Artam hat die letzten Tage damit verbracht Lhiad zu trösten, der Junge, der noch nie von seiner Schwester getrennt war, hört einfach nicht auf zu weinen, egal wie sehr sich Artram auch bemüht.
Veger kümmert sich derweil um das Tagesgeschäft, währrend Iltara ihre Zeit bei den Verletzten verbringt und nur zum Schlafen auf das Schiff zurückkehrt. Artams Vetterin würdigt ihn hierbei keines Blickes.
"Sie gibt mir klar die Schuld und wenn ich ehrlich bin, gebe ich sie mir auch selbst, vielleicht wird sie sich anders verhalten, nachdem die Clansitzung abgehalten wurde!" denkt sich Artam und hofft, dass alles wieder in Ordnung kommt.
"Es muss einfach wieder alles in Ordnung kommen, ich dachte ich könnte etwas verbessern, aber bisher habe ich alles nur schlimmer gemacht. Ganz ähnlich wie mein Freund Sonmar!" denkt Artam wehmütig.
Die Sonne ist kurz davor auf zugehen, deswegen macht sich der Wirt auf zum Clanhaus, wo sich der Rat treffen wird. Er hat noch mehrere Stundenkerzen Zeit, doch die Gesetze des Clanes besagen, dass er anwesend zu sein hat ab dem Zeitpunkt des ersten Sonnenstrahles.
"Ich werde einfach ein wenig mit den anderen üben oder für mich selbst, wenn sie sich von mir fernhalten!" denkt er sich.
Er erinnert sich wie er das letzte Mal diesen Weg zu diesem Ziel gegangen ist.
"An dem Tag kam ich gerade erst vom Schiff und war mir sicher, dass ich weitere Jahre auf See verbringen würde. Wie man sich irren kann!!" denkt er lächelnd und sieht vor seinem geistigen Auge einen deutlich jüngeren Artam den Weg entlang gehen.
Die Hände in den Hosentaschen und ein spitzbübisches Lächeln, es ist als ob Artams jüngeres ich den älteren auffordert schneller zu laufen. Der ältere erinnert sich an diese Zeit, die Glücksgefühle wenn man nach einer langen Seereise wieder festen Boden unter den Füssen hat. Wie schnell das Jucken in den Fingern kam, nach der See zurückkehrt.
Gedankenversunken erreicht Artam die Halle des blauen Clanes, auf dem Platz vor dem Haus, haben sich schon viele Leute versammelt, die wenigsten reagieren auf Artam. Er zuckt mit den Schultern und erinnert sich zurück, während er sich am Rande des Platzes gegen eine Hauswand lehnt.
Er sieht sich selbst wie er von einer ähnlich großen Menge an Clanbrüdern gefeiert empfangen wird. Der junge Artam teilt die Menge und geht einfach direkt am Tor vorbei.
"Ich war ein Clanheld, nun bin ich eben nur ein Wirt, dass war was ich wollte, auch wenn niemand es zu dem Zeitpunkt wusste!" denkt er und schaut nachdenklich in Richtung des Himmels.
Da ihm sowieso niemand zu sieht und er sich langweilt, schaut Artam in Richtung des Übungsplatzes. Er lächelt, als er das erste Mal auf diesem Platz stand, war er gerade einmal 4 Lenze alt. Die Holzschwerter und Schilder waren eigentlich zu schwer, doch er wollte und konnte es nicht sein lassen.
"Ich musste damals schon beweisen wie gut ich bin. Nicht den anderen, nur mir selbst!" Denkt er lächelnd und geht auf die Übungsfläche zu.
Einige der Holzpuppen sind frei und etwas gegerbtes Leder liegt daneben. Artam lächelt als er die Holzpuppe damit einwickelt.
Dann zieht er seinen Säbel, er geht in Position und vollführt seine Schlagabfolge, das Leder mindert zwar den Schaden am Holz doch es unterdrückt den Schall nicht, wodurch große Teile der wartenden Menge durch die Treffer an den Holzpuppen erschrecken.
Dass einige herüberschauen und andere sich sogar an den Rand des Übungsplatzes stellen, interessiert Artam wenig. Er greift erneut an nur dieses Mal wird jeder Schlag stärker als der vorherige. Er schweift in Gedanken ab, sieht sich selbst als Kind trainieren und seinen Lehrmeister Ignar. Der selbst eine Legende war.
"Manche sind von der See gesegnet, Wasser heilt sie. Andere können heilen, wir sind Kämpfer, junger Artam, wir zerstören. Aber manchmal wird aus der Zerstörung etwas Neues. Manche können aus der Zerstörung wieder aufbauen!" Hört er die Worte seines Lehrers.
Damals hatten sie keinen Sinn gemacht, doch nun ahnt Artam, dass er vielleicht ein großes Geschenk durch die Worte empfangen hat.
Er hat seine Schlagabfolge bestimmt 30 mal vollführt, doch nun legt er seine Konzentration in jede Faser seiner Muskeln, in jeden Augenblick der Bewegung. Darauf folgend zerspring die Holzpuppe in unzählige Teile, trotz des Leders, welches sie schützen soll. Sie tauchen den Übungsplatz in ein Meer aus Holzsplittern. Das Leder, das gerade noch die Puppen schützte, fällt zu Boden.
Die Menge ist schockiert und einige applaudieren, obwohl sie ihn erkannt haben. Nun da er die Holzpuppe zerstört hat, sieht er sich nach einer neuen um. Er findet eine Kiste voll und steckt seinen Säbel weg. Dann baut er die neuen Puppen auf und will gerade zu der Wand zurückkehren, gegen die er sich gelehnt hatte, da öffnet sich die Türe und die Diener des Rates bitten alle hinein.
Als Artam auf die Menge zu geht, teilt sie sich wie früher. Nur weiß er, dass es dieses Mal kein Respekt ist, sondern Verabscheuung.
Die Diener des Rates schauen ihn mit erstaunten Augen an, dann schütteln sie sich, als ob man sie aus einem Bann reißen würde.
"Artam, du wirst als Erstes hinein gehen!" Verkündet einer der Diener.
Artam zuckt mit den Schultern, nickt und geht in Richtung des Raumes des Rates.
Das Haus ist zweistöckig und damit das einzige zweistöckige Gebäude am Hafen von Yasalheim. Daher überragt es den Rest. Im oberen Teil ist eine Laterne, die weit aufs Meer hinaus scheint. Als Kind hatte sich Artam dafür interessiert, doch niemand konnte ihm erklären wie diese Laterne funktioniert.
Nun steht Artam im Warteraum, welcher ein runder Raum ist, an dessen Wände die Anführer des Clans prangen, die zum Anführer des Herrscherclans wurden.
Früher haben viele gesagt Artam würde dem ersten Anführer, Fhadhi vom blauen Clan, 15. Herrscher des gelben Clans, ähnlich sehen. Artam selbst konnte diese Ähnlichkeit nie wahrnehmen. Nun jedoch ist es fast, als ob er in einen Spiegel blicken würde.
"Ob er auch so leichtsinnig mit dem Leben der Clans umgegangen ist?"fragt sich der Wirt.
Eine Zeit lang hat er sich überlegt hier Ausreden vorzubringen. Doch er selbst glaubt nicht an Ausreden, also hat er sich vorgenommen, dass er die Wahrheit sagt und jede ausgesprochene Bestrafung akzeptiert. Danach wird er sich noch seinem eigenen Gewissen stellen müssen.
Die Zeit scheint auch nicht zu vergehen, zumindest könnte Artam nicht sagen, wie lange er schon in dem runden Raum ist.
Er setzt sich einfach in die Mitte des Raumes und wartet bis die Diener des Rates nach ihm rufen.
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Es hätten Tage vergangen sein können, doch es waren nur wenige Augenblicke. Artam wird gerufen und stellt sich hin, er fühlt sich beruhigt, auch wenn er die Last spürt mit der er sich aufgeladen hat. Dann atmet er aus und betritt den Raum in dem der Rat auf ihn wartet.
Er sieht sich selbst dort stehen in seinen jungen Jahren. Er wurde mit Respekt vom Rat des blauen Clans empfangen.
Er schockierte sie alle, als er erklärte, dass er Wirt werden würde und um das Schiff gebeten hat, dass er kurz vorher noch als Kapitän geführt hat.
Artam lächelt, als er über die Schwelle tritt.
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Hallo liebe Leserinnen und Leser,
Hier das neue Kapitel mit etwas Hintergrund zu unserem werten Artam.
Was haltet ihr von der Variante mit den Rückblenden?
Wie unterscheidet sich der junge Artam vom jetzigen?
Bleibt so wie ihr seid!
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Lumina
FantasyLumina Ein Kontinent voller Gegensätze! Die ruhigen Waldnymphen versuchen nur ihren Lebensraum zu behalten, die Feuerteufel wollen ihren Lebensraum erweitern und mehr Schiffe bauen aus dem Holz des Waldes. Der Wirt Artam, vom Clan des blauen Fuchse...