6 LIEBE

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Freiheit ist die Macht, die wir über uns selber haben.

(Hugo Grotius)

Mark sah auf sie hinab.

„Sieh' mich an!", befahl er ihr und Valerie öffnete langsam ihre Augen und sah ihn an.

In seine Augen war ein seltsam warmer Glanz getreten. Das Lachen, das Valerie so abgrundtief hasste, war gänzlich aus seinem Gesicht verschwunden und sein Blick war starr in ihre Augen gerichtet. Mark konnte nicht anders: er musste sehen, was sich in ihr abspielte. Alle ihre Empfindungen spiegelten sich in ihrem Gesicht, besonders aber in ihren Augen, wieder. Und Mark drang tiefer in sie ein ... nicht nur mit seinem vor Geilheit schmerzenden Prügel, sondern auch mit seinen Augen.

Er hatte sie soweit. Er hatte erreicht, wofür er so lange gekämpft und was er so lange entbehrt hatte. Ihre Seele lag vor ihm und er konnte sie beinahe sehen. Er hätte sie alles fragen, alles von ihr verlangen und alles mit ihr tun können - jetzt in diesem einen Augenblick! Aber er wollte es nicht - noch nicht!

Es gab noch tausend Dinge, die er mit ihr tun wollte, doch in diesem Moment war er sich nicht mehr so sicher, ob er diese Dinge selbst durchstehen konnte.

Das Gefühl, Macht über sie zu haben, ja, sie zu besitzen bedeutete nichts im Gegensatz zu dem Gefühl in sie einzudringen und eins mit dem süßen Zucken ihrer wilden Befriedigung zu werden. Und gerade, als er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, wusste er, dass er sie liebte.

Plötzlich hielt er inne. Er spürte seinen ganzen Körper zucken, spürte ihr wildes Verlangen und ihre grenzenlose Begierde, doch er konnte es nicht tun. Wenn er sie jetzt nahm, dann würde er ihr verfallen und mit jedem Akt ein Stück mehr ihr Sklave werden! Sein so lange und so gut vorbereitetes Vorhaben wäre gescheitert und er würde sie verlieren. Und er wollte Valerie um nichts in der Welt verlieren!

In seinen Augen standen Tränen. Sein ganzer Leib forderte die Erfüllung seiner Ekstase, doch sein Verstand rebellierte. Mit einem Ruck zog er sich aus ihr zurück, sprang auf und rannte aus dem Zimmer.

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