Am nächsten Morgen fühle ich mich wie gerädert, alles geht mir nur schwer von der Hand. Es ist als hätte ich eine zentnerschwere Last auf den Schultern. Jeder Schritt ist eine Qual und ich habe Angst zusammen zu brechen. Doch ich muss dadurch, muss zu diesem Gefängnis in dem Miles schon seit fast zwei Tagen sitzt. Wie ich ihn wohl antreffe? Was er mir sagt? Ich weiss es nicht, aber ich bin bereit mich diesen Fragen zu stellen. Mesut fährt mich zum Al Awir Central Jail, auf der Fahrt sagt er kein einziges Wort und konzentriert sich auf den Verkehr. Mir ist auch nicht nach reden zu Mute und bin dankbar das er mich nicht fragt wie es mir geht, oder sonstigen Small Talk. Nach einer halben Stunde Fahrt sind wir da.
Es sieht wie auf einem Militärplatz aus, ein modernes Gebäude, an den Fenstern wurden Gitter angebracht. Der Rasen ist auf den Millimeter getrimmt worden, und auch sonst sieht das Gelände sehr gepflegt aus. Wie ich herausgefunden habe behandelt man die Insassen nicht gerade nett. Berichte aus aller Welt haben Gewalt, Drogen und Missbrauch aufgedeckt. Ich bete zu Gott das Miles dieses Schicksal erspart wird. Mesut begleitet mich hinein, er geht einen Schritt hinter mir. Ich kann seine Hand an meinem Rücken spüren, worüber ich sehr froh bin. Er meldet mich am Empfang an, noch nie war ich in einem Gefängnis. Ich habe zwar ein paar Sachen gestohlen, wurde aber von den örtlichen Polizisten nur verwarnt. Sie kannten mich und hatten deshalb Mitleid mit mir. Was ich nie wollte, aber so konnte ich wenigstens überleben.
„Ein Wärter wird Sie gleich holen, Miss und wird Sie zu ihm bringen. Ich darf leider nicht mit..." Ich sehe ihm an, dass es ihm gegen den Strich geht das er hier bleiben muss. Denn er hat Miles versprochen auf mich zu achten. Deshalb lege ich meine Hand auf seinen Arm und lächle ihn dankbar an. „Ist schon gut, Mesut. Ich danke Ihnen für alles was Sie für mich getan haben." Er erwidert mein Lächeln und gemeinsam warten wir auf den Wärter. Der nach ein paar Minuten kommt, er ist recht gross und hat dunkle Augen die mich beinahe durchbohren. Mesut fällt es sichtlich schwer mich alleine gehen zu lassen, aber ich lächle ihn aufmunternd an. „Ich werde hier auf Sie warten." Ich nicke und folge dem Wärter, immer wieder spüre ich wie er mich ansieht. Er riecht etwas streng und verkörpert alles was man für diesen Job braucht. Gewaltpotential, Autorität und Skrupellosigkeit. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern und schaue geradeaus. Wir gehen durch viele Flure auf deren Seiten, also links und rechst von mir Türen mit Fenster sind die mit einem Gitter bestückt wurden. Dennoch schauen ein paar der Insassen raus, einige pfeifen und rufen etwas Anzügliches. Dabei trage ich eine schwarze Hose und eine schwarze Bluse, darüber trage ich einen ebenfalls schwarzen Blazer. Alles hochgeschlossen.
Dennoch fühle ich mich unwohl und bin froh wenn wir den Raum endlich erreicht haben. Aber anscheinend bietet der Wärter den Insassen extra eine Show, denn er scheint selbst Gefallen daran zu finden. Ich beachte ihn nicht, keiner der Männer schaue ich an. Stattdessen schaue ich immer geradeaus, endlich haben wir den Besucherraum erreicht. Der kleine Raum beinhaltet nur einen kleinen grauen Tisch und zwei Plastikstühle. So modern es von aussen aussehen mag, so billig wurde die Einrichtung ausgewählt. Aber was soll ich von einem Männerknast auch erwarten? „Er wird gleich gebracht..." Die Stimme des Wärters ist schneidend und sehr befehlshaberisch. Ich setze mich auf den Stuhl und warte, der Wärter lässt mich nicht alleine und positioniert sich neben der Tür. Die Wände sind ebenfalls in einem Grauton gehalten, das kleine Fenster spendet wenigstens ein bisschen Licht. Doch durch die Gitterstäbe hindurch sieht man nicht all zu viel von der Umgebung. Was wohl auch Sinn und Zweck des Ganzen ist.
Ich drehe mich um als die Tür geöffnet wird, schnell stehe ich auf nur um gleich wieder auf den Stuhl zurück zu sinken. Denn Miles Anblick erschreckt mich zu Tode, sein Gesicht sieht schlimm aus. Über all haben sich Blutergüsse gebildet, das rechte Auge ist zu geschwollen und seine Lippe ist aufgeplatzt. „Mia..." Seine Stimme ist nur ein leiser Hauch, Wut steigt in mir hoch. Wut auf diejenigen die ihn so schrecklich verprügelt haben. „Miles..." Ich breche ab, weil ich nicht weiss was ich sagen soll. Er kommt auf mich zu und will mich in seine Arme ziehen, doch der Wärter verbietet es. Der Blick, den er Miles und mir zuwirft, ist noch verachtender als zuvor. Am liebsten würde ich ihm an die Gurgel springen, aber ich unterlasse es und setze mich wieder hin. Miles stöhnt auf, als er sich setzt. Er sieht ganz und gar nicht gut aus, ich will meine Hand nach ihm ausstrecken doch auch das verbietet der Wärter. Miles sieht mich an, in seinen Augen kann ich sehen, dass auch er dem Wärter an die Gurgel gehen würde wenn er könnte. Was mir ein kleines Schmunzeln entlockt.
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Desert Love
RomansaBand 1 "Begleite mich, Mia. Begleite mich nach Dubai und werde mein", flüstert er an mein Ohr. Mia Summers studiert Architektur und ist damit beschäftigt ihr Studium abzuschliessen, als sie auf einen charismatischen und attraktiven Mann trifft. Said...