Kapitel 31: So, wie er nicht hätte sein dürfen

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Pov. Tim

Langsam begann der Schmerz zu verebben und ich ließ augenblicklich so viel Luft wie ich konnte in mich hinein strömen. ,,Nein." Wimmerte der kleine und seine Stimme klang so hoch, dass ich ihn mit einem heulenden Hündchen hätte verwechseln können. Ich keuchte und mein Herz raste noch immer. Was zur Hölle?! ,,Nein, Nein, Nein!" Ich hörte wie er mit der Faust auf den Boden schlug und meinte einen Laut zu vernehmen, der wie ein Schluchzer klang. ,,Alles gut?" Maurice trat einen Schritt zu uns, in seinen Augen stand noch immer der Schock und die Verwirrtheit. Fast schon konnte ich die vielen kleinen Fragezeichen darin schwirren sehen. Ruckartig richtete der blonde sich auf, totes Laub hatte sich in seinen Haaren verfangen. Etwas Blut troff von seinen Lippen, seine Augen blitzten bedrohlich. ,,Nichts ist gut." Er klang heiser, verzweifelt und verstört. ,,Es wird zu viel, es wird alles zu viel! Jetzt, gerade jetzt... ich bin ein Versager, kann meiner Aufgabe nicht nachgehen, bin besessen von diesem Gedanken, dieser Frage. Was soll ich tun wenn es passiert? Und dann passiert es, ich bin am Arsch! Wegen wem? Wegen ihm!" Schrie er Maurice an und zeigte mit einem zitternden Finger auf mich. Ich erstarrte. ,,Was habe ich getan?" Ich verstand nicht. ,,DAS hast du getan!" Er zog sich den Ärmel an seinem rechten Arm hoch, um sein Handgelenk war ein dünner Silberfaden, kaum dünner als ein Haar. So viele Fragen schwappten wie eine gewaltige Flut in meinem Kopf hin und her, dass nicht nicht richtig denken konnte. Irgendetwas tief in mir drin wusste, was das bedeutete, wusste was er war und was ich ihm angetan hatte, doch es klickte nicht. ,,Was soll ich tun? Was soll ich tun?" Murmelte er immer wieder, Tränen begannen stumm über seine Wangen zu laufen. Aus meiner Verwirrung heraus sagte ich einfach das, was mir als erstes in den Kopf schoss. ,,Was ist so schlimm daran?" Ich spürte dass die Frage ihn hart wie ein Schlag traf und bereute es augenblicklich, dass sie über meine Lippen gekommen war. ,,Ich war immer der schlechteste. Ich bin einer, der zu viel an sich selbst denkt, ohne es zu wollen, einer, der sich niemals für andere die Finger schmutzig machen würde. Ich habe nie Wärme kennengelernt, also kann ich nicht unterscheiden was richtig und was falsch ist. Ich verlasse mich auf Tatsachen, ich habe keine Ahnung von Gefühlen. Ich weiß nur wie es ist nicht dazuzugehören. Das sind die schlimmsten Bedingungen die man als einer wie ich haben kann, ich dürfte eigentlich nicht existieren. Ich bin ein Fehler den diese Welt gemacht hat. Ich bin im falschen Körper, ich sollte etwas anderes sein, etwas, dem es erlaubt ist, seine eigene Meinung zu haben, etwas, das sich wehren kann und es nicht über sich ergehen lassen muss, wenn andere auf ihm herumtrampeln. Meine Art... sie ist schön, nett und selbstlos, bereit ihr Leben für jemanden zu geben, den das Schicksal aussucht. Was bin ich? Ich bin ein klappriger Streuner, ich kann nicht einmal fliegen. Diese Welt hat es nie zugelassen dass ich ging, was ich auch versuchte, ich wachte immer wieder auf, und dann... gerade wenn alles hätte endlich vorbei sein können tauchst du auf und tust das, was ich hätte für dich tun sollen." Es war, als hätte der Nebelschleier der meine Gedanken verdeckt hatte, sich mit einem Schlag gelüftet. Endlich verstand ich was er meinte.

Nachts sind alle Katzen grau (Youtube Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt