Die Insel

11 RÜCKKEHR

Wer feststellen will, ob er sich verändert hat,

sollte an einen Ort zurückkehren, der unverändert geblieben ist.

(Nelson Mandela)

Kim kam aus dem kleinen Hotel in Lucea und stieg zu Frank in den Mietwagen.

„Und?", fragte er ungeduldig.

„Sie hat hier gewohnt. Eine Woche lang! Dann ist sie verschwunden! Nachdem sie drei Tage später nicht wieder aufgetaucht ist, haben sie ihre restlichen Sachen zusammen geräumt und sie eingelagert. Schließlich haben sie das Zimmer neu vermietet."

„Na, das ist doch mal was!"

„Es kommt noch besser!", fuhr Kim euphorisch fort, „Ich habe ein paar Worte mit dem Kellner gewechselt. Valerie hat sich nach einem Mark Stins erkundigt! Seine Jacht „Victoria" hat in der nahe gelegenen Bucht gelegen. Er meint, dass sie ihm wohl einen Besuch abgestattet habe!"

„Dann wollen wir uns diese Bucht doch mal ansehen!", meinte Frank seufzend und startete den Motor.

Als Kim und Frank die Bucht erreichten, war jedoch von einer Jacht weit und breit keine Spur. Sie stellten das Auto auf einem nahe gelegenen Parkplatz ab und gingen an den Strand hinunter.

„Sieht aus...", begann Frank, „... als würden unsere Nachforschungen hier im Sand verlaufen!"

Er hielt sich die Hände über die Augen um gegen die Mittagssonne etwas sehen zu können.

„Diese Jacht könnte sonst wo sein!", bemerkte Frank resigniert.

Kims Blick schweifte weiter umher und sie entdeckte den kleinen Bootsverleih am Steg. Sie stieß Frank an und deutete darauf. Frank grinste und sagte:

„Der Bootsverleiher ist doch sicher jeden Tag hier! Vielleicht hat er etwas gesehen!?"

Sie stapften durch den Sand und hatten den Bootsverleih bald erreicht. Frank wischte sich den Schweiß von der Stirn und blieb am Strand stehen, während Kim den Steg betrat und den Bootsverleiher ausfragte, der für ein paar Dollar bereitwillig Auskunft gab.

Frank erschien das Warten in der Sonne eine Ewigkeit. Einmal mehr fragte er sich, was sie eigentlich hier taten. Sie spionierten einer Frau hinterher, die weder er noch Kim wirklich gut kannten und das alles aufgrund einer – aus welchen Gründen auch immer – falsch datierten Kündigung!

Sicher – er war es gewesen, der Kim den Vorschlag gemacht hatte, ihren Jahresurlaub auf Jamaika zu verbringen, damit sie etwas über Valerie herausfinden konnten. Dennoch kam er sich gerade jetzt ein bisschen albern vor.

Frank rechnete zurück. Valerie war jetzt seit mehr als fünf Wochen verschwunden und noch immer hatte es bis auf den Brief, den Kim erhalten hatte, kein weiteres Lebenszeichen von Valerie gegeben. Und genau diese Tatsache hatte auch ihn letztendlich überzeugt, dass irgendetwas nicht stimmte.

Und so war er es auch gewesen, der auf eine baldmögliche Abreise gedrängt hatte. Kim hatte sich zwar gewundert, aber Frank hatte gemeint, dass man mit einer Spurensuche nicht früh genug anfangen konnte. Frank hatte sich von da an um alles gekümmert und tatsächlich eine günstige Last-Minute-Reise für sie beide buchen können.

Und jetzt waren sie hier. Erst gestern waren sie angekommen, hatten ihre Sachen ausgepackt und sich um einen Mietwagen gekümmert. Zum Glück war Valeries Beschreibung von dem Hotel in Lucea so gut gewesen, dass sie es heute Morgen auf Anhieb gefunden hatten. Bis jetzt, so fand Frank, standen die Dinge nicht schlecht.