Teil 21

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Teil 21

Livia

Wieder im Van. Wieder Nacht. Wieder keinen Schlafsack. Und trotzdem war alles anderst. Ich hatte Justin. Er tat mir so unglaublich leid, seine Tante war tot, und er konnte nicht einmal zeigen was er fühlte. Ich bestaunte diesen Menschen, er konnte so kalt sein, so gut seine Gefühle überspielen, er konnte so gut vorgeben etwas anderes zu sein als er war, dass sogar ich es schon zu glauben begann. Was an ihm war wahr und was war gelogen? Immer wieder kreiste dieser Gedanke durch meinen Sonst so leer geräumten Kopf. Das einzige was mich im Moment beschäftigte war er.

Die anderen hatten inzwischen ihre Schlafsäcke ausgebreitet und ich hatte wiedereinmal keinen. "Gebt Livia doch den Schlafsack von Louis", setzte Justin an, als er mich sah. "Wir haben seine Sachen verbrannt. Etwas respeckt verdient sogar ein Junge wie Louis", antwortete Rian. Gott sei Dank, ich wollte nicht nocheinmal in diesem Schlafsack schlafen, egal ob mit oder ohne Louis. "Dann komm zu mir", sagte Justin und rückte zur Seite. Ich sah kurz wärme aufleuchten in seinen Augen, welche aber sofort von der eisigen Kälte wieder verschlungen wurde. Ich jedoch konnte mein funkeln nicht unterdrücken, weshalb ich den Blick senkte. Als ich endlich bei ihm lag, spürte ich sofort seinen Arm um mich und ich hielt seine Hand. Diese Geste bedeutete mir mehr als je zuvor, ich wusste er würde uns hier herausholen und die Dinge die er zu mir gesagt hatte waren wahr.

Mitten in der Nacht wurde ich durch einen Kuss an meinem Hals wach. Mit einem erschrockenen Ton drehte ich mich um und blickte in Justins Gesicht. Sofort legte er mir den Finger auf den Mund um mir zu bedeuten, ich solle ruhig sein. Er stieg aus dem Schlafsack, öffnete die Tür des Vans und sprang hinaus. Ich zögerte keine Sekunde und lief hinterher. Zusammen ging unser Weg weiter in den Wald hinein, der neben dem Van begann und wir blieben erst stehen, als wir genug weit entfernt waren. Es war dunkel und unheimlich, diese Bäume jagten mir Angst ein. Etwas zitternd zog ich mir mein Jäcklein fester um den Körper. Aber als er dann seinen Arm um mich legte und mich an sich drückte fühlte ich mich wohl, eine wärme wie ich sie nur selten verspürte stieg in mir auf. Justin lief immer schneller und gehetzter, als könne er es nicht erwarten am Ziel anzukommen, obwohl wir keines hatten. Er blickte ein letztes Mal zurück, ehe er mich grob gegen einen breiten Baum drückte. Heisse Küsse folgten und er startete schon so wild, dass ich dachter er könne sich gar nicht mehr steigern. Aber da hatte ich mich heftig getäuscht. Seine Hand fuhr so penedrant unter mein Shirt, sein Körper drückte sich so besitzergreifend gegen meinen, dass ich zuerst einige Sekunden brauchte um aus der Schockstarre zu kommen und es zu realisieren. Ich begann zu schitzen, wollte es, wollte es auch nicht. Immerwieder kam mir der Moment mit Louis in den Sinn und ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Doch dann fiel mir wieder ein, dass das Justin war und ich wollte ihn. Wollte diesen Menschen. Dieser Stress, die zwispaltung der Gefühle liessen mich immer weiter verzweifeln und schlussendlich versuchte ich ihm wegzudrücken. Doch Justin war total abwesend, streifte mir das T-Shirt vom Körper und betrachtete ihn kurz, ehe er begann mir den Hals hinunter zu küssen. Panik. Pure Panik. Noch einmal versuchte ich ihn wegzudrücken, sanft, aber es gelang mir nicht. Meine Sicherungen brannten durch und ich schupfte ihn grob von mir, während ein Schluchzen aus meiner Kehle drang. Immernoch erschrocken und erschöpft liess ich mich am Baumstamm hinunter sinken.

Justin

Verdammt. Verfickte Scheisse Justin was sollte das! Erst der erschrockene, ängstliche und panische Blick von Livia riss mich zurück in die Realität. Ich konnte mich einfach nicht mehr halten, ich wollte sie, aber habe dabei nur auf mich geschaut und nicht auf sie. Wie konnte ich nur?! Sofort sank ich in die Knie und wollte ihr Gesicht in meine Hand nehmen, doch sie wich zurück. Nun trar entschlossenheit anstelle ihres alten Blickes: "Fass mich nicht an!", fauchte sie sodass es mir einen Stich versetzte. Sie stand auf und machte Anstalten zu gehen, doch ich packte ihr Handgelenk und wirbelte sie herum. "Lass mich los!", schrie sie auf doch ich drückte ihr meine Hand auf den Mund: "Sei still, oder willst du von den anderen geschlagen werden? Sie würden denken du wolltest abhauen wenn sie dich so sehen."

Ein eiskalter Blick ihrerseits folgte auf meine Worte: "Du bist so armselig, weisst du das?! Drohst mir hier mit Schlägen damit ich dir zuhöre, ich bin nicht dumm Justin", sie sagte meinen Namen extra abschätzig, "ausserdem sieht es nicht nach abhauen aus, sondern nach etwas ganz anderem", sie zeigte mit ihrer freien Hand auf ihren Nackten oberkörper. Schnell zog ich ihr ihr T-Shirt über den Kopf, auch wenn sie sich wehrte und legte ihr das schwarze Strickjäcklein von vorher um die Schultern. "Und jetzt, sieht es jetzt nach Flucht aus?", zischte ich und sie erstummte. Aus Angst, angst vor mir und meinen Kollegen. Auch wenn sie es nicht zeigte, es war so und es war ein Schlimmer Gedanke für mich. Ich wollte nicht so fies zu ihr sein, ehrlich, ich wusste einfach nicht wie ich damit umgehen sollte, mit einer Frau die ich nicht verletzen wollte. Ich tat es schlussendlich sowieso immerwieder. "Justin, lass mich einfach, okey?", sagte sie flüsternd und trotzdem konnte ich das Beben in ihrer Stimmte hören. Als ich nicht reagierte, sondern nur in ihr Gesicht starrte, nervte ich mich ab ihr. Oder ab mir? Streit war das letzte was ich gebrauchen konnte und ich wollte nicht noch einen Menschen verlieren, wie meine... Tante. Die Traurigkeit und Wut die sich in mir vermischte als ich an sie dachte liess mich meine Muskeln anspannen. "Du willst das ich dich lasse? Kannst du haben, geh dich doch bei deinem Bruder ausheulen. Warte, du hast ja keinen mehr! Das hatte ich ja total vergessen du kleine Schlampe", während ich explodierte und das an ihr ausliess, kam ich ihr immer näher. Ihre Augen weiteten sich und füllten sich leicht mit Flüssigkeit, welche sie versuchte hinunter zu schlucken. "Dein Anstand ist so weit unten, und ich darf dir das nicht einmal übelnehmen. Du hattest ja schliesslich keine Eltern die dir das beibringen konnten, die einzige Person die dir am Herzen lag wurde ermordet, aus dem Grund das du deinen Besten Kolleg umgebracht hast! Also starb sie wegen dir, du bist schuld", sie begann zu hyperventilieren, und ihre Worte waren so gezielt auf meine Schwachstellen gerichtet, das sich mein Arm automatisch hob und sie schlug. Die Wucht schleuderte sie zu Boden und als sie da lag, liefen ihr einzelne Tränen über die Wange, ihre Brust hob und senkte sich wie wild.

Livia

Justins Brust hob und senkte sich wie wild. Ich sah ihn verschwommen durch die Tränen, aber erkannte das er niederkniete. Nicht zu mir, um mich zu trösten, er konnte die notwendige Kraft, die er zum stehen brauchte bloss nicht mehr aufbringen. Sein Kopf lehnte mit der Stirn an einem Baumstamm, der neben mir in die Höhe ragte. Er krallte mit der Hand nach der Rinde und schlug kurz später in sie, sodass seine Hand zu bluten begann. Erst als eine Träne von ihm auf meiner Jeans landete konnte ich mich wieder bewegen. Er weinte. Wegen mir. Schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus sodass es schmerzte und ich setzte mich auf, nahm sein Gesicht in meine Hände und versuchte ihn zu küssen. Sein Gesicht war von so vielen Sorgefalten geziert und trotzdem erwiederte er den Kuss. "Es tut mir so leid", brachte ich zwischen den Küssen hinaus. "Ich hab das alles wegen die getan, meinen Kollegen umgebracht, meine Tante umbringen lassen da ich sie nicht beschützt habe, ich will dich nicht auch noch verlieren, du bist mir zu viel wert", sagte er und seine Stimme war hart. Er hatte mich durchdringlich angesehen, meine Gesicht gepackt. Ich nickte und wir küssten uns weiter. Der kalte Waldboden unter mir liess mich schaudern und kurz später lag ich auf ihm drauf, sodass alles wieder aufgewärmt wurde. Ich versuchte mich weiter zu entschuldigen, während er meine Tränen wegwischte und auch er entschuldigte sich bei mir, nur einmal, aber ich wusste es war aufrichtig und das reichte mir. Seine Tränen waren schon längst wieder versiegt und er war wieder mein standfester Fels, an dem ich mich festhalten konnte. Ich fragte mich, wann es umgekehrt sein würde, denn ich wollte auch für ihn da sein aber er war einfach stärker als ich, ich konnte niemals so sein wie er.

Schon lange hatte ich alles um uns herum vergessen, fühlte mich allein mit ihm in meiner eigenen Welt und erschrack, als er mich von sich drückte. Er fuhr hoch und stand sofort auf. Instinktiv tat ich es ihm gleich und kurz später dankte ich seiner Aufmerksamen Art: Calvin trat hinter einem Baum hervor. "Wa zum Teufel wart ihr? Ich bin zu tode erschrocken als ich aufwachte und ihr nicht da wart!"

"Tut mir leid, ich musse mal", sagte ich leise und senkte meinen Blick, er sollte meine verweinten Augen nicht sehen. "Habe ich dich gefragt, Schlampe?!" Ich merkte wie sich Justins Muskeln anspannten, konnte ihn jedoch nicht beruhigen. "Sie sagt die Wahrheit", brummte er und ging auf Richtung Van. Ich lief ihm hinterher und Calvin schmunzelte während er über meine blaue Wange strich als ich vorbei ging. "Das geschieht, wenn man versucht abzuhauen", sagte er grinsend. "Nein, das geschieht wenn man Justin liebt", dachte ich.

dangerous love (justin bieber fan fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt