Ein Licht geht auf

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Ich habe keine Ahnung wie ich nach Hause gekommen bin, aber ich finde mich im Ankleidezimmer wieder. Drehe mich um die eigene Achse und sacke zu Boden. Tränen strömen mir über die Wangen. Drücken meinen emotionalen Zustand aus. Wie in Zeitlupe ziehe ich die Beine an, schlinge meine Arme darum und lege den Kopf darauf. Mache mich so klein wie möglich, und werde von schrecklichen Schluchzern geschüttelt. Kriege kaum noch Luft. Ich japse verzweifelt nach Luft, doch es ist als würde sich meine Lunge dagegen wehren. Als wäre alle Kraft aus meinem Körper gewichen. Noch immer höre ich die Stimmen, die widerlichen Worte der Männer. Spüre die Hand an meinem Arm und rieche den Alkohol geschwängerten Atem. „Wo ist sie?", höre ich eine Stimme. Aber ich weiss nicht wer das ist, es ist als ob ich alles verzögert wahrnehme. So als ob ich nicht ich selbst bin, sondern ausserhalb meines Körpers stehe und dabei zusehe.

Ich sehe wie Miles ins Zimmer stürmt, sich hektisch umsieht und mich entdeckt. „Mia." Die Worte sickern nur schwer in meinen Verstand, langsam dringen sie zu mir durch. Lassen mich meinen Kopf heben und noch ein Stück zurück weichen. „Was ist passiert?" Seine Augen sind weit aufgerissen, sehen mich voller Panik an. Mein Herz zieht sich zusammen, aber ich spüre es kaum. Es ist als wäre es eingefroren, alles fühlt sich so leer an. Leer und hohl. „Mesut hat mich angerufen..." Ich höre kaum was er sagt, bin zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Doch als er die Hand nach mir ausstreckt, mich berühren will weiche ich wimmernd zur Seite. Ich will nicht, dass er mich anfasst, will seine Hand nicht auf mir spüren. Kann nicht...will nicht... „Was ist denn nur passiert?" Ich fühle wie aufgewühlt und durcheinander er ist, kann seine Angst um mich spüren. Doch in mir spüre ich gar nichts, ausser einer unbändigen Wut auf ihn. Wut. Das ist alles. „Bitte Mia...", fleht er. Aber ich kann nicht.

„Nein.", sage ich atemlos. Ich senke den Blick, ziehe die Knie noch weiter an und hoffe, dass er mich in Ruhe lässt. Doch er bleibt, löchert mich mit weiteren Fragen. Sieht er denn nicht, dass ich im Moment nicht reden will? „Was ist passiert?" Als ob er das nicht wüsste. Immerhin hat Martin Scott seinen Namen gesagt. Hat mich damit noch mehr getroffen als wenn er mich genommen hätte. Denn das hätte ich verkraften können, hätte es zusammen mit ihm durchstehen können. Aber so? So wurde ich von dem einzigen Mann hintergangen und verkauft der mir etwas bedeutet. „Lass mich in Ruhe.", schreie ich ihn an. Miles weicht zurück, ist ziemlich überrascht über meinen Ausbruch. „Ich will dir helfen, Mia. Ich liebe dich." Seine Stimme klingt vertraut, will mich wieder einlullen. Aber Faizah hatte recht, ich kenne ihn überhaupt nicht. Er war immer ein Fremder der nur den Anschein gemacht hat als ob er ein anständiger Mann wäre.

„Wenn du mich lieben würdest, dann hättest du das niemals getan. Und jetzt verschwinde." Wieder dieser verständnisloser Blick, als ob er nicht wüsste wovon ich spreche. „Raus jetzt!", schreie ich aus Leibeskräften. Vom vielen Weinen ist meine Stimme heiser geworden und mein Hals brennt wie die Hölle. Ich sehe wie er aufsteht, sich aufgebracht durchs Haar fährt und aus dem Ankleideraum verschwindet. Ich atme tief ein und wieder aus, versuche mich zu beruhigen. Doch es geht nicht. Nicht ohne ihn. Aber ich kann ihn jetzt nicht in meiner Nähe haben. Also muss ich weiter weinen, weiter nach Luft schnappen und hoffen, dass es irgendwann aufhört. Nach einer Weile lege ich mich hin, rolle mich zusammen und weine immer noch. Schreie mir die Seele aus dem Leib und kriege keine Luft. Ich weiss nicht wie lange das so geht, irgendwann höre ich Schritte. Mein Herz bleibt stehen, befinde ich mich in einem Dämmerzustand, und habe Angst das die Männer zurück kommen und zu Ende bringen was sie angefangen haben. Doch es ist Miles. Der Mann den ich besser kenne als jeder andere. Glaubte ich jedenfalls. Aber er hat mich verraten, mich wie eine Ziege verkauft.

„So geht das nicht mehr. Ich lasse nicht zu das du dich weiter so quälst." Ich weiss nicht was er vor hat, doch als er mich aufhebt und aus dem Zimmer trägt, beginne ich mich zu wehren. Schlage um mich, beisse zu und doch lässt er mich nicht los. Erst im Badezimmer stellt er mich auf die Füsse und hält meinen Kopf mit seinen Händen fest. „Bitte erzähl mir was passiert ist. Bitte, Mia. Ich halte das nicht aus." Seine Stimme klingt verzweifelt, sein Blick sagt das Gleiche. Er ist verzweifelt. Gut. Denn ich fühle mich... Wie fühle ich mich eigentlich? Benutzt. Schmutzig. Und elend. „Du hältst das also nicht aus, ja?"

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