Part 11

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Part 11

Justin

Verdammt. Justin, Verdammt! Geschockt sprang ich auf und betrachtete das Blut an meinen Händen. Louis Blut. Louis war tot. Ich hatte Louis umgebracht. Meinen Teamkollegen. Wie konnte ich das bloss tun? Was war in mich gefahren? Wie in einem Traum liess ich mich wieder zu ihm hinunter sinken und kniete mich neben ihn. Langsam fuhr ich ihm über die Augen und schloss sie, um nicht die erschrockene Mimik in seinem Gesicht betrachten zu müssen. Lange sass ich da und betrachtete ihn, starr wie gefrorenes Eis. Ich beendete meine Trance indem ich mir einmal verzweifelt über mein Gesicht strich.  Nun gab es nur noch Rian, Calvin und mich, und das bloss wegen Livia! Zwei Dinge gab es, denen ich mir unvermeidlich bewusst war: 1. Meine Aussage stimmte nicht, es gab nur noch Livia und mich. Denn Calvin und Louis würden nun versuchen mich umzubringen und Livia zu kriegen, um dieses Ding hier zu Ende zu bringen und sich für Louis zu rächen, egal wiefest sie mich mochten. Und 2. Ich mochte Livia mehr als ich mir eingestanden hatte. Ich wusste nicht was mit mir los war, aber sobald es ihr schlecht ging und das nicht an mir lag, drehte ich durch. Und diese beiden Dinge brachten mich dazu, in den Wald zu rennen. Um Livia zu finden und sie und mich vor Louis und Calvin zu beschützen.

Meine Füsse trugen mich schneller denn je über den unebenen Waldboden. Das Grünzeug raste an mir vorbei und ich wusste nicht mehr, was mit mir geschah und wie lange ich rannte. Irgendwann sah ich von weitem ein Zuggleis. Ich wollte schon vorbeirennen, als ich eine Gestalt, mit zerschlagener Körperhaltung auf dem Gleis stehen sah. Livia. Erleichtert seufzte ich auf, doch meine Erleichterung war nicht berechtigt, denn ich brauchte nicht lange bis ich realisierte, was los war. Von Rechts kam in rasendem Tempo ein Zug auf Livia zu und sie machte keine Anstalten, wegzuspringen. Der Abstand zwischen mir und ihr verriet mir, dass ich eigentlich geradesogut hätte stehen bleiben können, denn der Zug würde sie sowieso vor mir erreichen. Und trotzdem begann ich zu rennen.

Livia

In wenigen Sekunden würde ich tot sein. Endlich erleichtert von meiner riesigen Last, die ich in den letzten Tagen hatte tragen müssen. Mein elendes Leben wäre vorüber. Ich hatte mich aufgegeben. Livia Miller hatte sich und somit jegliche Hoffnung aufgegeben. Und nichts auf der Welt würde mich retten geschweige denn davon abhalten können, ausser ein Wunder würde geschehen. Wieso um himmels Willen sollte ich hier sein? Nichtmal wenn ich tot wäre würde mich jemand vermissen. Mich hielt hier nichts mehr und mit der Angst in die Hölle zu kommen musste ich mich nicht herumschlagen, denn in der Hölle lebte ich schon.

Ein letztes Mal atmete ich tief ein und aus und war dankbar, keine Angst vor dem rollenden Gefährt, dass mir immer näher kam zu empfinden, sondern pure Erleichterung. Nun würde es nurnoch einige Sekunden geben. Einige klägliche Sekunden. Und dann war der Moment gekommen. Ich schloss meine Augen, flüsterte ein letztes Mal "Michael ich komme" und spürte kurz später die ungeheure Wucht, welche mich zu Boden schmiss.

Aber Moment. Diese Wucht kam nicht von vorne. Sie war von der Seite gekommen. Und mein Schädel brummte. Weshalb brummte mein Schädel, wenn ich doch tot war? War das normal? Nein, das war nicht normal, denn ich hörte einen Herzschlag, erschöpftes Atmen und beides kam nicht von mir. Langsam öffnete ich meine zusammengekniffenen Augen und erkannte, dass ich am Boden lag, mit dem Kopf auf einer Brust. Justin. Nein.

Etwas grob wurde ich weggedrückt und ich hörte Justin fast schon schreien: "Spinnst du? Bist du voll durchgeknallt? Du weisst schon was du gerade getan hast, oder?! Du hättest dich fast umgebracht!"

Ich konnte nicht reagieren. Stattdessen starrte ich ihn einfach an. Und meine Wut wuchs und wuchs, mit jedem Wort das er sagte. Mühsam rappelte ich mich auf und baute mich, sogut es gieng, vor ihm auf um ihn anzuschreien: "Du verdammter *****! konntest du mich nicht einfach sterben lassen? Du hast ja keine Ahnung, was in mir vorgeht! Lass mich einfach in Ruhe!" Ich hätte losheulen können aber das konnte er vergessen. Nicht vor ihm. Nicht noch einmal. Nicht vor dem Mörder meines Bruders.

Er war so geschockt um mich, dass er erst jetzt realisierte wie scheisse es mir gehen musste. Aber mir ging es nicht scheisse. Oder wäre es nicht gegangen, hätte er mich sterben lassen. Er seufzte auf und liess mich dabei keinen Augenblick aus den Augen. Zur Beruhigung gezwungen senkte er seine Stimme wieder: "Livia. Livia schau mich an." Als ich ihm nicht gehorchte, nahm er meinen Kopf zwischen seine Hände und drehte ihn zu sich. "Ich schaue nicht in die Augen des Mörders meines eigenen Bruders", keifte ich und wollte mich schon losreissen, doch er liess mich nicht gehen. "Ja ich hab' beim Mord deines Bruders mitgeholfen. Aber ich hab auch gutes getan, glaub mir. Ich kann im Moment nicht darauf warten, bis du mir verzeihst, tut mir leid. Dafür reicht uns die Zeit nicht, denn solange wir uns nicht aus dem Staub machen, sind wir in Gefahr. Aber ich werde in Zukunft dafür sorgen, dass es dir besser geht, okey? Du musst bloss tun was ich dir sage", er schaute mir direkt in die Augen und das einzige, was ich mich fragte war, wie konnte er es wagen? Wie konnte er? "Es gibt kein 'wir' mehr, Justin. Das hat es noch nie gegeben. Lass mich gehen, mir ist es egal ob ich in Gefahr bin oder nicht. Du kannst mir nicht einmal einen Grund nennen, weshalb ich dir vertrauen sollte, denn es gibt keinen."

"Ich hab nicht um dich gekämpft, damit du jetzt stirbst, Livia. Ich werde dich mit mir nehmen, egal ob du willst oder nicht." Er nahm meine Hand und zog mich mit sich, doch ich sträubte mich: "Nein! Lass mich los, du hast nicht das Recht dazu!"

"Seit wann spielen wir mit Regeln und Recht, Kleine? Der Stärkere bestimmt die Rechte und das bin nun mal ich."

"Achja? Dann lass dir sagen, dass es zum Van in die andere Richtung geht. Und falls du dahin willst, musst du mich wohl oder übel tragen, denn ich werde keinen Fuss mehr vor den anderen setzen." Aus unerklärlichen Gründen stoppte Justin seinen Marsch und er kam zu mir, jedoch liess er meine Hand nicht los. "Verabschiede dich vom Van", sagte er. Einige Sekunden der Verwirrung verstrichen, ehe ich das Wort ergriff: "Was?"

"Du hast mich schon gehört"

"Aber wieso?", stotterte ich. Er schaute weg und zum ersten Mal in meinem ganzen Leben konnte ich etwas in seinen Augen lesen. Es war nur für einen Hundertstel sichtbar und so schwach, dass es womöglich kein Anderer gesehen hätte, aber ich war mir sicher, dass es da war: Verzweiflung. "Ich habe Louis getötet."

Er hatte Louis getötet. Louis war tot. Freude breitete sich in mir aus, aber ich verbarg sie vor Justin, denn ich war mir nicht sicher, wie er reagieren würde. "Warst du es?", flüsterte ich leise. Er nickte kaum merkbar. Meine Freude war verflogen, Justin hatte wieder gemordet. "Wieso", hauchte ich. Mit viel Überwindung zwang er sich, mir wieder in die Augen zu sehen. "Wegen dir. Du hast geweint und er war der Grund dafür. Ich lösche irgendwie alle Gründe, die dir schmerzen zufügen aus. Keine Ahnung wieso, eigentlich müsste ich mich ja auch auslöschen. Aber geht ja schlecht", ein raues Lachen folgte auf seinen letzten Satz und auch ich schmunzelte leicht. Er hatte Louis umgebracht, für mich. Er hatte mich vor Louis beschützt, obwohl er mir sagte, er würde es nicht tun. 'Aber er hat auch Michael getötet', warnte meine innere Stimme. "Und deshalb werde ich dich nicht aufgeben, auch wenn du es schon getan hast. Ich will nicht sagen müssen, ich habe Louis für nichts umgebracht," sprach er weiter. Ich nickte leicht. Irgendwie verstand ich ihn ja. "Komm jetzt einfach mit mir, okey? Bitte," flüsterte er direkt in mein Gesicht. Er bat mich um etwas und ich wollte es ihm nicht abschlagen. Denn sonst würde ich mir wieder ein schlechtes Gewissen machen. 'Dein dummes schlechtes Gewissen hast du sowieso immer. Steck dir das sonst wohin! Aber du gehst jetzt bestimmt nicht mit einem Mörder und Entführer mit!'

'Halt einfach mal deine Klappe, okey? Er hat für mich einen Kolleg umgebracht, das heisst ich bedeute ihm mehr als er!'

Oh mann, konnten denn meine inneren Stimmen nicht einmal aufhören zu streiten? Ich schaute noch ein letztes mal in Justins caramellfarbenen Augen, ehe ich den Entschluss fasste und zaghaft nickte. "Dann komm", sagte er sanft. Er nahm mir meine Handschellen ab und legte einen Arm schützend und gleichzeitig stützend um mich, sodass mir das Laufen leichter fiel. So gingen wir langsam aber sicher davon, weg vom Van, weg vom Geschehenen.

dangerous love (justin bieber fan fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt