9.April

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Die SMS die er mir gesendet hatte, lese ich mir nun zum zehnten Mal durch.

,,Also treffen wir uns im Bus? Um 14 Uhr? Ich freue mich schon J „

Ich stehe an meiner Bushaltestelle und warte gespannt. Ich kann es kaum erwarten mit ihm wieder zu reden. Es beruhigt mich so, mich mit ihm zu unterhalten. Er hat so eine zarte Stimme. Sie ist schon männlich, aber einfach anderes. Ich, mit einfachen Jeans und Bluse warte ungeduldig auf den Bus. Dann sehe ich ihn vom weitem kommen und mein Herz rast so schnell und unbekümmert.  Aber erst musste ich die Sache für Jordan erledigen.  Nick darf uns nicht fertig machen, daher musste ich nun die Spionin spielen. Ich steige ein und setzte mich weit nach hinten. Er würde erst nach zwei weiteren Stationen einsteigen. Ich sitze und versuch mich zu beruhigen. Dann hält der Bus an und ich kann sehen wie er seine Fahrkarte heraus zuckt und dann eintritt. Mit einem Lächeln läuft er auf mich zu und ich könnte schwören, dass es der schönste Moment in meinem Leben war. Ich weiß nicht zu Recht ob ich ihn nur anhimmle oder ich wirklich in ihn verliebt war. ,,Hi!“ sagt er und setzt sich neben mich. Wieso gerade jetzt fällt mir die Sache mit dem ,,Lippen lecken“ wieder ein? Ich grüße ihn zurück und warte bis er wieder dran ist mit reden.

,,Und? Wie geht es dir so?“

Aha, also ganz normale Unterhaltung wie mit jemandem den man erst gerade kennen gelernt hatte.

,,Ganz gut. Dir?“

,,Bestens.“

Wir hatten erst gestern mit einander gesprochen und er verhält sich als sei das Jahre her. Dann folgen Schweigeminuten. Er schaut aus dem Fenster und ich starre ebenfalls aus dem Fenster. Das ist mir echt unangenehm. Wenn er sich verabredet sollte er auch gefälligst reden.

,,Magst du überhaupt Musicals?“

,,Ja. Ich mag Musik und Musicals haben was mit Musik zu tun von daher denke ich schon das ich das mag.“

Er lacht.

,,Du bist lustig.“ Sagt er und ich muss kichern.

,,Sag mal Aiden, was machst du so in deiner Freizeit?“

,,Ehm… vieles eigentlich. Du kannst es dir eigentlich schon denken. Musik, Songs schreiben, zeichnen und ich gehe auch gerne ins Kino und schau Filme.“

Ich grinse. Ein ganz gewöhnlicher Junge wie jeder andere.

,,und du?“ frägt er mich und kratzt sich hinters Ohr.

,,Also ja Mädchenkram.“ Ich wusste nicht mal was das ist, Mädchenkram. Ich will ihm einfach nicht sagen was für ein Freak ich eigentlich ich war, nicht nach dem was er so von sich behauptetet hatte. Ein ganz normaler Junge.

,, Ach so.“ Sagt er und klingt etwas enttäuscht.

Irgendwie hatte ich mir unsere gemeinsame Zeit ganz anderes ausgemalt gehabt. Stattdessen endet das Ganze in einem Fiasko. Sterbens langweilig, wenn ich das mal unverschämt sagen darf.

,,Mira sei mir nicht böse.“ Ich schaue zu ihm.

,,Ja?“

,,In Wahrheit hasse ich Musicals. Das ist doch sterbenslangweilig und ich liebe Animes und ich  lese gerne Percy Jackson und imitiere den Charakteren nach und ich bin voll der Freak.“ Er versteckt sein Gesicht unter seinem Schal. Ich bin für paar Sekunden still. Wie eine Leiche. Dann muss ich lachen. Richtig heftig lachen.

,,Gott sei Dank! Dachte schon du seist ein Langweiler! Das ist ja cool.“

Er errötet.

,,Was? Ist das nicht kindisch oder Peinlich?“

Ich schüttele den Kopf und muss lachen.

,,Nein. Das ist unheimlich süß.“

Er betrachtet mich, während ich lache und dann stoppe ich weil er mich eine ganze Weile so anstarrt.

,,Ich bin froh das du kein ganz gewöhnliches Mädchen von neben an bist. So hatte ich mir dich vorgestellt.“ Ich grinse ununterbrochen, dass ich schon dachte mein Kiefer fällt gleich zusammen. Er macht mich so glücklich.

Wir verschenkten die Tickets an ein anderes paar, dass draußen im Park spazieren war und liefen nun gemeinsam  am See entlang.

,,Also du bist Koreaner und wie alt?“

,,Ich bin fast schon Zweiundzwanzig. Alt nicht wahr?“

Ich lache.

,,Ja du bist schon fast so alt wie mein Opa.“

Er lacht und ich fühle seine Energie, von der er ein jede Menge hatte.

Wir setzten uns auf eine Parkbank und betrachten die Enten die am See schwimmen. Er betrachtet das Efeu, dass am Ende der Straße wuchs und das Gartenhäuschen umwucherte.

,,Magst du Efeu?“ frage ich.

,,Ja. Sie ist meine Lieblingspflanze. Sie ist zwar nicht so schön wie die Rose oder die Orchidee, aber sie hat eine ganz besondere Funktion für mich.“ Ich starre den Efeu an. Es war wirklich hässlich.

,,Was für eine Funktion?“

Er zuckt lachend die Schultern.

,,Weißt du Efeu ist eine Kletterpflanze und ach es ist so schwer zu beschreiben. Ich kann das nicht. Mich hat wirklich nie jemand danach gefragt und dann hab ich auch nie eine Antwort gesucht.“

Ich nicke nur und versuche es zu verstehen und komme nicht darauf. Dann muss ich kichern.

,,Aiden?“

,,Ja?“

,,Du bist das Efeu in meinem Herzen.“

Er dreht sich zu mir und schaut fragend.

,,Du umzingelst mein Herz ohne dass ich es dir erlaube und kletterst immer weiter bis  alles zugewachsen ist und mein Herz nur noch stumm schlägt.“

Er errötet. Dann legt er seine Hand auf meine Wange.

,,Du bist die Rose ,die im Schnee blüht.“

Diesmal schaue ich ihn fragend an.

,, Rosen sind doch schön und der Schnee kalt und mein Leben ist wie der Schnee kalt und vernichtend und du erhellst, erfreust alles mit deinem Duft und deiner Farbe.“ Ich weiß nicht ob es der passende Moment ist, aber ich kann nicht anderes und werfe mich an seinen Hals und umarme ihn ganz fest. Dann neigt er seinen Kopf zur Seite und unsere Lippen berühren sich. Ganz weich und doch so stark ausgeprägt durch seinen Herzschlag, dass ich jetzt ganz nah an mein spürte. Wir lösen uns voneinander und schauen uns an. Ich will mehr, aber traue mich nicht. Er legt seine Hand auf meine Schulter und starrt mich an. Dann legt er wieder seine Lippen auf die meine und wir küssen uns ganz innig und lange. Dann lege ich meinen Kopf auf seine Brust und bin aufgeregt was danach folgen würde. Er beginnt mein Haar zu streicheln und am liebsten würde ich die Zeit anhalten und alles vergessen. Dann vibriert mein Handy. Es ist eine Nachricht von Jordan:

Vergiss deine Mission nicht, Mira.

Ich schaue mich um und sehe Jordan hinter einem Baum stehen. Er schaut mich an und verschwindet dann wieder.

When you're not entered ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt