Die Insel

EPILOG

Weine nicht, weil es vorüber ist, lache, weil es geschehen ist.

(unbekannt)

Ich denke oft an sie. Sehr oft. Und ab und zu erreicht mich ein Brief von ihr. Und dann ertappe ich mich dabei, dass ich sie insgeheim beneide. Ein Leben in der Karibik auf einer paradiesischen Insel mit einem Mann, den sie über alles liebt und der sie – wie ich mich selbst überzeugen konnte – ebenso liebt. Dann hole ich es hervor und schlage es auf und blättere darin, obwohl ich bereits jede Passage auswendig kenne....

Ein Märchen, denke ich dann, ist wahr geworden! Für sie und für ihn.

Seine Beharrlichkeit ist belohnt worden mit dem schönsten Preis, den man sich vorstellen kann –innere Ausgeglichenheit und tiefe Erfüllung.

Der Traum, wie sie ihn geträumt hat, hat Gestalt angenommen – ein Traum aus erwartungsvoller Spannung und sehnsüchtiger Befriedigung.

So genau weiß ich bis heute nicht, wie das zwischen Mark und Valerie funktioniert, obwohl ich ihr Tagebuch mehrfach gelesen habe und glaube sagen zu können, dass ich alle Umstände kenne. Aber vielleicht will ich es auch gar nicht wissen, weil mein spießbürgerlicher Verstand sich auflehnen würde gegen das, was auf jener Insel geschieht....

Es gibt eigentlich nur zwei Menschen, von denen ich sagen kann, dass sie sich gesucht und gefunden haben. Bei Mark und Valerie ist das so, auch wenn die Umstände, die dazu geführt haben, mehr als fragwürdig sind. Und immer wieder, wenn ich Valeries Notizen zur Seite lege frage ich mich:

Wie viele Menschen gibt es da draußen in dieser verrückten Welt, die etwas Ähnliches suchen, dabei die Schwelle der Legalität überschreiten, dann jedoch abrutschen in einen bodenlosen Abgrund, weil ihnen das Glück nicht vergönnt ist, jemanden zu finden, der die Abgründe ihrer Seele versteht?

Und jeden Tag, wenn ich die Zeitung aufschlage, dann ist sie voll von Meldungen über Menschen, denen es nicht so wie Mark und Valerie vergönnt war, sich vor dem Abgrund abzufangen.

Eines jedoch ist mir klar geworden: es gibt ihn, diesen einen Menschen – für jeden von uns. Man darf nur nicht aufhören, nach ihm zu suchen...