Kapitel 55

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Seit dem traditionellen Essen vor drei Tagen plagt Alessia eine wilde Mischung aus Gefühlen mit welchen Schlaflosigkeit einhergeht. Sie zittert am ganzen Körper, weil ihr kalt ist.

"Unterkühlung und Übermüdung sorgen für das Zittern. Mein Körper versucht sich zu schützen!" Ermahnt sie sich selbst mit den Sätzen, die sie damals im Lehrbuch auswendig gelernt hat.

Sie bewegt sich und ihre Glieder schmerzen mit jedem Schritt.

"Werde ich nun auch noch krank an meiner Hochzeit sein?" Fragt sie sich und im gleichen Moment schüttelt sie entschlossen den Kopf.

"Ich kann doch nicht wirklich darüber nach denken wie schade es ist, dass meine Erinnerung hieran bestehen bleibt. Ich muss mich zusammenreißen!"diskutiert sie mit sich selbst.

Sie legt sich in den Zuber und beginnt sich zu waschen. Dann klopft es schon an der Türe.

"Alessia, lass dir nicht so viel Zeit! Du weißt, dass die Behelfsdamen gleich kommen!" Meldet sich Alena zu Wort.

Alessia rollt mit den Augen und dann sagt sie "Ja, bei Yasal, ich weiß, Alena!" 

Erneutes Klopfen, gefolgt von wilden Flüchen von Undankbarkeit und schlechten Manieren, die Alessia jedoch gekonnt ignoriert. Es dauert tatsächlich nicht lange da sind draußen vor der Türe die Behelfsdamen. Als solche werden immer unverheiratete, junge Feuerteufelinnen eingestellt, welche Alessia nicht kennt. Es sollten eigentlich nur Mitglieder des weißen Clanes sein, aber meistens sind nicht genug junge Feuerteufelinnen in der Stadt. Alessia zieht nur ihre Unterkleider an, dann öffnet sie die Türe und etwa 7 Feuerteufelinnen stürmen an ihr achtlos vorbei und hinein. Daraufhin nehmen sie sie bei der Schulter und setzen sie. Dann beginnen sie ihr die Nägel zu schneiden und merkwürdige weiß-graue Bänder um das Handgelenk zu binden. Zwei weitere bringen ein Kleid hinein, das strahlend weiß ist. 

"jeder Clan heiratet in seiner Farbe vor allem wenn es Hochzeiten mit verschiedener Klanbeteiligung sind!" rezitiert Alessia den Brauch für sich selbst. 

Hinter ihr nimmt eine der Behelfsdamen ein großes Büschel Haare und zieht daran, der Schmerz bringt Alessia zum Aufschreien. Beinahe hätte sie ausgeholt und nach hinten geschlagen, doch sie lässt es über sich ergehen. Ihr werden die Kopfhaare gepflochten. Die geflochtenen Zöpfe werden entlang ihres Halses mit weiteren Haarnadeln befestigt, was wahrscheinlich auch gut aussieht, jedoch für Alessias Geschmack nicht Alltagstauglich ist. Als sie das Prozedere an ihren Haaren und Nägekn überstanden hat, widmen sich die Behelfsdamen dem Kleid. Sie greifen und öffnen es komplett am Rücken. Dann breiten sie es aus und Alessia wird mehr oder weniger hineingeschoben. Noch bevor sie etwas sagen konnte, wird das Kleid geschlossen und geschnürt. Es ist so eng, dass es ihr fast die Luft abschneidet. 

Sodann verschwinden die meisten der Behelfsdamen kurz und kommen mit einem Ganzkörperspiegel zurück. Sie schaut sich im Spiegel an und kann sich kaum wieder erkennen. Ihre Kurven sind stark betont durch das abschnürrende Teil des Kleides und ihre Zöpfe betonen die Umrisse ihres Gesichtes. 

"Ich danke euch!" sagt sie mit einer zarten Stimme, die für sie sehr untypisch ist. Jedoch ist sie in diesem Moment einfach bei sich selbst und erstaunt darpber, wie sie aussehen könnte.

Die Behelfsdamen verbeugen sich und gehen mitsamt dem Spiegel weg, was Alessia auf eine merkwürdige Art traurig macht. Sie hätte sich selbst gerne noch bewundert.

"Vielleicht sollte ich doch etwas mehr darauf achten wie ich mich kleide, so wie es meine Mutter immer zu mir gesagt hat!" überlegt sie laut. 

"Vielleicht solltest du das, aber nicht alles, was deine Mutter gesagt hat, ist richtig oder gut für dich!" sagt Liorme mit schneidender Stimme, während sie in der Türe steht. 

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