Part 7
Livia
Ich konnte es immer noch nicht fassen. Weshalb war Justin so nett zu mir, was steckte für ein Trick dahinter? Wollte er mir in der Nacht auch etwas antun und sagte deshalb ja? Nein, das konnte nicht sein. Natürlich mochte ich Justin nicht und ich wusste auch, dass er kein guter Mensch war, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er keine Frau vergewaltigen würde, denn er hatte auch nie eine Anspieleung darauf gemacht, im Gegensatz zu Louis. Weshalb verhielt er sich denn sonst so anders? Müde von dem vielen Denken, liess ich mich in den Van fallen, bei dem wir inzwischen angekommen waren.
Ach Michael, wenn du bloss hier wärst! dachte ich niedergeschlagen und seufzte in mich hinein. Ich war mir sicher, wenn er noch Leben würde, hätte er mich hier heraus geholt, egal um welchen Preis. So vergieng eine weitere, komischerweise weniger kalte Fahrt, in der ich mich in Gedanken an meinen Bruder erinnerte und ihm nachtrauerte. Bloss zweimal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen: Das erste Mal, als mir die Handschellen unbequem in die Haut schnitten, weil ich komisch an sie anlehnte und das zweite Mal, als Louis wieder Sandwiches verteilte. Ich hatte einen Bärenhunger und trotzdem sagte ich nichts, als die Jungs wieder nicht bemerkten, dass ich es nicht öffnen, geschweige denn essen konnte. Ich war einfach zu traurig über den Tod meines Bruders, in den ich mich wiedereinmal so richtig hineingesteigert hatte und über die geschehene Nacht, die etwas in mir verändert hatte. Ich glaube sie hatte mich kälter gemacht, ja das wars.
"Wieso hast du nichts gesagt?", hörte ich plötzlich eine Stimme flüstern und schreckte hoch. Justin hatte sich zu mir hinunter gekniet und schaute mich an. Etwas wütend schüttelte er seinen Kopf, als ich nicht antwortete und auf den Boden starrte. Er nahm das Brötchen, entfernte die Verpackung und gab es mir, nachdem er mir die Hände frei gemacht hatte. Misstrauisch nahm ich es entgegen. "Sag doch wenigstens danke", befahl er mir noch, mit seiner kalten Stimme und ging wieder zu seinen Kollegen. Trotz meines Hungers war das Sandwich heute nicht mehr so gut wie gestern. Vielleicht weil es nun schon seit einem Tag in diesem Plastikgestell schmorte, oder weil meine Laune so im Keller war. Jedenfalls wurden mir nach den wenigen Schlucken Wasser, die mir noch gegönnt wurden schon wieder die Handschellen angelegt und das waren auch schon die zwei Störfaktoren des Tages gewesen. Eigentlich war es ja normal, das ich so vielen trüben Gedanken nach hieng, nach allem was passiert war und trotzdem nervte ich mich über mich selbst. Du bist so elend, Livia, wirklich. Bring dich doch gleich um mit deinen selbstmitleid Gedanken! sagte mir meine Kopfstimme immer wieder, aber ich konnte es doch nicht lassen. Erst als dann der Wagen hielt, kam auch ein kleiner Funken meiner Lebensfreude zurück. Wieder stieg ich aus und wieder war es das selbe Spiel mit dem Seil. Danach kam ich zum Wagen zurück und es ging nicht mehr lange, da war es auch schon dunkel. "Jungs, hier in der Nähe müsste es einen Lebensmittelladen haben. Louis und ich gehen mal hin und kaufen Essen für morgen und übermorgen", sagte Calvin. "Okey, aber diesmal mehr als nur ein Sandwich pro Tag. Sonst verhungere ich noch!", rief Rian ihnen hinter her, ehe das kleine Weglein, auf dem sie gingen einen Rank machte und sie ausser Sichtweite waren. Ach, dann war ich wohl nicht die Einzige.
Heute waren wir an einem besiedelteren Ort. Unser Auto stand auf einem Pannenstreifen, der an der Strasse anschloss. Die Strasse, die ich heute sah, war deutlich besser im Stande als die Strasse von gestern, die mit ihren Rissen und Schlaglöchern nicht schwer zu toppen war. Neben der Ausfahrt befand sich einer kleiner Wald, durch den man aber durchsehen konnte, da er nicht so dicht war. Ich erspähte einige Lichter auf der Anderen Seite des Waldes und tippte auf ein kleines Dorf, wo wohl auch das Lebensmittelgeschäft sein müsste, denn der kleine Weg führte in diese Richtung. Mir fiel auch auf, dass es inzwischen viel wärmer geworden war und es hatte nur an einigen, bestimmten Stellen eine dünne Schicht Schnee. Das hiess wohl, dass wir gegen Süden fuhren und da wir doch schon einige Stunden unterwegs waren, machte sich das bemerkbar. Ich liebte den Süden und hasste den Norden, weshalb ich innerlich Gott dankte, das wir nicht noch weiter in den Unbarmherzigen, kalten Winter fuhren. Wenn ich so überlegte, merkte ich, dass mein Mantel, den ich die ganze Zeit schon anhatte, überflüssig war. Also zog ich ihn aus. Oh nein, jetzt war es wieder zu kalt! ich wollte ihn gerade nehmen und anziehen, als ich an mit hinunter sah. Meine Kleider so wie mein Körper waren total schmutzig und ich schreckte allmählich vor mir selbst zurück. Wie konnte ich mich nur so gehen lassen? Entsetzt stieg ich in den Van, was echt nicht so einfach war mit den Handschellen, die mir Calvin schon wieder angezogen hatte und suchte meine (also eigentlich Justins) Tasche. Dann zog ich mir eine von Justins Trainerhosen heraus, die er reingestopft hatte, sowie ein T-Shirt und ein Pullover. Mit Mühe hielt ich die Klamotten fest und stieg wieder aus dem Auto. Zum glück wurden mir die Hände diesmal nicht hinter, sonder vor dem Rücken zusammengemacht. "Wo ist Justin", fragte ich dann Rian, der gerade eine am rauchen war. "Keine Ahnung", antwortete er schulterzuckend und bliess mir den Rauch ins Gesicht. Hustend lief ich weg. Wenn also niemand hier war, und Rian nicht auf mich achtete, wieso ging ich dann nicht einfach los? Verdammt ich hatte recht! Sofort übernahm mein Fluchtinstinkt die Oberhand: Leise schlich ich in den Wald und als ich ausser Hörweite war, sprintete ich los. WIe schon gesagt, der Weg war nicht weit und als ich mit pochendem Herzen beim ersten Haus ankam, klingelte ich ohne weiter zu überlegen. Ein Mann Mitte 40 öffnete mir die Tür und wollte sie geschockt wieder zuschlagen als er mich sah, tat es aber nicht, weil ich ein schnelles, schwaches bitte-helfen-sie-mir heraus presste. Langsam öffnete er mir die Tür wieder und rief mit einem kontrollierendem Blick auf mich: "Camilla, vieni per favore!"
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dangerous love (justin bieber fan fiction)
FanfictionAlles begann mit dem Selbstmord ihres Bruders. Livia war alles egal ausser Michael und genau er liess sie im Stich. Dieses Ereignis blieb natürlich nicht unbemerkt und es entstand ein grosser Tumult, in dem sie mittendrinn auf ihn traf.