4 UNRUHE

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Gesellschaftlich ist kaum etwas so erfolgreich, wie Dummheit mit guten Manieren.

(Voltaire)

„Mieser, überheblicher, selbstgefälliger Macho!", platzte es aus Kim heraus, als sie den Hörer auf den Tisch knallte. Sie und Frank hatten gerade gegessen und wie so oft in letzter Zeit über Valerie und ihren Verbleib diskutiert. Frank hatte eingesehen, dass Kim sich verantwortlich für Valerie fühlte – wenngleich er nicht verstehen konnte, aus welchem Grund. In den letzten drei Wochen hatte Kim deshalb mehrfach versucht, Mike zu erreichen. Doch immer war nur der Anrufbeantworter angesprungen. Nach dem Essen hatte sie es erneut versucht und war erfolgreich gewesen. Mike war ans Telefon gegangen und während Frank den Tisch abgeräumt hatte, waren nur einige Fragmente des Gesprächs zu ihm gedrungen. Jetzt kam er zurück ins Esszimmer und fragte:

„Sprichst du mit mir?"

„Ach...", winkte Kim ab und Frank konnte deutlich ihr vom Zorn gerötetes Gesicht erkennen.

„Komm schon...", begann er, „Spuck's aus! Was hat er gesagt?"

Kim presste gerade eine Faust vor ihren Mund und versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Endlich holte sie tief Luft und stieß gepresst hervor:

„Laut gelacht hat er, dieser aufgeblasene Hahn! Und dann hat er gesagt, dass sie es nicht anders verdient hätte! Sie hätten sich gestritten wegen einer kleinen Affäre, die er gehabt habe und sie sei daraufhin in ein anderes Hotel gezogen und habe ihn mit einer satten Rechnung sitzen lassen! Er nannte sie eine kleine Schlampe, die für einen guten Fick sofort die Beine breit machen würde und ...", Kims Stimme versank in aufgebrachtem Ärger. Endlich holte sie tief Luft und fuhr fort:

„So redet man doch nicht von einem Menschen, den man einmal gerne gehabt hat!"

Frank blieb sachlich und versuchte so, Kim zu beruhigen:

„Weiß er etwas über Valeries Verbleib?"

Kim schüttelte resigniert den Kopf. Sie presste ihre Lippen zusammen. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, flüsterte sie:

„Das letzte Mal hat er sie wohl gesehen, als sie sich gestritten haben. Danach ist Valerie in ein anderes Hotel gezogen. Jedenfalls habe sie den Flieger zurück nicht mit ihm genommen. Warum hat er nicht nach ihr gesucht? Ihr könnte sonst was passiert sein! Kurz und gut: ich bin genauso schlau wie vorher!"

„Und was willst du jetzt tun?"

Kim seufzte.

„Ich weiß es nicht!", traurig fügte sie hinzu: „Es ist nur... sie hat doch sonst niemanden! Alles, was ich will ist wissen, ob es ihr gut geht!"

„Tja dann...", begann Frank und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, „Werden wir unseren Urlaub wohl auf Jamaika verbringen, oder?"

Kim glotzte ihn verständnislos an und endlich fühlte sich Frank zu einer Erklärung veranlasst:

„Jetzt guck nicht so! Seit drei Wochen gehst du mir auf die Nerven mit dieser Geschichte! Und du wirst nicht eher Ruhe geben, bis sich die Sache geklärt hat, oder? Und ob wir nun in die Dominikanische Republik fliegen oder nach Jamaika...", Frank kam nicht weiter, denn Kim war aufgesprungen und hatte sich ihm an den Hals geworfen.

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