Kapitel 1: Ein Albtraum in Person

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Pov. GLP

Ich hörte sein leises Atmen in der Dunkelheit. Ich sah seine dunkle Silhouette, ruhig und friedlich. Ich spürte seine Gedanken. Gute Gedanken. Ich strich die dunkelblonden Haare aus seiner Stirn, berührte leicht seine Haut und er kniff die Augen zusammen. Dichte Wimpern hinter denen sich eisige Seen befanden, kalt und dennoch warm zugleich. ,,Du wieder..." sagte er leise. Ich denke nicht, dass er sich zu dem Zeitpunkt, von der Müdigkeit überwältigt, seinen Taten bewusst war. Er schob mit sanfter, schlaftrunkener Gewalt meine Hand weg. Ich kam oft zu ihm. Es war meine Aufgabe in dieser Welt auch gegen meinen Willen Menschen zu schaden. Eine Berührung brachte Alpträume, eine Umarmung könnte dich bei den stärkeren nie wieder schlafen lassen. Küsse würden töten. Ein Mittel gab es, das die Kraft eines Alps absorbieren könnte und eine Typenkombination die uns töten könnte, beides ging kein Mensch freiwillig ein. Ich hielt es nicht aus, Tag für Tag, Nacht für Nacht, anderen zu schaden, nur um meinen schwachen Körper am leben zu halten. Er blinzelte mich an. Erst ein Auge, dann beide. Ich versuchte seinem Blick zu entgehen indem ich mich stumm auf das Fenster zubewegte. Ich hatte noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Es fühlte sich beschissen an ihn jeden Tag zu sehen und nie zu sprechen, doch wenn ich eine Bindung zu ihm einging drohte meiner Existenz echte Gefahr. Außerdem mochte ich meine Stimme nicht. Sie hörte sich schrecklich an. Ich wollte die Ohrenkrebsrate an der ich Schuld trug möglichst gering halten bis ich aus dieser Welt verschwinden konnte. ,,Warum sprichst du nie." Nuschelte er mir entgegen. Da wären wir bei dem Punkt er war sich nicht bewusst was er tat und ich sprach nicht. Zwei Fehler die beide von uns noch öfter eingehen werden. Ich zuckte mit den Schultern und wischte mir kurz mit dem Ärmel über die Augen, in denen sich gegen meinen Willen Tränen sammelten. Ich zeigte ihm meine schwache Seite. Die Punkte an denen ich verletzlich war. Ich wollte nicht sprechen. Ich wurde zu schwach. Ein leichtes Glühen flimmerte durch den Raum. Er war ein Magier und da ich mit der Welt der menschlichen (oder menschlichereren) weniger vertraut war konnte ich nicht, wie die anderen, an seinem Verhalten seine Fähigkeiten bestimmen, sondern ich musste mich etwas gedulden. Nein, im geduldig sein war ich wirklich nicht gut. Licht. Lichtmagie hatte mich immer schon in ihren Bann gezogen. Es war einfach faszinierend und geheimnisvoll. Genau wie ihr Anwender. Vor allem geheimnisvoll. Es gab so viele kleine und große Geheimnisse die ich noch nicht in ihm entdeckt hatte, dass ich mich fühlte wie ein kleiner Junge auf einer Schatzsuche. Schätze suchen, Geheimnisse suchen. Geheimnisse sind die Schätze eines jeden Menschen und wenn man sie teilt fühlt man sich meist von einer Last behoben. Aber wenn sie ans Licht kommen will jeder etwas davon ab haben und der, dem sie gehörten, hat nichts mehr davon. Ich wusste wovon ich sprach. Ich konnte mich nicht mehr blicken lassen. Lassen wir das, es lässt mich nur zurückdenken und Vergangenheit sollte man auch in Vergangenheit lassen. Er sah mir direkt in die Augen, ein Licht ruhte in seiner Hand und erhellte den ganzen Raum. Ich wandte den Blick aus dem Fenster, spürte seinen noch immer auf mir ruhen und wurde nervös. Es wurde Zeit zu gehen, doch etwas hielt mich davon ab. War es der Wunsch nach Gesellschaft? Ich wusste es nicht, aber meine Entscheidung war die falsche. Ich ging.

Nachts sind alle Katzen grau (Youtube Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt