Das mit der Erleichterung ist so eine Sache

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Ziemlich verwirrt fährt mich Mesut nach Hause, ich bemühe mich so ruhig zu verhalten wie ich kann. Aber innerlich spüre ich, dass sich ein Sturm in mir zusammenbraut. Ein Wirbelsturm von riesigem Ausmass und ich habe keine Ahnung welche Verwüstung er zurück lassen wird. „Sie sind so still.", bemerkt er und sieht mich im Rückspiegel an. Ich kaue auf meiner Lippe und versuche zu lächeln, was mir mehr schlecht als recht gelingt. „Ich bin nur müde." Hoffentlich schluckt er das, Mesut nickt und sieht wieder auf die Strasse. Ich lehne meinen Kopf an die kühle Scheibe und schliesse die Augen. Doch ich reisse sie gleich wieder auf, weil mich Olivias Gesicht heimsucht. Sie flüstert mir zu ich solle sie küssen, sie über all anfassen und mit ihr das tun was immer ich will. Aber das kann ich nicht, das hab ich begriffen.

Das im Club das war einfach aus der Situation heraus, ich habe einfach nicht nachgedacht. Mich von der Musik und der knisternden Atmosphäre mitreissen lassen. Aber das war falsch. Das weiss ich jetzt. Als ich den Palast betrete schlägt mir das Herz bis zum Hals. Wie soll ich das Miles bei bringen? Gar nicht. Wenn ich meine innere Stimme schräg anschauen könnte, dann würde ich das jetzt machen. Wie kann sie nur sagen, ich solle es ihm nicht erzählen? Er hat ein Recht es zu erfahren. Als ich sein Schlafzimmer betrete merke ich, dass er noch nicht da ist. Wo kann er nur sein? Ich mache mir Sorgen und rufe ihn an, doch es springt nur die Mailbox an. Ich warte, warte eine Ewigkeit doch er kommt nicht.

Es ist jetzt zweiundzwanzig Uhr. Wie lange will er denn noch mit Djamal reden? Ich beschliesse mich etwas hinzulegen, doch an Schlaf ist nicht zu denken. Immer wieder male ich mir aus, was alles passieren könnte. Um halb zwölf halte ich es nicht mehr aus und ich mache mich auf die Suche nach Miles. Da ich keinen eigenen Wagen habe, muss ich Mesut wecken. Dieser hat einen sehr leichten Schlaf und ist sofort auf den Beinen. „Wissen Sie wo wir suchen müssen?" Er wirkt ebenfalls alarmiert, wenigstens bin ich nicht alleine damit. „Ich habe da so eine Ahnung."

Ich gebe ihm Zeit sich anzuziehen und verzweifle beinahe, als wir endlich aufbrechen können habe ich mir schon das schlimmste ausgemalt. Miles der Djamal im Affekt angegriffen hat, Djamal der Miles angegriffen hat. Ich kann meine Gedanken nicht aufhalten, je mehr ich es versuche desto schneller rasen die Gedanken durch mein Hirn. Die Fahrt zu Djamals Palast dauert keine fünfzehn Minuten, aber es kommt mir wie Stunden vor. Wie in einem Film renne ich die Stufen hinauf und poltere an die Tür. Als sich die Tür endlich öffnet stürme ich ohne zu sehen wer mir die Tür geöffnet hat ins Innere des Eingangs und von dort noch weiter in den Palast hinein. Immer wieder rufe ich nach Miles, doch niemand antwortet mir. Als ich eine der vielen Türen öffne bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich sehe wie eine Frau mit langen, schwarzen Haaren auf Djamal sitzt und eindeutige Geräusche von sich gibt. Mein Magen dreht sich um hundertachtzig Grad und ich habe Mühe den Inhalt meines Magens bei mir zu behalten. „Was zur Hölle..."

Djamal hat mich entdeckt und schiebt Faizah von sich, als sie mich sieht lächelt sie mich überheblich an. „Was hat diese...." Weiter kommt Djamal nicht, denn Faizah unterbricht ihn, indem sie ihm einen Finger auf seine Lippen drückt. „Nicht doch. Sie scheint ziemlich geschockt zu sein." Sie lacht überheblich auf und hüllt sich in einen seidenen Morgenmantel. „Wo ist Miles?" Ich habe meine Stimme wieder gefunden und muss mich ablenken. Die zwei zusammen, ich fasse es nicht. Zuerst Sara, jetzt Faizah. Wen wickelt er noch um den Finger? „Woher soll ich das wissen?", herrscht mich Djamal an. Wieder wird er von einer anhänglichen Faizah unterbrochen, dieses Mal küsst sie ihn leidenschaftlich. Ich wende den Blick ab, nicht weil ich ihnen ihre Privatsphäre lassen will, sondern weil es die Übelkeit verstärkt die in mir aufsteigt. „Also. Wo ist Miles?", ich klinge gereizt. Was ich auch bin. Der heutige Tag und auch der gestrige haben meine Nerven ziemlich strapaziert.

„Nicht hier wie du siehst." Djamal klingt so als würde es ihn überhaupt nicht interessieren wo sein Bruder steckt. Halbbruder, korrigiert mich meine innere Stimme, die ich ignoriere. „Er wollte zu dir kommen. War er hier oder nicht?" Ich will einfach nur die Wahrheit wissen und so schnell es geht von hier verschwinden. Aber die beiden scheinen sich der Dringlichkeit meines Besuchs nicht bewusst zu sein. Denn Faizah will die Aufmerksamkeit von Djamal wieder auf sich lenken, indem sie sich aufreizend an ihn schmiegt. Doch Djamal scheint langsam genervt von ihr zu sein, vielleicht auch viel mehr von mir aber das erste wäre auch nicht schlecht. „Ja er war hier. Hat mich voll gelabert, hat mir Vorwürfe gemacht. Aber das war's auch schon." Ich ziehe eine Braue nach oben, da stimmt etwas nicht. So aufgebracht wie Miles war, hat er es sicher nicht bei ein paar Vorwürfen belassen. „Wo ist er hin?" Ich frage mich wie man so selbstgerecht sein kann, aber eigentlich würden die beiden super zusammen passen. Beide sind ichbezogene Personen die sich am Leid der anderen ergötzen.

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