Ich kann gut auf mich aufpassen, oder doch nicht?

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„Du solltest etwas schlafen. Komm wir gehen ins Bett.", sage ich zu Miles. Der mich immer noch fest an sich presst, den Kopf auf meinem Bauch ruhend. Ich weiss nicht wie viel Zeit vergangen ist seitdem ich das Arbeitszimmer betreten habe. Aber langsam schmerzen mich meine Beine und ich bin müde. „Ich bin müde, Miles. Und du solltest auch schlafen.", rede ich auf ihn ein. Miles bewegt sich nicht, er spricht auch nicht mit mir. Ich habe das Gefühl das irgendetwas ihn belastet, ich weiss nur nicht was. Und das macht mich einerseits furchtbar wütend und auf der anderen Seite macht es mich traurig. Wie bringe ich ihn nur dazu mir zu sagen was los ist? Ratlos stehe ich da und rede auf ihn ein, als wäre er ein kleines Kind das nicht ins Bett möchte. „Was ist los?", frage ich etwas schärfer als beabsichtigt. Der Abend war ziemlich turbulent und nervenaufreibend, ich möchte nur noch ins Bett. Aber ich kann ihn auch nicht hier lassen, doch Miles scheint mich nicht zu hören. Ich versuche mich aus seinem Griff zu lösen, doch er verstärkt ihn noch mehr also lasse ich es.

„Was hat Djamal gemacht? Bitte, sag es mir." Ich kann nicht fassen, dass ich ihn anbetteln muss damit er mir sagt was los ist. Doch so ist es und langsam bin ich es leid. Ich habe keine Ahnung wie lange das so weiter gehen soll. Die ganze Nacht stehe ich bestimmt nicht hier. „Djamal wurde dabei erwischt wie er sich mit Extremisten getroffen hat. Anscheinend haben sie über Monate etwas geplant. Aber alle schweigen und da es keine offiziellen Beweise gibt, wird es schwierig zu rekonstruieren um was es ging." Ich bin wie erstarrt, dass Djamal schon immer etwas durch geknallt war, war mir bewusst. Aber, dass er zu den Terroristen gehört hätte ich nie gedacht. „Was passiert jetzt?", frage ich leise. Ich kann jetzt verstehen dass ihn das verstört und beschäftigt. Keine Ahnung wie es mir in seiner Situation gehen würde. Wahrscheinlich würde ich...keine Ahnung was, aber ich würde sicher nicht so ruhig bleiben können wie Miles. „Er wurde festgehalten, aber wegen den wenigen Beweisen wurde er wieder freigelassen. Mein Vater kümmert sich darum, aber ich muss Morgen zu einer Versammlung der Familie." Ich nicke und küsse seinen Haarschopf und hoffe, dass alles gut wird. Aber die grosse Frage bleibt, wieso hat sich Djamal diesen rechts Extremistischen Leuten angeschlossen? Und was hatten sie geplant? „Das verstehe ich. Deshalb sollten wir jetzt ins Bett, wir brauchen unseren Schlaf." Dieses Mal lässt er es zu, Hand in Hand gehen wir in sein Schlafzimmer zurück und während Miles schnell einschläft, liege ich wach und erinnere mich an unsere letzte Begegnung im Garten von Emirs Palast.

Sicherheit ist etwas Gutes. Etwas ohne, dass man nicht leben kann. Auf der Welt gibt es so viele Kriege und all die Menschen die ihre Heimat verlassen. Es liegt in unserer Hand über ihr Weiterleben oder ihren Tod zu entscheiden."

Sind das die Worte eines Terroristen? Ich liege auf dem Rücken und zerbreche mir den Kopf über Miles Halbbruder. Ich drehe den Kopf und sehe wie Miles sich hin und her wälzt. Was er wohl träumt? Wahrscheinlich nichts Gutes. Ich streichle sanft über seinen Arm, sehe wie er zusammen zuckt und sich auf den Rücken dreht. Sein Gesichtsausdruck sieht gequält aus, so als würde er unter Schmerzen leiden. Vorsichtig rutsche ich näher und lege meinen Kopf auf seine Brust. Ich höre seinem Herz zu wie es wild in seiner sterblichen Hülle pocht. „Alles ist gut. Ich bin bei dir.", flüstere ich und küsse die Stelle wo sein Herz schlägt. Er zuckt immer noch zusammen, ihn so zu sehen und nichts tun zu können ist echt hart. Denn ich liebe ihn und möchte nicht, dass er leidet, unter was auch immer. Ich bin mir sicher, dass er mir noch so einiges verschweigt was seine Vergangenheit betrifft. Aber ich habe keine Ahnung wie ich ihn dazu bringen soll es mir zu erzählen. Miles tut sich so unheimlich schwer und ihn dazu zwingen möchte ich auch nicht. Also was kann ich tun, damit er sich mir gegenüber mehr öffnet? Auf diese Frage besitze ich keine Antwort. Noch nicht.

Ich schliesse die Augen und versuche einzuschlafen, doch es geht nicht. Denn Miles sagt etwas das mich zutiefst erschüttert. „Nein! Verlass mich nicht... bitte..." Ich öffne die Augen und versuche herauszufinden wen er meint. Meint er mich? „Mom, du darfst mich nicht verlassen...Ich schaff das nicht ohne dich", seine Stimme klingt wie die eines Kindes. Träumt er davon wie er seine Mutter zum letzten Mal gesehen hat? Wie schrecklich das für ihn sein muss. Als ich ein Schluchzen höre, dass mir durch Mark und Bein geht, muss ich eingreifen. Ich setze mich auf und versuche ihn zu wecken, doch es ist als würde er im Tiefschlaf liegen. Immer wieder rüttle ich fester und sage, er solle aufwachen, doch er regt sich nicht. Erst als ich ihn küsse, meine Lippen mit seinen bedecke, schlägt er seine Augen auf. Ich löse mich nicht sondern küsse ihn weiter, versuche ihn zu beruhigen. Sein Herz rast wie wild, ich kann es pochen hören, so laut schlägt es. „Was ist passiert?", fragt er atemlos. Ich streichle ihm über die Wange und hoffe, dass ich das richtige getan habe.

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