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Hetzen und Jagen verwirren das Herz.

(Laotse)

Valerie und Kim lachten laut auf.

"Und dann sagte er, er stelle eine Bedingung!", sagte Valerie bedeutungsschwanger.

"Eine Bedingung?", entfuhr es Kim atemlos und sie sah Valerie gespannt an, während sie die Kaffeetasse noch immer vor ihren dunkelroten Lippenstiftmund hielt und nervös auf der Schreibtischkante hin- und herrutschte, so dass ihr kurzer, knapper Rock weiter hoch rutschte.

"Oh Gott! Ich dachte, dass er mir sonst was aufhalst, aber weißt du, was Ingo gesagt hat?"

Kim schüttelte den Kopf; wobei ihre großen goldenen Ohrringe in ihr Gesicht klatschten und sie vor lauter Spannung noch immer nicht dazu kam, einen Schluck Kaffee zu nehmen:

"Nun sag schon! Was wollte er von dir?"

Valerie hob ihr Kinn ein wenig an und versuchte, die Stimme des Rechtsanwalts Ingo Bergman, ihres Chefs, nachzuahmen:

"Ich möchte, dass sie mir eine Karte schreiben! Eine Reise in die Karibik bekommt man schließlich nicht alle Tage geschenkt!"

Kims Kaffeetasse knallte auf den Schreibtisch und ein Schluck Kaffee schwappte heraus und verteilte sich auf den vor ihr liegenden Papieren.

„Mist!", entfuhr es Kim. Sie sprang vom Schreibtisch, riss eine Schublade auf und holte einige Kleenextücher hervor, die sie oberflächlich über den verschütteten Kaffee warf, damit ihre langen, rotlackierten Fingernägel keinen Schaden erlitten, während sie ungläubig fragte:

"Das hat er gesagt? Das glaube ich dir nicht!"

"Doch", versicherte Valerie ihr, " ... ich schwöre es dir! Beim heiligen Bürokaffeesatz - wenn du so willst!", und ihr Blick fiel auf das von Kim angerichtete Malheur. Beide lachten ausgelassen und Valerie half Kim, die mit Kaffee getränkten Kleenextücher zu entsorgen. Endlich ließ Kim sich mit einem Seufzer in ihren Schreibtischstuhl fallen und sah Valerie schwermütig an.

"Himmel, hast du ein Glück! Die Karibik! Wohin genau?"

Valerie zuckte mit den Schultern.

"Soll ich dir was sagen? Ich weiß es nicht einmal genau! Mike hat mir das Ticket so schnell wieder weggenommen, dass ich den Zielflughafen gar nicht lesen konnte!"

Kim war verdutzt.

"Wie bitte? Soll das heißen, dass du hier deinen Chef und deine Kollegin und beinahe die ganze Kanzlei verrückt machst, ohne zu wissen wohin diese Traumreise geht?"

Valerie hob entschuldigend die Schultern und sagte:

"Ich kann dir ja eine Karte schreiben, dann weißt du es genau!"

Wieder brachen sie in albernes Gelächter aus. Endlich stand Kim auf, ging um den Schreibtisch herum, setzte sich wie so oft auf Valeries Schreibtischecke, nahm ihre Hände und drückte sie kräftig.

"Ich wünsche dir alles, alles Gute, Liebes! Erhol' dich und komm gesund wieder, hörst du? Ich möchte nämlich nicht länger auf dich verzichten, als unbedingt nötig!"

"So schnell wirst du mich schon nicht los! Ich werde dir sicher noch für eine ganze Weile deines Lebens auf den Geist gehen! Aber ich möchte dir auf jeden Fall schon jetzt dafür danken, dass du dich so spontan bereit erklärt hast, meine Arbeit mit zu übernehmen, auch wenn du dafür Überstunden machen musst! Ich verspreche dir, ich mache es wieder gut - irgendwann!"

Kim bemerkte einen ironischen Unterton in Valeries Stimme und sie sagte:

"Ach weißt du, schreib mir doch einfach eine Karte!"

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