11 SICHERHEIT

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Wenn man sagt, dass man einer Sache grundsätzlich zustimmt, so bedeutet es,

dass man nicht die geringste Absicht hat, sie in der Praxis durchzuführen.

(Otto von Bismarck)

„Mark Stins? Und er hat dich für ein paar Tage auf die „Victoria" zu einer kleinen Kreuzfahrt eingeladen? Und du willst das annehmen? Bist du nicht ganz dicht?", platzte es aus Mike heraus. Er lief aufgebracht mit einem Handtuch um den Bauch im Hotelzimmer auf und ab. Wider Erwarten war er nicht so schwer zu finden gewesen, wie Valerie anfangs geglaubt hatte. Er hatte das Zimmer im „On the ocean" nicht aufgegeben und als Valerie am frühen Morgen dort ankam, hatte Mike gerade unter der Dusche gestanden.

Jetzt blieb er stehen, fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar und betrachtete Valerie eine Weile. Dann sagte er:

„Kaum lässt man dich eine Weile aus den Augen, da baust du auch schon Mist! Du weißt, wer dieser Mark Stins ist?"

Valerie zog gleichgültig die Schultern hoch und dachte: Das wirst du mir sicher gleich sagen!

„Er ist ... ihm gehört praktisch die halbe Insel!", polterte Mike los und wartete auf eine Reaktion von Valerie, doch Valerie blieb ruhig und bemerkte beiläufig:

„Spiel jetzt bloß nicht den Gekränkten! Das steht dir irgendwie nicht!"

Mike zog seine Augenbrauen zusammen und musterte Valerie durchdringend. Es berührte Valerie jedoch nicht und als Mike es merkte, änderte er seine Taktik. Er legte seinen Kopf leicht in den Nacken und sah Valerie herablassend an:

„Hat er es dir richtig besorgt, ja?"

Valerie spürte eine kalte Schlinge sich um ihren Hals legen und ihre Kehle zuschnüren, während ihr Blut zu kochen schien. Sie schloss die Augen und zählte von Zehn an rückwärts, so, wie sie es immer tat, wenn sie kurz davor war, sich aufzuregen. Es gelang ihr, sich zu beherrschen. Gespielt gleichgültig blickte sie Mike an und sagte ebenso gespielt gelassen:

„Das steht hier nicht zur Debatte, Mike. Und spar dir deine Beleidigungen. Sie werden weder an meinem Entschluss, dass es ein für allemal mit dir vorbei ist etwas ändern, noch an meiner Entscheidung, Mark zu begleiten!"

„Ooooohh!", sagte Mike übertrieben anerkennend, „Ihr seid also schon per Du!"

Er ließ die Worte im Raum stehen, während er Valerie musterte. Plötzlich zog er seine Stirn in Falten und sah Valerie fragend an:

„Was willst du dann eigentlich hier?"

Valerie räusperte sich und wich seinem Blick aus. Ihm die ganze Geschichte zu erzählen, erschien ihr zu umständlich. Aber sie musste Mike ihr Anliegen plausibel machen - und das möglichst ohne ihn zu beleidigen oder anzugreifen! Und ohne sich seinem Spott auszusetzen! Endlich holte sie tief Luft und sagte:

„Ich möchte sachlich bleiben, Mike. Mark hat mich auf seine Yacht eingeladen, ja. Er sagte, etwa für drei oder vier Tage. Sobald ich zurück bin, werde ich mich bei dir melden. Tue ich das nicht, dann bitte ich dich, drei Tage vor Abflug zu checken, ob ich wieder im Hotel bin und wenn das nicht der Fall ist, dass du herausfindest, wo ich bin!"

Valeries Muskeln entspannten sich. Endlich war es raus und sie fühlte sich etwas freier. Die Schlinge um ihren Hals wurde etwas weiter und ihr Blut kühlte sich etwas ab.

„Also ist er dir doch eine Nummer zu groß, hm?", witzelte Mike und Valerie fühlte sich, als hätte Mike Öl in ihr Feuer gegossen. Sie zwang sich zur Ruhe.

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