Wir sitzen am Strand und schauen den Wellen zu wie sie sich am Ufer brechen. Nach wie vor erleuchtet der Mond den Strand und taucht die Umgebung in ein zauberhaftes Licht. „Weißt du eigentlich, dass der Vollmond nie grösser ist als dein Daumen?" Miles sieht mich an, ich schüttle den Kopf und frage ihn wie er das meint. Er streckt die Hand aus so, dass der Daumen nach oben zeigt. „Wenn man den Daumen so ausrichtet, dass er den Mond bedeckt sieht es so aus als wäre der Mond nicht grösser als dein Daumen." Es stimmt, ich probiere es aus und kann das Grinsen nicht aufhalten das sich auf meinem Gesicht ausbreitet. „Das ist schön. Wer hat dir das beigebracht" Er lächelt verträumt und ich weiss sofort, dass es seine Mutter gewesen ist.
„Meine Mutter hat es mir beigebracht als ich vier war. Ich konnte nicht verstehen wieso der Mond auf den Bildern so gross und wenn ich ihn am Himmel sah viel kleiner aussieht. Aber heute verstehe ich es." Ein kleines Lächeln huscht über sein ernstes Gesicht und erhellt es für einen kurzen Augenblick. „Wieso willst du die Operation nicht machen lassen?" Wieder spannt er sich in Sekundenschnelle an, seine Augen verengen sich zu Schlitzen und der schöne Moment ist dahin. Aber ich musste diese Frage stellen, denn von sich aus wird er dieses Thema sicher nicht mehr ansprechen. „Das habe ich dir doch schon erklärt, ich habe es abgewogen. Ich habe eine fünfprozentige Überlebenschance bei der Operation. Und wenn bei der OP etwas schief geht, dann bin ich ein Krüppel. Unwürdig zu leben, oder von dir geliebt zu werden. Und das kann ich nicht, ich kann dir das nicht antun. Und mir auch nicht."
Miles Hände haben sich zu Fäusten geballt, seine Kiefermuskulatur ist angespannt und sein Blick krampfhaft auf das Meer vor uns gerichtet. Ich atme tief ein doch ich sage nichts, stattdessen öffne ich seine Fäuste und lege meine Hand darin hinein. „Schau mich bitte an, Miles. Ich liebe dich und ich würde alles mit dir durchstehen, aber ich könnte es nicht verkraften wenn ich dich verlieren würde. Alles nur nicht das..." Die Tränen brechen erneut aus mir heraus, aber ich kriege sie unter Kontrolle und atme tief ein und wieder aus. „Also bitte, Miles, überleg es dir. Ich will nicht das du sich sofort entscheidest, aber bitte versprich mir darüber nachzudenken?" Ich halte den Blick aufrecht, möchte ihm zeigen das ich für ihn da bin, ihn nicht unter Druck setzen möchte. Sondern einfach nur für ihn da sein. Miles sagt nichts, aber ich kann spüren das er es sich durch den Kopf gehen lässt, erleichtert keine Gegenargumente zu hören kuschle ich mich wieder in seine Arme und schaue der Sonne zu wie sie Stück für Stück den Horizont erobert. Eine ganze Weile sitzen wir so da, schauen aufs Meer und saugen den Sonnenaufgang in uns auf.
„Ich kann dir noch keine Antwort geben und ob ich dir die Antwort, die du hören möchtest, geben kann weiss ich auch nicht. Was ich weiss ist, dass ich mit dir noch so viele schöne Momente verbringen möchte wie es nur geht. Also fliege mit mir bitte an einen Ort an dem wir ungestört sind, an einen Ort an dem wir neue Erinnerungen schaffen können?" Die Verzweiflung in seinen Augen zu sehen ist verstörend, aber ich kann ihn verstehen. Auch ich möchte noch so viele Momente mit ihm verbringen wie es nur geht. Also nicke ich und sage Ja. Die Erleichterung ist ihm anzusehen und ein Lächeln huscht über sein angespanntes Gesicht. Er steht auf und streckt mir seine Hand entgegen. „Lass uns Erinnerungen schaffen, solche die uns niemand wegnehmen kann."
Ich schaue zu ihm auf, merke wie sehr er eigentlich schon mit seinem Schicksal abgeschlossen hat. Nur mir zuliebe möchte er es überdenken, was mich einerseits überglücklich macht, aber auf der anderen Seite macht er es nur für mich. Und nicht für sich. Er überlegt es sich, damit ich beruhigt bin und nicht, weil er daran glaubt das er es schaffen wird. Was für die Überlebenschancen nicht gerade spricht, denn der Kopf spielt bei solchen Dingen genauso eine Rolle wie die Operation oder die Medikamente. Ich kann nur beten das er den Willen besitzt es für sich selbst zu tun und erst in zweiter Instanz für mich. Aber ich ergreife seine Hand und folge ihm Richtung Strasse wo seine schwarze Limousine wartet. Ich kann Ricks im Auto sehen, er schläft. Wie spät es ist? Ich habe keine Ahnung, aber ich denke es ist erst sechs oder sieben Uhr. Miles klopft an das Fahrerfenster und Ricks schreckt aus dem Schlaf. Sofort öffnet er die Tür und fragt was er möchte, dieser lächelt ihn an und verkündet ihm das er uns zum Flughafen fahren soll.
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Desert Love
Lãng mạnBand 1 "Begleite mich, Mia. Begleite mich nach Dubai und werde mein", flüstert er an mein Ohr. Mia Summers studiert Architektur und ist damit beschäftigt ihr Studium abzuschliessen, als sie auf einen charismatischen und attraktiven Mann trifft. Said...