Teil 15

386 11 2
                                    

Teil 15

Livia

Zweimal mussten wir umsteigen, um nun in dem letzten Zug zu sitzen, der uns zu unserem Ziel bringen würde. "Ich bin so aufgeregt", strahlte ich und konnte kaum mehr stillsitzen auf meinem Sitz. "Was, wenn sie mich nicht mag?"

Schmunzelnd antwortete Justin: "Naja ich denke dann würdest du das Tageslich nie wieder sehen weil sie dich umbringen würde."

"Mach keine Scherze Justin!", lachte ich. "Tu ich ja nicht!", verteidigte er sich. Ich schlug ihm leicht auf die Brust, worauf auch er lachen musste. Irgendwie war nun das Gefühl, in küssen zu wollen wieder weg, er war wieder der alte Justin, für den ich im Moment nichts weiter verspürte als Freundschaft, welche durchaus auch vorhanden war. Innerlich dankte ich Gott, dass ich nichts für ihn fühlte, ich wusste nicht was in diesem Moment in mich geschehen war. Ausserdem hatte ich mir geschworen, niemanden mehr an mich ranzulassen, geschweige denn zu küssen, seit Louis es getan hatte. Er war der erste gewesen, denn ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie einen Freund. Und weil er der erste gewesen war gefiel mir das Küssen und der ganze Rest überhaupt nicht, da ich gezwungen wurde es zu tun. Und somit zog ich in Betracht, das diese körperlichen Betätigungen wieder Erinnerungen an Louis hervorlocken konnten, was ich nicht wollte.

"Nein jetzt im Ernst, Justin. Was passiert wenn sie mich nicht mag?", wandte ich meine Worte ernst an ihn. "Sie wird dich sowieso mögen, da ich dich mag. Egal was du tust, sei einfach dich selbst."

"Das ist es ja: Ich verstelle mich immer wenn ich neue Leute kennenlernen muss", antwortete ich wahrheitsgetreu. Das war meine eigene Taktik, meine eigentliche Schüchternheit zu überspielen. Ich war nicht so gut darin, auf Menschen zuzugehen, deshalb war ich dann meistens nicht mehr mich selbst. Ich versteckte mich dann hinter meiner eigenen Schutzmauer, dass mich im schlimmsten Fall niemand verletzen konnte, da ich durch diesen Selbstschutz nicht zu viel von mir Preis gab. Nur bei Justin hatte ich mich nicht versteckt, er hatte mir ja auch keine Chance dazu gegeben. "Mach dir nicht so viele Gedanken, es kommt schon so wie es sein muss", sagte Justin, ehe er aufstand und den Rucksack hochhob. "Ausserdem bringt es jetzt nichts mehr, wir sind da", mit einem Schmunzeln lief er Richtung Ausgang, wodurch er seine Freude hier zu sein zum Ausruck brachte.

Justin

Sie sprang sofort auf und folgte mir mit zügigen Schritten, um mithalten zu können. Als wir beim Ausgang ankamen ging es nicht mehr lange und die Tür öffnete sich. Ich trat hinaus in die frische Luft und betrachtete den einzigen Ort, an dem ich mich geborgen fühlte. Der Bahnhof war nicht gross und sowieso war hier alles ziemlich privat, die Leute kannten sich untereinander, es war ein typisches Dorf in dem jeder vom anderen wusste und viel getratsch wurde. Mit zappeligen Schritten stellte sich nun auch Livia neben mich und blickte zu mir hoch. Ein grinsen huschte über mein Gesicht, niemals hätte ich es gedacht das ich eine Frau hierhin mitnehen würde. Das war mein Ort und ich hatte nie vorgehabt ihn mit jemandem zu teilen - und trotzdem war es passiert. Glücklich legte ich einen Arm um Livia und drückte sie an mich, ehe ich loslief. Sie lachte und liess sich von mir führen. Der Weg zu meiner Tante dauerte etwa 10 Minuten und als die wunderschöne Villa in Sicht kam bemerkte ich, dass ich schon zu lange nicht mehr hier war. Ich hätte meine Tante eher besuchen müssen. "Ist das die Villa deiner Tante?!", fragte plötzlich Livia ungläubig. Offensichtlich hatte sie bemerkt, dass ich das Haus angestarrt hatte. "Ja", sagte ich stolz strahlend, während ich meinen Blick immernoch auf die Villa gerichtet hielt. Dann riss ich meinen Blick von dem Gebäude und wiederholte mich: "Ja!", ein lachen durchfuhr mein Wort und ich konnte einfach nicht anderst. Überglücklich packte ich Livia an der Hüfte und hob sie hoch, während ich sie in der Luft herumwirbelte. Ihr lachendes Gesicht über mir und ihre wirbelnden Haare, welche ihr zuteils ins Gesicht fielen liessen mich nurnoch glücklicher werden. Dann stellte ich sie wieder auf ihre Füsse. Völlig überfordert über mein plötzlich verändertes Verhalten stand sie vor mir und strahlte mich mit grossen Augen an. "Na loss, worauf warten wir?", fragte ich sie und packte ihre Hand. Dann rannte ich los, musste aber mein Tempo dimmen als ich bemerkte dass Livia nicht mithalten konnte. "Justin, nicht so schnell!", lachte sie als sie ihre Worte wieder gefunden hatte. Mit polternden Schritten sprangen wir die weiss gestrichene und mit Blumen geschmückte Veranda hoch und ich konnte das Mädchen an meiner Hand gerade noch auffangen, als sie wiedereinmal über ihre eigenen Füsse stolperte. Sanft zog ich sie hoch, da sie sich an meinem Arm hielt. Schwer atmend stand sie nun einige cm vor mir. "Vorsicht", flüsterte ich und schaute ihr in die Augen. Ein beschämtes Lächeln zogen ihre Mundwinkel nach oben und eine leichte Röte überfuhr ihre Wangen. Dann riss sie sich von meinem Blick los und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie atmete immernoch etwas schwerer und ich fragte mich abermals, wann sie sich wieder normal körperlich betätigen konnte ohne dass ihr ihr verletzter Körper in die Quere kam. Zum letzten Mal atmete sie tief durch und schaute mich wieder an. "Also ich bin bereit, und du?", fragte sie, als ob es an mir läge, dass wir hier solange standen. Kopfschüttelnd aber trotzdem grinsend senkte ich meinen Kopf um auf die Klingel zu drücken. Gleichzeitig zog ich Livia neben mich und legte meinen Arm wieder um sie. Nervös tippte sie mit ihrem Fuss auf den Boden und als sie auch nach längerer Zeit nicht aufhörte, weil uns niemand die Tür öffnete, fragte ich mich, wo meine Tante bloss war. Sie würde mich niemals so lange warten lassen. "Komisch", murmelte ich vor mich hin, drehte mich um und lief um das Haus herum. "Was machst du da?"

"Bin gleich wieder bei dir!", rief ich ihr noch zu, ehe ich auf einen bestimmten Stein zusteuerte. Dort hatte frühe meine Tante immer einen Schlüssel für mich versteckt. Und tatsächlich: Der Schlüssel lag wie üblich in der kleinen Einbuchtung, sogar ein Zettel war dazugelegt.

Hallo mein Schatz

Ich wusste nicht wann ihr kommen würdet, deshalb habe ich zur sicherheit einen Schlüssel gelegt. Ich wusste du würdest unser Vesteck nicht vergessen. Ich werde nicht lange weg sein, bin bloss einkaufen gegangen.

Bis bald - Deine Darcey

Zufrieden nahm ich den Schlüssel, warf ihn in die Luft, nur um ihn wieder aufzufangen und machte mich auf zu Livia. Sie wartete ungeduldig: "Und?"

"Und was?"

"Na was wohl, irgendetwas gefunden?"

"Ja, sie ist einkaufen gegangen, aber ich habe den Schlüssel"

Erleichtert trat sie einige Schritte zurück, sodass ich die Tür öffnen konnte. Mit einer schwungvollen Handbewegung bedeutete ich ihr, einzutreten. "Madame", sagte ich und machte einen ironischerweise kleinen Knicks als sie an mir vorbeiging: "Wilkommen im Palast, Prinzessin Miller."

dangerous love (justin bieber fan fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt