Alessia kommt gerade Zuhause an, als sie draußen vor ihrem Elternhaus zwei Männer stehen sieht. Sie legt den Kopf zur Seite und versucht sie zu erkennen, doch es ist zu dunkel. So geht sie näher und die Männer treten zur Seite und geben den vorher blockierten Weg zur Veranda und der Türe frei.
"Wer sind sie und wer ist bei uns zu besuch?" fragt sich Alessia.
Bewacht wurden eigentlich nur die obersten Clanmitglieder und sie konnte sich beim besten willen nicht vorstellen, dass jemand aus der oberen Riege ausgerechnet sie und ihre Familie besucht. So durchschreitet sie langsam die Eingangstore, nachdem sie sie geöffnet hat, und sieht, dass es tatsächlich Liorme vom weißen Fuchs ist, die Clananfühmerin. Wie vom Blitz getroffen steht Alessia erst regungslos da und als sie den Fehler bemerkt, verbeugt sie sich schnell.
"Bei Yasal was ist hier nur los?" denkt sie schockiert und schaut nach etwa einer Minute wieder auf.
Die Frau ist eine wahre Meisterin des Heilens und sie ist eine echte Erscheinung. Etwa 1,80 Meter groß, ziemlich breite Schultern, nun ist ihr Haar zum Teil ergraut aber man kann noch sehen, dass es früher einmal Rotblond gewesen sein muss. Ihre Fuchsohren und ihre eisblauen Augen tun das übrige um ihrem Äußeren alles zu verleihen das Anführerin ausstrahlt. Sie trägt das Gewand der Tochter der weißen Füchsin, auf welchem ein Wolf und ein Heilblatt abgebildet ist. Man erkennt das Wams, das sie unter dem Gewand trägt und auch ihr Fuchsschwanz deutet sich durch das Gewand an. Ihr Gesicht ist markant und ihr Kinn ist energisch. Sie räuspert sich.
"Tochter der weißen Füchsin wie kann man euch zu Diensten sein? Meine Tochter ist nun hier!" will Allessias Mutter nun wissen und verbeugt sich ebenfalls.
Die Clanmutter lässt sich auf einen Stuhl am Tisch nieder, der Raum ist nicht besonders groß, sowie das gesamte Haus. Hier unten im Erdgeschoss befindet sich die Küche und ein Tisch an dem alle fünf Bewohner Platz haben. Allesias Vater, ihr Bruder, ihre Großmutter, das Familienhaupt, nämlich ihre Mutter, und selbstverständlich sie selbst auch. Im Kamin brennt ein Feuer auf dem ein Topf steht und der Raum ist erfüllt von einem Geruch, den Alessias immer mit ihrer Kindheit und diesem Haus verbinden wird, dem Geruch von Bärlauchsuppe.
"Das würde ich auch gerne wissen," überlegt Alessia nervös.
Die Clanmutter deutet an, dass sich beide Frauen setzen sollen, diese folgen der Aufforderung und setzen sich der Clanmutter gegenüber hin.
Alessia rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her, es kommt ihr vor wie eine Ewigkeit der Stille.
"Olessia ich werde nicht um den heissen Brei herum reden, die Grauen wollen eine Heilerin und deine Tochter wird es werden. Sie bricht in 8 Tagen auf. Sie wird dann an ihrem Platz im Heilerhaus eingelernt und heiratet in etwa einem Monat. Ich weiss nicht vieles über ihren Mann, nur das er bei den Sturmgrauen ist." Fällt Liorme mit der Tür ins Haus.
Alessia ist geschockt, ihre Hände ruhen scheinbar ruhig auf dem Holztisch, doch an den weiss gefärbten Knöcheln kann man sehen, dass sie ihre Nägel in die Tischplatte bohrt. Sie schaut gespannt zu ihrer Mutter.
"Das ist eine große Ehre für unsere Familie, Tochter der weissen Füchsin. Alessia wird bereit sein zur Abreise." Erwidert Olessia äusserst förmlich.
Alessia ist zu geschockt um zu bemerken, dass in der Stimme ihrer Mutter ein Unterton mitschwingt. Liorme ist er nicht entgangen.
"Wie kann meine Mutter mich so verraten?" Fragt sich Alessia innerlich und unterdrückt die Tränen, die sich über ihre Wange ergiessen wollen.
Olessia blickt immer noch gespannt auf Liorme. Die beiden kennen sich schon lange, sie sind sogar in der gleichen Abschlussklasse auf der Heilerschule gewesen.
Alessia und Olessia ähneln sich sehr, beide haben die feinen Gesichtszüge auch wenn das Gesicht der Mutter mit einigen falten und Grübchen durchzogen ist.
"Gut, Alessia, man wird dir einige Bücher zukommen lassen. Lerne was in ihnen steht so, dass du es auswendig kennst. Man wird erwarten, dass du auch lehren kannst." Meint das Clanoberhaupt noch, bevor sie sich erhebt.
Mit einem Lächeln auf den Lippen schreitet Liorme zur Türe und geht ohne weitere Worte hindurch.
Alessia bemerkt das Lächeln auf den Lippen des Clanoberhauptes, sie fühlt sich so verloren und kann das Lächeln erst nicht zu ordnen.
"Hat sie etwa Spass an diesem Mist, jungen Frauen solche Nachrichten zu bringen?" Grübelt Alessia weiter und sie merkt, dass die Verlorenheit aufkeimender Wut weicht.
"Wie kann sie es wagen, sie soll unseren Clan schützen und stärken. Sie trennt Familien und empfindet dabei Freude!" Beginnt Alessia innerlich Gift und Gale zu spucken.
Mit einem gewaltigen Knall, schlägt die Faust von Olessia auf der Tischplatte ein. Alessia ist so in Gedanken versunken, dass sie ihre Mutter ausgeblendet hat. Ihre Mutter ist vor Wut rot geworden, sie schlägt erneut auf die Tischplatte, Blut bleibt zurück.
"Wie kann sie es wagen, nach allem, was ich für die getan habe!" Brüllt Olessia so laut, dass Alessia zusammen zuckt.
Alessia muss das Fragezeichen im Gesicht stehen, denn ihre Mutter fährt fort.
"Liorme und ich sind zusammen aufgewachsen, wir waren Nachbarn! Es ist nicht gut ausgegangen und sie ist aufgestiegen. Ich hätte aber nicht erwartet, dass sie nach all den Jahren und ihrem Erfolgen immer noch so sauer ist!" Erklärt Olessia.
Es ist schwer ihr zu folgen, sie zischt die Worte vor Wut.
"Wieso...!" Beginnt Alessia zu sprechen doch ein weiterer Schlag auf die Tischplatte stellt sie sofort ruhig.
"Du hast keine Wahl du musst gehorchen und gehen. Sie hat einen Fehler gemacht. Du kannst dir so eine gute Position im Clan sichern!" Olessia spricht nicht zu ihrer Tochter. Sie arbeitet einen Plan aus. Manche würden es Revolte oder Putsch nennen, Alessia nennt es Erziehung. Doch an diesem Abend ist alles etwas anders, was dann passiert, kann Alessia kaum fassen.
"Kann ich mir den nichts aussuchen, nicht einmal meinen Ehemann!" Sie hat die Worte kaum ausgesprochen, da bereut sie das Gesagte bereits.
Ein weiteres Mal knallt die Faust ihrer Mutter auf die Tischplatte. Das Blut spritzt förmlich von der Platte hinauf. Die Rielen, die Alessia zuvor hineingebohrt hatte, fungieren nun als Rinnen für das Blut.
Olessia funkelt ihre Tochter düster an.
"Du wirst tun, was ich dir sage und mit helfen sie zu bestrafen. Es ist längst überfällig. Du ahnst nicht, was sie getan hat. Es ist für dich auch nicht von Bedeutung. Aber dies ist dein Schicksal: Du wirst sie enthronen." Donnert Olessia.Sie wirkt auf ihre Tochter wie ein Gigant und nimmt mit ihrer Präsenz den gesamten Raum ein, sodass es keinen Platz für etwas anderes oder jemand anderen gibt.
Es fühlt sich erneut wie eine Ewigkeit an, bevor die Stille beendet wird.
"Geh, lege dich hin und ruhe dich aus! Ab Morgen machen wir dich bereit deinen Weg zu gehen. Zukünftige Tochter der weißen Füchsin!" Beendet Olessia das Gespräch.
Alessia steht auf und ihre Knie zittern, sie geht nach oben. Ihr Gedanken rasen, keinen kann sie festhalten. Als sie sich hinlegt erkennt sie, dass sie in der Verlorenheit versinkt. Ihr Herz füllt sich mit Kummer und ihre Augen mit Tränen.
"Wie konnte mein Leben in wenigen Augenblicken so aus den Fugen geraten?" Fragt sie ins Leere.
Keine Antwort! Aber das letzte Bild, welches sie sieht, bevor sie ins Reich der Träume abgleitet, ist das Bild des Jungen mit der verbrannten Haut. Die schon weiße Schlieren ziert.
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Hallo meine Lieben Leser ,
Ich hoffe ihr hättet einen guten Wochenstart.
Wie findet ihr das neue Kapitel und wie hättet ihr an Alessias Stelle reagiert?
111 Leser ihr seid der Oberhammer.
Bleibt so wie ihr seid :)
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Lumina
FantasyLumina Ein Kontinent voller Gegensätze! Die ruhigen Waldnymphen versuchen nur ihren Lebensraum zu behalten, die Feuerteufel wollen ihren Lebensraum erweitern und mehr Schiffe bauen aus dem Holz des Waldes. Der Wirt Artam, vom Clan des blauen Fuchse...