast genau 4 Stunden, also 14400 Sekunden, nach unserem Kuss, den ich nebenbei bemerkt hiermit als 'nicht stattgefunden' markiere, zugegeben, dass du einen Fehler gemacht hast. In dieser Zeit hast du wahrscheinlich Däumchen gedreht und überlegt welche Frau du heute treffen möchtest. Und dann, tadaaa, ich musste ja erst mal beruhigt werden. Ich soll ja deiner Karriere nicht im Weg stehen..."

"Übertreib vielleicht noch mehr...", rollt er mit den Augen. Das hat er nicht ernsthaft gemacht. Oder? Wenn hier jemand auf angepisst machen darf, dann bin das wohl ich.
"Ich übertreibe nicht. Kann ich etwas dafür, dass die Realität eine riesen Kuhflade ist?"
"Und unseren Kuss bereue ich, nur mal so, dass du es auch weißt, kein bisschen! Weißt du warum?"

"Du machst dich gerne über Menschen wie mich lustig, stimmt's oder hab ich recht? Ich hab recht, stimmt's?", halte ich ihm mit einem verzweifelten Lächeln vor.
"Mila... Ich wollte dich küssen weil du mir etwas bedeutest, okay? Und du kannst einen Kuss nicht einfach rückgängig machen.", versucht er mir ganz gelassen zu erklären. Kann ich nicht? Woher will er wissen was ich kann?
Mit genug Willenskraft kann ich alles schaffen. Ich kann zwar nicht in die Vergangenheit reisen um dann kurz vor dem Geschehen die Mittelfinger vor mich reißen, dass sie gut sichtbar für ihn sind und dann eine Showlage hinlegen, wo er dann die größte Abfuhr seines Lebens bekommen würde, aber ich kann es mir einreden. Mit einem Zirkuselefanten auf dem ich dann wegreite und einer Horde Hunde die mit mir gemeinsam einen Tanz abliefern, den so schnell keiner nachmachen könnte. Ich baue bewusst keine Menschen in meinen Plan ein, woher soll ich die auch bekommen? Gut, der Elefant könnte auch problematisch werden, aber davon lasse ich mich doch nicht abhalten. Jedes andere 15 Tonnen schwere Tier reicht vollkommen. Es muss nur nett sein. Böse Tiere mag ich nicht. Lamas zum Beispiel. Eines davon hat mich als Kind einmal angespuckt, dass ich 2 Wochen lang eine Augenklappe tragen musste, weil meine Hornhaut vom linken Auge beschädigt wurde. Ja genau . Diesen Viechern ist nicht zu trauen. Irgendwann packen sie ihre geheimen Superkräfte aus um die Menschheit lahmzulegen und dann werden sie die Welt regieren und wir werden diejenigen sein, die sie in den Zoo stecken oder als Haustiere nehmen oder als Packesel verwenden den sie dann, wenn er nicht gebraucht wird, an einen Pflock befestigen, der auf einem einsamen ausgedürrten Feld steht. Ist ja nur ein Lebewesen, unwichtig. Nutzlos, außer man kann es ausbeuten. Wir Menschen machen das nicht anders. Aber ich will nicht als Sklave der Lamas enden. Ich wollte noch ein schönes langes Leben führen, in dem mein erster Kuss NICHT mit Antoine Griezmann war. Ich will meinen 15 Kindern später nicht erzählen müssen, dass ich so lange auf den richtigen Mann gewartet habe, der mich wirklich gern hat, um dann nach diesem 'Spektakel' vor Augen geführt zu bekommen, dass der Typ den ich irgendwie mochte, eigentlich von vorne bis hinten verlogen ist. Die Lehre die ich daraus ziehe ist zuerst den Typen zu googeln. Ich hätte mir so viel ersparen können. Ich meine, da steht er ist 80 Millionen Euro wert. 5 Millionen mehr als Thomas Müller, den die Deutschen doch so gerne haben. Das muss dann schon einiges heißen.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Mein erster Kuss war mit einem Typen, der 80 Millionen Euro kostet und ich wusste nichts davon. Ich bin höchstens 30 Kamele wert. Sagt zumindest ein Kamel-Rechner aus dem Internet.
Also eigentlich war es nicht mein erster Kuss, diesen Tag werde ich nämlich, hoffentlich erfolgreich, aus meinem Gedächtnis verbannen. Ich werde meinen Kopf mit Knoblauch und Weihrauch durchlüften, dass die bösen Gedanken daran verscheucht werden. Wie bei Vampiren und Geistern.
"Mila bitte!!!", wird mit nachgeschrien als ich ohne Kommentar wortlos weggengen bin. Er kann mir nicht auflauern, mich nerven und dann erwarten, dass ich meine wertvolle Zeit an ihn verschwende. Währenddessen könnte ich nämlich auch in meinem Bett liegen, meinen Hello Kitty Plüsch-Pyjama in rosa anziehen und mich darüber beschweren, warum immer ich in Fettnäpfchen steige und wann endlich etwas Gutes passiert. Etwas Gutes. Das wär's jetzt. Das wär so schön.
"Mila!"
"Was? Lass mich jetzt verdammt nochmal in Ruhe! Du hast das was du wolltest aber ich werde dieses Spiel nicht weiterspielen! Du hast gewonnen, triumphiere damit und werde glücklich. Okay?", fahre ich ihn scharf an. Eine Chillishote brennt weniger als mein Hals nach diesem Ausbruch. So war das eigentlich nicht geplant. Meine Emotionen gehen mit mir durch. Schokolade wo bist du wenn man dich braucht?
"Mila du willst es anscheinend nicht verstehen!"
"Ja, gut erkannt! Einem Lügner glaube ich nicht mehr. Dumm gelaufen für dich!"
Kann ich mich bitte in Lut auflösen? Gibt es hier irgendwo einen Magier der mich spontan in seine Show einbauen kann? Ich nehme alle Angebote die ich bekomme, ich möchte nur weg von hier.
"Ja stimmt. Ich bin ein Idiot, ich kann verstehen, dass du wütend bist. Wenn ich könnte, würde ich mir selbst ins Gesicht spucken, ist aber etwas umständlich, weil ich dann eine Möglichkeit suchen müsste um... Egal. Was der Punkt ist: Wie ich dich behandelt habe war falsch. Das ist mir bewusst. Ich wusste nur nicht wann ich es dir sagen hätte sollen. Aber bitte glaub mir. Ich habe dich was ich für dich empfinde und wie ich dich behandelt habe nie angelogen der dir etwas vorgespielt. Was meinen Beruf angeht... Es tut mir leid. Mila, ich bitte dich. Bitte verzeihe mir. Ich brauch dich doch! Ich kann nicht von heute auf morgen dein Gesicht vergessen. Vergessen was war, vergessen was ich gefühlt habe. Ich habe dich diese Woche jeden Tag gesehen. Für mehrere Stunden. Bin zwei mal neben dir eingeschlafen und auch dort wieder aufgewacht. Unser Kuss, den kann ich nicht vergessen. Ich kann nicht vergessen wie du mich dazu gebracht hast zu tanzen und mit deiner Art etwas in mir auslöst hast, was ich mir nicht erklären kann."

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt