Part 6

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Part 6

Livia

Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zu gemacht. Louis hatte mir nicht nur körperlich, sondern auch seelisch weh getan. Ich war noch Jungfrau gewesen und verlor das nun an Louis, einem ekelhaften Vergewaltiger. Am liebsten wäre ich auf der Stelle tot umgefallen, dann wäre einfach alles vorbei gewesen. Livia, spinnst du? Du bist stark und hast die Hoffnung noch nie so schnell aufgegeben! Käpf verdammt nochmal um dein Leben! Meine Kopfstimme hatte recht, aber es war so schwer. Wie sollte ich Kämpfen, wenn mir die Möglichkeit und der Wille dazu genommen wurde?

Um nicht noch weiter in meinen trüben Gedanken zu versinken, stieg ich schnell aus dem Schlafsack. Es war jetzt etwa 20 Minuten her, seit Louis über mich hergefallen ist und ich hielt es einfach nicht mehr länger mit ihm aus. Die Kälte umfasste mich sofort und spielte mit meinen sowieso schon angeschlagenen Nerven. Aber die Kälte war nicht im mindesten so schlimm wie Louis und deshalb kroch ich schnell in die Ecke, die am weitesten von meinem Vergewaltiger entfernt war. Instinktiv zog ich meine Knie an und legte meinen Kopf drauf. Ich schaute auf meine IWC-Uhr und betete, dass die Zeit schneller vergehen würde, denn es war gerade mal 6.30.

Ständig versuchte ich mich, von den Gedanken an diese Nacht abzulenken, als mein Blick auf Justin fiel. Er schlief und eigentlich sah sein Gesicht jetzt nicht einmal so böse aus, obwohl er es war.

Ich wusste nicht wie lange ich noch in der Ecke sass, bis Rian erwachte. Zuerst drehte er sich nur etwas und schlussendlich setzte er sich ganz auf. Er liess seinen verschlafenen Blick durch den 'Raum' schweifen, als er mich entdeckte. Ein wissendes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Na, war Louis brav?", fragte er mit einer kratzenden Morgenstimme. Schnaubend drehte ich mein Gesicht weg, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Ein raues Lachen entfuhr ihm, ehe er aufstand und sich streckte. Verschlafen begrüssten auch alle anderen langsam den Tag, ausser Louis. Sie standen auf, rollten ihre Schlafsäcke zusammen und Calvin öffnete als erster die Tür nach draussen. Es war es schon 20 nach 10 und die Sonne schien vom Himmel herab, wo sie den kalten Schnee langsam zum schmelzen brachte. Wenigstens etwas positives.

Ohne zu zögern hüpfte Calvin aus dem Wagen und verschwand im Wald. Von der Sonne angezogen wollte ich ihm hinterher laufen und war schon aus dem Wagen gesprungen, als mich jemand fest hielt. Immer dieses festhalten, konnte ich nich einmal einen kleinen Spaziergang machen, um meine Kopf freizubekommen?! Genervt stöhnte ich auf und drehte mich um: "Was?" Direkt sah ich in das Gesicht von Rian. "Nicht so frech"

"Lass mich los, okey?", fauchte ich ihn an. Kurz später spürte ich wieder diese tausen Nadelstiche an meiner Wange. Na toll, Miller.

Ich machte mir erst gar nicht die Mühe, meine Wange zu reiben, wieso auch? Brachte sowieso nichts. "Entschuldige dich, und zwar jetzt", sagte Rian streng. Mann war der scheisse drauf. "Es tut mir leid", sagte ich mit bestimmter Stimme. Wütend schupfte er mich weg und lief selbst in den Wald. Was war das jetzt bitte? Schlecht geschlafen? Mit hängendem Kopf blieb ich einige Minuten stehen, ehe ich auch richtung Wald zottelte. "Du darfst nicht alleine weggehen, das weisst du", sagte plötzlich eine ruhige Stimme neben mir. "Bitte Justin. Ich will bloss etwas frische Luft schnappen", antwortete ich kleinlaut. "Okey, aber ich muss dich begleiten"

Ich achtete nicht weiter auf ihn und lief los. Der Wald wurde immer dunkler und Justin lief schweigend neben mir her. Im Gegensatz zu mir hatte er seinen Kopf hoch erhoben und ich kam mir wieder einmal so klein vor neben ihm. Wenigstens fühlte ich mich bei ihm nicht unwohl, so wie bei Louis. Deshalb musste ich die Chance ergreifen, denn um keinen Preis der Welt würde nochmals mit Louis den Schlafsack teilen. Ohne Vorwarnung blieb ich stehen, worauf hin er mich fragend anschaute. "Was ist los?", fragte er und kam näher zu mir, doch ich wich nicht zurück, auch als sein Körper nurnoch einige cm von meinem entfernt waren. Ich musste einmal hart schlucken, ehe ich meinen gesenkten Blick zu seinem hob und ihm direkt in die Augen schaute. "Justin, ich muss dich etwas fragen", redete ich um den heissen Brei herum. "Was immer du willst, Kleine"

"Darf ich diese Nacht bei dir - also nun ja", ich räusperte mich und holte erneut Anlauf, mit der Hoffnung, nicht mehr stottern zu müssen, "Darf ich diese Nacht bei dir schlafen?"

Justin

"Darf ich diese Nacht bei dir schlafen?" Okey, auf diese Frage war ich echt nicht gefasst, aber es kratzte mich auch nicht sonderlich. "Wieso?", fragte ich sie und mein Unterton kam dabei wohl etwas zu scharf heraus, denn sie senkte ihren Kopf und schaute ängstlich weg. "Egal", murmelte sie vor sich hin. Eigentlich wusste ich schon wieso. Dieser Wixer von Louis hatte sie angefasst, ich wusste es von Anfang an. Aber ich wollte es aus ihrem Mund hören. "Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen", flüsterte ich und hob ihr Kinn an, sodass sie gezwungen war, mir in die Augen zu sehen. "Also, was ist los", fragte ich sie erneut. Dann geschah das unerwartete: Ihr Augen füllten sich mit Tränen. Okey, das war vielleicht nichts neues, ich hatte schon viele Frauen weinen sehen. Das unerwartete war eher, das es mich berührte. Es gab einen ganz kleinen, fast nicht spürbaren Stich in meinem Herzen, den ich noch nie hatte. "Hat Louis dich angefasst?", fragte ich sie ruhig. "Ja", flüsterte sie kaum hörbar. Ihr Gesicht verzog sich bei der Erinnerung schmerzhaft und die Tränen kullerten ihr nun die Wange herunter. Verdammt, weshalb macht mich das wütend auf Louis, wenn sie weint? Vielleicht weil sie so sehr versuchte, ihr Weinen zu unterdrücken um keine Gefühle zeigen zu müssen? Vielleicht weil es kein normales Weinen war, wie es andere Frauen machten, wobei sie lauthals Schluchzten? Nein, ihr Weinen war lautlos. Sie war ganz ruhig, nur die kullernden Tränen zeigten, wie verletzt sie war. Ohne zu zögern nahm ich sie in den Arm und sie vergrub ihren zierlichen, kleinen Kopf an meiner Brust. Justin, was tust du hier?! Scheisse, ich war so hin -und hergerissen von ihr und meinem Auftrag den ich zu erledigem hatte, dass ich selbst total verwirrt war. Das war mir noch nie passiert. Ich verspürte mit jeder Träne, die sie vergoss etwas mehr Mitleid und Trauer für sie und Hass für Louis. Abbrechen, Justin abbrechen! Schrie meine Kopfstimme, aber mein Herz wollte nicht. Verdammt, wie schwul klingt denn das? Nach einigen Minuten löste sie sich von mir und schaute beschämt weg. "Es tut mir so leid, ich wollte dich - "

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Livia", unterbrach ich sie. "Und was deine Frage angeht, ja du kannst bei mir schlafen. Aber ich garantier dir nicht, dass Louis dich dann nicht schlagen wird und ich werde mich auch nicht darum kümmern." Sie nickte leicht und ich sah gerade noch, wie das strahlen auf ihrem Gesicht nach kurzer Zeit wieder verschwand. Also wirklich, um alles konnte ich mich nicht für sie kümmern. Ob Louis sie schlug oder nicht musste mir egal sein, es musste einfach.

"Wir sollten zurück", sagte ich dann wieder kalt und schob sie vor mir her. Denn ganzen Weg lief ich hinter ihr und war total verwirrt, was mit mir eben passiert war. Das ist gar nicht gut Justin, gar nicht! dachte ich und schüttelte meinen Kopf, als würden meine verfickten Gedanken dann verfliegen.

dangerous love (justin bieber fan fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt