Kapitel 6

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Am Morgen werde ich von grellen Sonnenstrahlen geweckt, die sich mit ihrer Helligkeit durch meine geschlossenen Augenlider hindurchfressen und meinem Gehirn die Botschaft senden wieder aktiv werden zu müssen.
Ich schaue mich kurz um bevor ich mich von meinem bequemen Polster erhebe. Auf mir liegt eine Jacke, vermutlich Antoines, mit der ich anscheinend über Nacht zugedeckt war. Verwundert darüber wo er wohl sein mag, stehe ich auf um dann festzustellen, dass mein Kopf die ganze Zeit an seiner Brust angelehnt war. Peinlich peinlich peinlich.
Jetzt lasse ich einen Fremden bei mir übernachten, wärme mich mit seiner Kleidung und schlafe auf ihm. Okay, nicht wirklich auf ihm, aber ihr wisst schon wie ich das meine.
Ich versuche so leise und nicht Trampeltier mäßig es mir möglich ist aufzustehen und verschwinde nach drinnen um sofort in Hektik auszubrechen. Ich muss arbeiten. Heute. In 30 Minuten.
Warum um Himmels Willen habe ich ihn gestern nach oben gebeten? Mein Tag hätte so viel entspannter beginnen können...
Ich sprinte ins Bad, hüpfe unter die Dusche und bin in Rekordzeit wieder fertig. Alles andere geht ebenfalls ruckzuck und das Kleidung aussuchen überspringe ich einfach indem ich einfach nur Unterwäsche und Hose wechsle. Keine Sorge. Mein Shirt ist weder durchgeschwitzt, noch dreckig oder sonst irgendetwas. Ich hatte es bloß über Nacht an und das weiß ja sonst niemand, also pssssssssssssscht, verratet es niemandem.
Aus meiner Schreibtischlade schnappe ich mir schnell einen Zettel mit Stift und beginne darauf loszuschreiben.

"Ich bin arbeiten, du kannst gerne hier frühstücken wenn du etwas essbares findest. Lass die Türe einfach ins Schloss fallen. Man sieht sich, Mila."

Gastfreundlich aber mit der Aufforderung sich eventuell Gedanken über ein baldiges Verschwinden zu machen. Also ich finde es gut so. Die großartigste Texterin war ich sowieso nie, Goethe bin ich also bei weitem keiner, aber wenigests umschreibe ich nicht alles mit Wörtern die keiner versteht oder verstehen will.

Ich gebe Cindy einen Kuss und verlasse dann die Wohnung. Ob das so eine gute Idee war? Ändern kann ich es jetzt eh nicht mehr aber ärgen werde ich mich sicherlich noch stundenlang darüber...

"Bonjour Mathéo!"
"Morgen Kleines, und? Wie war's gestern?"
Schnell steige ich die Treppe hoch auf einen freien Sitz ganz vorne und lächle den alten Mann mit einem breiten Grinser an.
"Ach, sieh mal einer an. Hatte ich also doch recht?"
"Naja, es ist zwar nichts passiert, aaaaaaaber... Ich weiß nicht." Mein anfänglicher Übermut beginnt sich in Enttäuschung und Verzweiflung umzuwandeln.
"Erzähl doch.", dreht er sich zu mir um während er den notwendigen Blick auf die Straße missachtet. So lieb er auch ist, zum geborenen Busfahrer fehlt ihm doch noch ein bisschen das Talent zum Fahren.
"Er war über Nacht bei mir.", beginne ich einfach so drauf los zu erzählen.
"Achso.", zwinkert er mir zu.
"Nein, keine Sorge. Da war nichts. Ich weiß nicht... Er hat mich davor vor allen Leuten die uns begegnet sind beschützt, du weißt ja wie betrunkene Fußballfans sein können, und dann wurde so ein Schalter in meinem Kopf umgelegt und ich hab ihn zu mir eingeladen. Ich meine, warum bin ich bloß so bescheuert..."
"Bescheuert? Ach Mila. Du bist verliebt! Das ist normal und passiett hoffentlich jedem Menschen einmal." Beruhigt er mich und spielt meine Verzweiflung gekonnt hinuter.
"Aber er würde doch nie etwas mit mir..."
"So wie er dich gestern angesehen hat. Du musst mir jetzt nicht zustimmen, aber diese Augen", er öffnet seine Augen bis zum Anschlag und starrt mich unbehaglich an "die sind geschult in Sachen Liebe."

Ob er das wohl ernst meint? Oder will er mich nur aufmuntern?

"Wir sehen uns!", winke ich ihm noch zum Abschied und laufe, nachdem ich die Busfahrt heil überstanden habe, so schnell ich kann in das kleine Café, in der Hoffnung nicht allzu spät dran zu sein.
"Mila! Da bist du ja!", kommt mir Isabelle ganz panisch rufend entgegen.
"Es tut mir so leid, mein Wecker und dann hat der Fahrer so lange gebraucht und..."
"Mathéo, stimmt's? Der Alte muss auch jeden Tag seine Weisheiten auspacken, hat er damals schon immer gemacht.", schüttelt sie verständnisvoll den Kopf.
Verwundert über die Tatsache, dass ihr diese Ausrede anscheinend reicht und sie nicht einmal böse ist, dass ich 45 Minuten zu spät bin, nehme ich meine Schürze und beginne zu arbeiten.
Mittags ist wieder, so wie gersten auch schon, ziemlich viel los, aber ich gebe mir extra viel Mühe alles richtig zu machen. Nochmal möchte ich heute nicht auffallen, das ist klar. Ich hasse es die Schuld auf andere zu schieben, aber wenn man an seinem 1. offiziellen Arbeitstag zu spät kommt, muss selbst ich mit einer Notlüge her.

Als ich gerade einen der Tische vor dem kleinen Häuschen putze und eine neu eingetroffene Ladung Blumen verteile, sehe ich von der Ferne eine Kapuzenjacke mit einer Kappe kombiniert, wer außer Antoine würde so im Hochsommer herumlaufen? Ein bisschen beobachten was er hier macht kann ja nicht schaden, oder? Nicht dass es mich interessieren würde. Ich will nur auf Nummer sicher gehen, dass er nicht her kommt. Oder so ähnlich. Das wäre mir natürlich egal, versteht sich von selbst.
Und als ich ihn da so aus dem Augenwinkel vielleicht ein bisschen anstarre, es ist ja wirklich nicht so als ob das mein neues Hobbie wäre, bemerke ich eine junge, hübsche, top gestylte Frau auf ihn zugehen. Und was tut sie? Ihn küssen. Vor meinen Augen.
Nicht direkt davor, das stimmt schon, aber er sich dafür zumindest ein anderes Plätzchen suchen können.
Das Tüpfelchen am i, das Sahnehäufchen am Kaffe, quasi das Beste an all dem ist, dass es nicht einmal die Frau von gestern ist. Es ist eine andere.
Ich krampfe meine Hände vor ein klein wenig Wut zusammen und stürme ins Café hinter den Tresen. Als ob es mich vor meinen Gefühlen beschützen könnte, das Möbelstück. Soetwas gibt es wahrscheinlich nur bei Dora, wo sogar die dümmsten Sachen, wie ein Rucksack, reden können. Lustig wäre es schon wenn...
Wie auch immer, weiter zu meinem eigentlichen Problem.
Wie komme ich auch auf die Idee, dass er mich...? Lächerlich.
Aber warum ist er dann so nett zu mir? Eigentlich mehr als nett. Fürsorglich und Hilfsbereit und... Okay. So sind Freunde auch, aber ihr habt nicht gefühlt was ich gefühlt habe. Da ist definitiv eine Spannung zwischen uns, die eindeutig auf Gegenseitigkeit beruht, aber dann kann er doch nicht... Das ist zu viel.
Gestern wollte er doch über Jay meinen Betiehungsstatus herausfinden und was macht er heute? Er steckt seine Zunge einer anderen in den Hals.
Wir waren vielleicht kein Paar, sehr weit entfernt davon sogar, aber er HAT versucht mit mir zu flirten. Er hat alles dafür gegeben, dass ich ihn mag. Viel Überzeugungskraft hat er dazu ja nicht gebraucht, aber er hätte mich ja von Anfang an wie ein Stück Scheiße behandeln können. Hätte er das wohl besser gemacht...
Aber nein, er muss ja perfekt sein. Von Beginn an bis jetzt aber dann. Soetwas. Er hätte ja auch gestern schon den Tag mit ihr verbringen können, ich habe ihn schließlich nicht gezwungen bei mir zu übernachten. Wenigstens ist er jetzt für mich gestorben. Endgültig.
"Hey Mila." Vor Schreck fällt mir das Glas, das ich gerade 5 Minuten lang während ich in Gedanken vertieft war abgewaschen und abgetrocknet habe, aus der Hand und mir entweicht ein leiser Schrei, der gerade so laut ist dass ich wieder erschrecke weil ich noch nie so ein schrilles Geräusch von mir selbst gehört habe.
Aber anstatt zu antworten mache ich einfach meine Arbeit weiter.
"Mila?" Antoine. Wer sonst? Er stützt sich mit den Handflächen auf den Tresen und lehnt sich zu mir.
"Würdest du mich bitte ansehen?"
"Bonjour, was hätten Sie denn gerne?", antworte ich mit einem gezwungenen Grinser als ich merke, dass mich Isabelle beobachtet.
"Ach komm schon. Was hab ich getan?", fragt er mit ernster Miene als er meine angepisste und ablehnende Art bemerkt.
"Kommt denn deine Freundin gar nicht mit rein? Oder kommt die von gestern wieder her? Weißt du was, ist mir eigentlich egal." Ich schmeiße das Handtuch, mit dem ich gerade wild herumgefuchtelt habe, auf den Boden und gehe zu einem neu angekommenen Gast.

"Guten Tag, darf ich schon Ihre Bestellung aufnehmen?"
"Mila, was soll das?" Ich deute ihm mit ernstem Gesichtsausdruck den Mund zu halten und lächle den Kunden wieder an, der etwas verwirrt zu sprechen beginnt.

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Hallo ihr Lieben!!
Ich wollte mal etwas Spannung hinein bringen, es soll ja schließlich nicht alles locker flockig über die Bühne gehen :)
Das Kapitel ist jetzt nicht so gut geworden wie erhofft, aber dafür habe ich eine gute Ausgangssituation für das nächste!
Danke für's Lesen ❤️
eure Lena xxx

Ein Leben in Paris? - Antoine Griezmann FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt